Viersen Familie von getöteten Luca äußert sich zu Gedenkstein

Viersen · Eine Initiative möchte für den getöteten fünfjährigen Luca einen Gedenkstein errichten lassen. Die Familie des Jungen sowie die Bürgermeisterin sind jedoch dagegen. Laut des Großvaters wurde die Familie im vergangen Jahr massiv angefeindet.

Kind stirbt im Oktober 2016 - Polizei durchsucht Wohnung in Viersen
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Foto: Busch

Bald ist es genau ein Jahr her, dass der Junge ermordet wurde. Rolf Z. fällt es immer noch schwer, über die Zeit zu sprechen. "In einer Nacht wurde meine ganze Familie zerstört", sagt der Großvater im Gespräch mit unserer Redaktion. Am 23. Oktober wurde sein fünfjähriger Enkel von dessen Stiefvater massiv misshandelt und anschließend erwürgt. Rolf Z.s Tochter war zu dem Zeitpunkt in der Wohnung. Sie wurde vom Gericht zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Lucas Stiefvater muss lebenslänglich ins Gefängnis.

Eine Initiative möchte nun einen Gedenkstein für Luca errichten. Auf einer Internetseite wurde eine Unterschriftenaktion gestartet, um Stimmen für das Vorhaben zu sammeln. Rolf Z. und die Familie des Jungen sind jedoch dagegen und erheben schwere Vorwürfe gegen einige der Initiatoren. "Wir sind von genau diesen Leute massiv angefeindet, beleidigt und bedroht worden", sagt er. Er könne zwar die Traurigkeit und die Wut der Menschen über die Tat verstehen, nicht jedoch, warum man der Familie nach dem Verlust des Jungen die Schuld daran gebe.

Bilder: 500 Menschen trauern in Dülken um getöteten Luca
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500 Menschen bei Trauermarsch für Luca

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Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Mitglieder der Initiative baten, ohne das Einverständnis der Hinterbliebenen von Luca, bei der Viersener Bürgermeisterin um Zustimmung für ihr Vorhaben. Die Stadt lehnte das jedoch ab. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte ein Sprecher der Stadt die Absage. Es sei zum Teil unmöglich, "eine Gedenkstätte im öffentlichen Raum dauerhaft so zu schützen, dass jederzeit die Würde des Gedenkens gewahrt werden könnte", heißt es. Nach Ansicht der Stadt "widerspräche es dem Charakter eines Orts des Gedenkens, wenn hier — leider — jederzeit mit Verschmutzungen oder Vandalismus gerechnet werden müsste", teilte der Stadtsprecher weiter mit.

Auch Lucas Großvater hat die Befürchtung, dass mit einer Gedenkstätte keine Ruhe einkehren würde. Aus Sorge vor Anfeindungen bei der Beerdigung habe man den Jungen nicht einmal in seinem Heimatort beisetzen können, sagt er. "Wenn ich um mein Enkelkind trauern möchte, dann kann ich das überall tun. Da brauche ich keinen Gedenkstein für", sagt er.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Versionen standen in diesem Artikel Zitate einer Mitorganisatorin der Initiative. Diese Zitate wurden inzwischen zurückgenommen und daher aus dem Artikel entfernt.

(skr)
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