Niederkrüchten Erzieherinnen sorgen sich um Förderung

Niederkrüchten · Die Änderung bei der Finanzierung der Therapeutenstellen in Kitas halten einige Erzieherinnen für eine Katastrophe.

 Die Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk (links) und Dietmar Brockes (rechts) mit Carina Hilgers (2.v.l.), Michaela Berndt (3.v.l.), Ute Bauckhage (Mitte), Elternvertretern und Kindern.

Die Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk (links) und Dietmar Brockes (rechts) mit Carina Hilgers (2.v.l.), Michaela Berndt (3.v.l.), Ute Bauckhage (Mitte), Elternvertretern und Kindern.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Ute Bauckhage, Michaela Berndt, Carina Hilgers und ihre Mitstreiterinnen in der Kindertageseinrichtungen der Region sorgen sich um ihre Kinder. Mit der Inklusion sollte gerade für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf vieles besser werden. Doch das scheint offensichtlich nicht der Fall zu sein. Einige Erzieherinnen sprechen schon von einer Katastrophe. Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Dr. Marcus Optendrenk (CDU) und Dietmar Brockes (FDP) sowie Elternvertretern erörterten sie in der Kita Simsalabim in Elmpt die aktuelle Situation.

Das Thema Inklusion sei "emotional ungeheuer aufgeladen", sagte Michaela Berndt, Leiterin in der Vennmühle in Brüggen. Sie hat, wie viele andere seit den Sommerferien, schon erste Erfahrungen mit den neuen Regelungen zur Inklusion machen dürfen. Und die sind, ähnlich wie bei Carina Hilgers vom DRK-Kindergarten Abenteuerland in Elmpt, nicht durchweg positiv.

Die neuen Regelungen bedeuten unter anderem, dass es für die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf Physiotherapie oder Logopädie in den Kitas auf Vorlage eines Rezeptes gibt. Damit sind die Eltern gefordert, die Rezepte einzuholen. Ärzte müssen sie ausstellen - und das belastet ihr Budget. Die Kitas kooperieren mit Physiotherapeuten, die ins Haus kommen. Beide müssen flexibel planen, aber auch wirtschaftlich rechnen. Die Rechnung geht aber anscheinend nicht auf. In der Vennmühle wurde die Physiotherapie nach den Erfahrungen der ersten beiden Monate beispielsweise von fünf auf zwei Tage in der Woche heruntergefahren.

Bislang gab es in den Kitas oft fest angestellte Therapeuten. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) übernahm die Kosten für das therapeutische Personal seit 1983 auf freiwilliger Basis. Grundsätzlich seien aber die Krankenkassen dafür zuständig. Deshalb gab es zum Sommer die Veränderung.

Nun erhalten die Kitas vom Landschaftsverband eine Pauschale. Für jedes Kind mit Behinderung gibt es 5000 Euro pro Jahr, um den pädagogischen Standard in den Gruppen zu verbessern. Die Kitas können sich zudem als sogenannte Orte der Leistungserbringung von Krankenkassen anerkennen lassen und mit ihnen direkt abrechnen. Im Landschaftsverband Ostwestfalen-Lippe funktioniert die Regelung mit den Rezepten. Im Rheinland klappt die Umsetzung derzeit nicht zur Zufriedenheit der Erzieherinnen. Wenn der Therapeut für 20 Minuten in die Einrichtung kommen würde, fehle der ganzheitliche Blick auf das Kind, sagte Uta Bauckhage von der Kindertagesstätte Simsalabim aus Elmpt.

Dietmar Brockes und Marcus Optendrenk berührt die Diskussion um die Inklusion nicht nur als Volksvertreter, sondern auch als Väter. "Das Tempo der Umsetzung darf nicht zu schnell sein, damit man es so umgesetzt bekommt, wie man es möchte", sagte Brockes. Er verwies darauf, dass das neue Konzept kein Sparmodell sei. Allerdings sollte man Optionen für die Kitas schaffen, damit sie das, was gut funktioniert, nicht über den Haufen werfen müssten.

Optendrenk betonte die Bedeutung der individuellen Förderung. Man müsse jedem die Chance geben, seine Talente zu entdecken, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu können. Er befürworte die Chancengleichheit. Das beinhalte aber nicht, dass alles gleich sein müsse. "Häufig kosten Systeme, die alles gleich machen, mehr Geld", sagte Optendrenk. Er stieß ein Gespräch zwischen Vertretern der Kitas im Kreis Viersen und Vertretern der Landschaftsversammlung im LVR an.

(wiwo)
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