Schwalmtal Fläche und Form im Mühlenturm im Fokus

Schwalmtal · In Amern zeigen Bildhauer und Objektkünstler derzeit ihre Werke. Geöffnet ist bis zum 15. November.

 J.B. Huh (v.l.), Sebastian Meja, Simi Larisch und Wasa Marjanov (nicht auf dem Bild) stellen im Amerner Mühlenturm an der Dorfstraße aus.

J.B. Huh (v.l.), Sebastian Meja, Simi Larisch und Wasa Marjanov (nicht auf dem Bild) stellen im Amerner Mühlenturm an der Dorfstraße aus.

Foto: Busch

"Von der Fläche zur Form" lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Mühlenturm in Amern. Bernd Meyer hat vier Bildhauer und Objektkünstler versammelt, deren Arbeiten das Spiel mit dem Übergang von der Fläche zum Objekt formulieren: Sebastian Meja aus Kolumbien, Wasa Marjanov, geboren in Jugoslawien, Simi Larisch und J.B. Huh aus Korea.

Sebastian Meja verblüfft die Besucher des Turms schon beim Hereinkommen. Das Material, aus dem die gezeigten Arbeiten sind, ist Kunststofffolie. Mit Ölfarbe, Edding und Kugelschreiber zeichnet und malt er auf die Folie - aber auch mit dem Lötkolben, der Spuren der Zerstörung hinterlässt.

Was aber wirklich verblüfft, ist die starke perspektivische Verzerrung der teilweise ausgesprochen kleinen Malereien, die jeweils ein bekanntes Motiv aus der Kunstgeschichte zitieren. Durch die extreme Verzerrung entsteht der Eindruck, man schaue von der Seite auf ein in die Wand verschwindendes Bild. Daneben zeigt Meja Objekte aus Kunststofffolie: bemalte Kleider beispielsweise, die an ihren Kleiderbügeln zu schweben scheinen.

Auf der ersten Etage des Turms zeigt Wasa Marjanov seine Theaterwelt. In Bildern, Masken, und Kopfskulpturen, bestehend aus einer Vielfalt von Formen entwickelt er in der Art russischer Avangardisten eine Welt von Mimiken sowie Theaterfiguren wie Othello oder Lady Mcbeth. Marjanov zeigt, wie Masken die eigene Mimik verbergen und eine Erstarrung entsteht und stellt die Frage, inwiefern Kleider Leute machen. Simi Larisch zeigt "Zeitblumen". Das sind zum einen die Fotos von Flechten und Moosen, zum anderen die Häkeldeckchen. Beide Erscheinungen haben einen Zusammenhang: Sie blühen meist im Verborgenen und überleben in einer stillen Ecke - und werden von der Künstlerin hervorgeholt, wieder belebt und der Betrachtung übergeben. Die Häkeldecken entdeckte sie auf dem Flohmarkt, plastinierte und konservierte sie auf diese Weise und lässt sie an den Wänden des Mühlenturms zu neuem Leben erstehen. Sie scheinen über die Wandfläche zu krabbeln und zu schweben, neigen sich vor und zurück und verblüffen immer wieder aufs Neue.

Auf der obersten Etage sind Holzrefliefs von J.B. Huh zu sehen. Ganz still und zurückhaltend hängen sie an den Wänden und lassen bei dem unvorbereiteten Betrachter ganz kurz den Eindruck entstehen, er sehe gemalte Gesichter. Es ist schon faszinierend zu betrachten, wie aus einem Stück Lindenholz sich das angeschnittene Gesicht einer Frau herausschält, die Haare das Kinn umspielen und die Schulter sich vorzieht. Alle Porträts aus Holz sind farbig gefasst.

Die Ausstellung "Von der Fläche zur Form" ist bis zum 15. November sonntags von 11 bis 17 Uhr im Mühlenturm in Amern, Dorfstraße 1, zu besichtigen. Am kommenden Sonntag, 8. November, gibt Wasa Marjanov um 15 Uhr eine Einführung in sein Werk.

(b-r)
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