Niederkrüchten Feuerwehr braucht Geld, Auto und ein Klo

Niederkrüchten · André Erkens wirft der Politik vor, Anschaffungen zu streichen, ohne sich zu informieren. Der Jugendfeuerwehr fehlt eine Toilette - daher müssen jetzt vier Betreuer bei Übungsstunden dabei sein.

129 Einsätze verzeichnete die Feuerwehr Niederkrüchten im vergangenen Jahr - mit insgesamt 190 Alarmierungen. Das ist eine Steigerung gegenüber 2013, wo es 108 Einsätze mit 148 Alarmierungen gab.

Die Differenz in der Zahl der Einsätze und Alarmierungen rührt daher, dass am Tage oft zwei oder sogar alle drei Löschzüge zu ein und demselben Einsatz alarmiert werden müssen, weil ansonsten die Gefahr bestünde, dass wegen der Tatsache, dass viele Feuerwehrleute auswärts arbeiten, nicht genügend Kräfte am Einsatzort verfügbar wären.

Deshalb soll in Kürze eine so genannte "Tagesschleife" eingerichtet werden, in der die Feuerwehrleute vertreten sind, die bei der Gemeinde beschäftigt sind. Nur so werde es in Zukunft möglich sein, die Hilfsfristen und definierten Schutzziele zu erreichen, erklärte Wehrführer André Erkens. Vorgeschrieben ist unter anderem, dass innerhalb von acht Minuten neun Wehrleute - genauer gesagt: neun Wehrleute mit neun verschiedenen Funktionen - zu einer Einsatzstelle gelangen.

Deutliche Worte fand Erkens in Richtung von Verwaltungsspitze und Rat: Die Politiker einiger Fraktionen kämen zwar zu den Jahreshauptversammlungen, allerdings ergäben Gespräche mit anderen Fraktionsmitgliedern, dass das Gehörte dann nicht transportiert werde. Außerdem habe bislang keine Partei vom Angebot der Feuerwehr, sich zu Informationsabenden zu treffen, um dort die Anliegen zu besprechen, Gebrauch gemacht.

So werde regelmäßig aufgrund der Haushaltslage gestrichen, ohne dass die Entscheider sich darüber informierten, warum die Feuerwehr entsprechende Dinge beantragt habe. Ein Stromerzeuger für die Feuerwehrzentrale im Katastrophenfall, einfache Whiteboards für die Einsatzleitung, Garagen für Betriebsmittellagerungen - das seien nur die kleineren Beispiele aus den letzten Jahren.

Jetzt stehen größere Probleme an: Der Einsatzleitwagen aus Oberkrüchten habe drei Jahre auf der Liste der dringend erforderlichen Ersatzbeschaffungen gestanden, sei immer gestrichen worden. Jetzt sei er endgültig kaputt. Die Verwaltung habe zwar angeboten, 2000 Euro in die Reparatur zu stecken, das Fahrzeug habe aber nur noch einen Wert von unter 1000 Euro gehabt, und zwei weitere teure Reparaturen hätten sich bereits angekündigt. Darunter leide jetzt die Jugendfeuerwehr, denn die habe ihren Transporter nun abgeben müssen, damit Oberkrüchten einsatzfähig bleibe. "Jugendarbeit, die für unser Feuerwehr-Überleben absolut wichtig ist, muss zurückstecken", so Erkens.

Im Bericht der Jugendfeuerwehr wurde dann noch eine Baustelle deutlich: Eine zum Schulungsraum gehörende Toilette musste wegen eines Defekts abgebrochen werden. Jetzt müssen die Jugendlichen dafür in ein anderes Gebäude gehen - natürlich nur begleitet durch einen Betreuer. Und auch nicht durch einen, sondern durch zwei - das will die Prävention gegen sexuellen Missbrauch so. Genauso müssen zwei Betreuer bei den restlichen Kindern bleiben. Eine Übungsstunde erfordert damit vier Ausbilder, wo sonst zwei gereicht hätten. Als Kosten für den Wiederaufbau einer Toilette im gleichen Gebäude seien 1300 Euro errechnet worden.

Um richtig viel Geld geht es bei der Ersatzbeschaffung eines neuen Hilfeleistungs- und Löschfahrzeugs. Gleich zwei Fahrzeuge vom Typ LF 16 sind mit den Baujahren 1989 und 1990 fünf und sechs Jahre überfällig bei der Ersatzbeschaffung. In stundenlangen Sitzungen - ehrenamtlich und in der Freizeit - habe die Feuerwehr zu einem Weg gefunden, wie man bei der Beschaffung eines Fahrzeugs mindestens 34 000 Euro sparen könne.

Allerdings hätte dazu ein Schulterschluss zwischen Verwaltung, Rat und Feuerwehr erfolgen müssen. So muss nun europaweit ausgeschrieben werden. "Lassen Sie uns besser und enger zusammenarbeiten, um die großen Herausforderungen der Zukunft zu meistern", appellierte Erkens.

(hah)
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