Kreis Viersen Figuren erzählen Geschichte

Kreis Viersen · Wer aufmerksam durch unsere Ortskerne spaziert, entdeckt figürliche Darstellungen, die viel zu erzählen haben. Sie stehen in den Fußgängerzonen, auf den Märkten oder an den Kirchen, an gut sichtbaren Stellen also. Sie erinnern an die Menschen, die einst in den Ortschaften des heutigen Kreises Viersen lebten und arbeiteten. Häufig repräsentieren die Figuren einen Vertreter eines Berufes, der für den Ort typisch war.

 Der "Jüüt" in Hinsbeck erinnert an den Beruf des Leinenbleichers. Er schöpfte mit einer Kelle Wasser auf die auf einer Wiese ausliegenden Leinentücher.

Der "Jüüt" in Hinsbeck erinnert an den Beruf des Leinenbleichers. Er schöpfte mit einer Kelle Wasser auf die auf einer Wiese ausliegenden Leinentücher.

Foto: Busch

In Kaldenkirchen beispielsweise ist gleich an der Pfarrkirche St. Clemens ein Zigarrenmacher zu sehen. Er erinnert an die Tabakmanufakturen, die es im 19. und frühen 20. Jahrhundert gab. Von Hand rollt er die Tabakblätter zur Zigarre auf. Der Bürgerverein kümmerte sich darum, dass die von Loni Kreuder gefertigte Figur 1990 am Eingang der Fußgängerzone aufgestellt wurde.

 Die "Sekes Männekes", hier an der Katharinen-Kirche in Willich, spielten der Sage nach den Einwohnern der Stadt nachts böse Streiche.

Die "Sekes Männekes", hier an der Katharinen-Kirche in Willich, spielten der Sage nach den Einwohnern der Stadt nachts böse Streiche.

Foto: Wickerath

Die Künstlerin schuf ebenso die Figur des Kiependraegers, der in Breyell zu sehen ist. Die Kiependraeger trugen eine Kiepe auf dem Rücken, einen langen Korb, in dem sie ihre Waren transportierten. Die Breyeller Händler pflegten eine eigene Geheimsprache, das Krämerlatein. In dieser Sprache konnten sie sich unterhalten, wenn sie auf Wanderschaft waren.

 Einem liebenswerten Lobbericher Angeber, einem "Wenkbüll", setzten die Lobbericher ein Denkmal vor dem alten Rathaus.

Einem liebenswerten Lobbericher Angeber, einem "Wenkbüll", setzten die Lobbericher ein Denkmal vor dem alten Rathaus.

Foto: Busch

Von Loni Kreuder stammt auch der "Jüüt", der an der Hinsbecker Kirche St. Peter steht. Die "Jüüt" ist eine lange Kelle, mit der die Leinenbleicher im 18. und 19. Jahrhundert Wasser auf die Leinentücher spritzten, die auf einer Wiese, der "Bleiche", lagen. Wasser und Sonne sorgten dafür, dass die Tücher schön weiß wurden. An die früheren Bleichwiesen der Orte erinnern mitunter Straßennamen - in Waldniel gibt es beispielsweise den Bleichwall, in Viersen die Bleichstraße, in Grefrath den Bleichweg.

 Der Heideschnitter im Herzen Elmpts erinnert an den Beruf des Besenbinders.

Der Heideschnitter im Herzen Elmpts erinnert an den Beruf des Besenbinders.

Foto: Busch
 Der Müller und sein Esel sind vor der Kirche St. Heinrich in Mülhausen zu sehen. Die Mülhausener Mühle gab dem Ort einst seinen Namen.

Der Müller und sein Esel sind vor der Kirche St. Heinrich in Mülhausen zu sehen. Die Mülhausener Mühle gab dem Ort einst seinen Namen.

Foto: Wickerath
 Im 19. Jahrhundert entstanden im Mühlenbachtal lederverarbeitende Betriebe. Dieser Gerber in Schaag erinnert daran.

Im 19. Jahrhundert entstanden im Mühlenbachtal lederverarbeitende Betriebe. Dieser Gerber in Schaag erinnert daran.

Foto: Busch

Auf die Heide ringsum, die heute noch viele Ausflügler anlockt, verweist die Figur des Heideschnitters in Elmpt, entworfen von Bildhauer Michael Franken. Der Beruf des Besenbinders war früher in Elmpt und Umgebung nicht selten: Er schnitt das Material, das er benötigte, in der Heide. An die industrielle Vergangenheit des Weberdorfes Oedt erinnert das Weberdenkmal am Niedertor. Auf die Lederindustrie verweist die Figur eines Gerbers auf dem Hubertusplatz in Schaag.

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