Viersen Erinnerungen an die "ärschte Komelijuen"

Viersen · Ob Schulanfang, Kirche-Spielen oder Äpfel-Einkochen — die fünf Vortragenden der 35. Mundart-Matinee des Heimatvereins ließen im Weberhaus die gute alte Zeit lebendig werden

"Noch immer mit Freud dabei" sind die Mitglieder des Mundart-Kreises im Verein für Heimatpflege Viersen. Dessen Leiterin Marieluis Boes begrüßte die Gäste im gut besuchten Weberhaus zur 35. Mundart-Matinee des Vereins, unter ihnen ihre Vorgängerin Gertrud Bohnen. Helena Siemes war leider durch Krankheit verhindert. Unter dem Thema "Läeve on Wirke vroier" standen fünf Vorträge.

Wie es "en de Schuel" vor gut 60 Jahren zuging, erzählte Ria Herbrand, die sich einen Text von Kathi Damjacob vornahm. "Sue viel Jedöns" wie heute beim Schulanfang gab es damals nicht. Es hatte auch nicht jedes Kind eine Tüte. Die Tafel war die erste Möglichkeit, Schreiben zu lernen. Doch ein falsches Wort: Da musste der Schwamm her, vielleicht auch mit Spucke befeuchtet. Alle lachten herzlich, denn sie erinnerten sich gut an die eigene Schulzeit.

Einen Text von Helena Siemes verfolgten die Gäste besonders engagiert: Irmgard Terporten las aus den "Kirek-schpielen", wie die Messdiener Prozessionen und Messen nachstellten. Dabei wurden die Messdiener von Mädchen gespielt - was ihnen in Wirklichkeit verboten war. Marie-Luis Boes verband gekonnt die einzelnen Vorträge, von den Kirek-schpiele ging sie nahtlos zur "Ärschten Komelijuen" über. Marlene Neumann erzählte aus eigenem Erleben, wie groß die Erstkommunion früher gefeiert wurde. Die Jungs, 14 Jahre alt, trugen zum ersten Mal einen Anzug mit langer Hose. Das änderte sich, als Papst Pius X. das Kommunionalter auf zehn Jahre herabsetzte. Alle im Saal erinnerten sich an üppige Feiern mit tollem Essen. Aber auch daran, dass in Dülken die Mädchen sich in der Zeit vor dem Weißen Sonntag nicht karnevalsmäßig verkleiden durften. Für die Familien hieß es: "joot spare" für die Kommunion.

Unter schallendem Lachen der Zuhörer las Manfred Thyssen die Geschichte von "De Kruutpaarsch" vor, die Gertrud Bohnen aus eigener Erfahrung in ihrem Bongert an der Renneper Straße und der Anlage von Herbert Hasenkox an der Nette erzählte. Fallobst von Äpfeln und Birnen wurden in der Krautpresse zerkleinert, alles ungewaschen "und mit den Würmern", und dann im großen Kessel gekocht. Solch eine "Kruutpaarsch" gab es früher in jedem Ort.

"För der Wengkter sorije" empfahl zum Abschluss Marie-Luis Boes - sei es mit gelagerten Äpfeln oder eingekochtem Gemüse. Eier wurden in Salz eingelegt, Bohnen im Steintopf. "So, nun habt ihr sicher alle Appetit", entließ Marieluis Boes ihre Gäste. Herzlicher Applaus galt ihr und ihrem Team. Willi Korn vom Vorstand des Heimatvereins dankte allen mit Blumensträußen.

(flo)
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