Viersen Erster Austausch mit Chabarowsk

Viersen · Zwischen Viersen und der russischen Stadt soll es 2017 einen Jugendaustausch geben

 Der Erste Beigeordnete Paul Schrömbges (4. v.r.) beim Treffen mit den Mitgliedern der Gemeinschaftskammer Region Chabarowsk.

Der Erste Beigeordnete Paul Schrömbges (4. v.r.) beim Treffen mit den Mitgliedern der Gemeinschaftskammer Region Chabarowsk.

Foto: Alo/Beate Passon

13.000 Kilometer liegen zwischen Viersen und Chabarowsk, der russischen Stadt mit rund 570.000 Einwohnern. "Wenn ich in Viersen das Haus verlasse, dann sind es genau 23 Stunden und 45 Minuten, die ich brauche, bis ich in Chabarowsk meine Hoteltürklinke in der Hand habe", sagt Daniel Kruppa. Er weiß wovon er spricht, denn sechsmal hat er diese Reise für die Stadt Viersen bereits angetreten. "Wir haben vor sechs Jahren einen Boten geschickt und der hat überlebt", scherzt der Erste Beigeordnete Paul Schrömbges. Eine Aussage, die Kruppa, den Leiter des städtischen Bereichs Kinder-, Jugend- und Familienförderung, herzlich lachen lässt. Er, der fließend Russisch spricht, war damals nämlich auch der Bote.

Nach der nunmehr sechsjährigen gemeinsamen Vorgeschichte hoffen alle Beteiligten, dass es 2017 zu einem ersten Jugendaustausch kommt. Die Finanzierung läuft über die IJAB, die Fachstelle Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland. Die Einrichtung setzt sich für die Förderung der internationalen Jugendarbeit ein.

Die Stadt Viersen hatte sich dem Aufruf des damaligen Außenministers Guido Westerwelle angeschlossen, der für einen Austausch mit Russland warb. Die Stadt Chabarowsk war daran sehr interessiert, aber sie hatte bereits drei fehlgeschlagene Versuche mit anderen deutschen Städten hinter sich gebracht. Die Entfernung und die Tatsache, dass in Russland alles ein wenig langsamer und komplizierter abläuft, hatte begonnene erste Kontakte wieder einschlafen lassen. Auch bei der Viersener Stadtverwaltung musste man feststellen, dass der Aufbau einer Zusammenarbeit nicht einfach ist. Dabei sind es weniger Sprachprobleme, da in der Stadt am Amur, nahe der Grenze zu China, hervorragend Englisch gesprochen wird und die deutsche Sprache ebenfalls stark vertreten ist. "Es liegt daran, dass überall Absichtserklärungen gemacht werden müssen. Nur das Problem ist, die Leute auf den Leitungsposten wechseln und teilweise geht wieder alles von vorne los", sagt Schrömbges. "Aber wir haben nicht aufgegeben." So erhielt die Stadt Viersen eine Genehmigung für einen Austausch, aber kaum drei Wochen später erfolgte ein Gouverneurswechsel und alles war gegenstandslos.

Trotz der Hindernisse kam es zu den ersten Fachkräfteaustauschen zwischen Viersen und Chabarowsk. Studenten aus dem Bereich Verwaltung und Recht der Uni in Chabarowsk reisten an, es gab Jobsharing, Praktika und Partner wie die Hochschule Niederrhein konnten gewonnen werden. Gruppen aus Chabarowsk informierten sich über die offene Kinder- und Jugendarbeit. Nun soll auch dem Jugendaustausch nichts mehr im Weg stehen. Schrömbges war selbst vor einer Woche in Chabarowsk, wo er bei den Deutsch-Russischen Kulturtagen referierte. Auch Bettina Passon, Leiterin der Jugendeinrichtung Alo, machte sich auf den Weg, um sich vor Ort ein Bild von der Jugendarbeit zu machen. " Ich war von der Gastfreundlichkeit der Menschen berührt. Sie sind arm, aber das wenige, das sie haben, teilen sie. Erschreckt hat mich die Armut auf hohem Bildungsniveau", sagt Passon.

(RP)
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