Niederkrüchten Erdkundestunde führt Schüler in den Wald

Niederkrüchten · Siebtklässler der Realschule Niederkrüchten erfuhren gestern mit Hilfe des Umweltbusses "Lumbricus", wer für fruchtbaren Waldboden sorgt

 Reihum sorgen die Schüler dafür, dass der spezielle Stock, in dem man später die Bodenschichten sehen kann, in die Erde getrieben wird.

Reihum sorgen die Schüler dafür, dass der spezielle Stock, in dem man später die Bodenschichten sehen kann, in die Erde getrieben wird.

Foto: Heike Ahlen

Auf dem Stundenplan der Klasse 7a an der Realschule Niederkrüchten steht ein besonderer Waldspaziergang: Dietmar Schruck vom "Lumbricus"-Team der Natur- und Umweltschutzakademie NRW ist mit dem Umweltbus zur Schule gekommen. Den Bus hat Erdkundelehrerin Anja Winkler für ihre Klasse bestellt. Sie vermisst Boden-Geografie schmerzlich im Lehrplan. Weil die in ihrer Studienzeit zu ihren Lieblingsfächern zählte, möchte sie, dass auch ihre Schüler erleben, wie viel Spaß das machen kann.

Die 25 Jungen und Mädchen machen sich mit Schruck gemeinsam auf den Weg in den Wald. Es regnet. Unterwegs erklärt Schruck, worum es geht: "Was passiert mit dem Laub, nachdem es im Herbst zu Boden gefallen ist? Wer zersetzt das? Wer profitiert davon? Wer macht fruchtbaren Boden? Und warum stinkt der Waldboden nicht, obwohl er doch feucht und modrig ist?"

Als der Mann mit dem breitkrempigen Allwetterhut im Wald das erste Eichenblatt in die Hand nimmt, lässt er die Siebtklässler raten: "Seit wann liegt das hier?" Die Antwort kommt prompt: "Seit dem letzten Herbst!" Mit kleinen Schaufeln, aber auch mit bloßen Händen wird weitergearbeitet. Ein Blatt aus dem Herbst 2014 sieht schon deutlich löchriger aus. Etwas tiefer gibt es dann nur noch kleine Blatt-Teile - und noch ein bisschen tiefer führen die ersten Wurzeln durch den Waldboden, die dort Nahrung für die Bäume ziehen. "Diese Schicht markiert einen Zeitraum von vier bis zehn Jahren, nachdem die Blätter vom Baum gefallen sind", erklärt der Experte. Das ist noch fassbar. Aber was dann kommt, lässt Schruck in staunende Gesichter schauen: "Ein Zentimeter neuer Waldboden entsteht in etwa 100 Jahren."

Dann ist körperliche Kraft gefragt. Ein hohler Stock soll mit kräftigen Hammerschlägen in den Boden getrieben werden. Reihum treiben die Schüler den Stock in den Boden. In dem Hohlraum sind nach dem Herausdrehen die einzelnen Bodenschichten gut erkennbar. Nach unten wird der Boden immer heller.

Die Schüler kneten ihn mit etwas Wasser, während Mitschüler Timo vorliest: Zunächst soll eine etwa bleistiftdicke Wurst gerollt werden. Geht das? Oder zerbröselt alles? Nein, es geht - also ist der Boden hier lehmhaltig. Dann eine halb so dicke Wurst kneten - das geht auch. Also handelt es sich um Lehmboden. Jetzt kommt noch die Probe am Ohr: Wenn man den Klumpen zerreibt - knirscht es dann? Ja, es knirscht, also ist der Boden ordentlich sandhaltig. Das zu wissen, so lernen die Schüler nebenbei, ist wichtig, wenn man als Forstwirt entscheiden möchte, welche Bäume hier gut wachsen werden.

Dann geht es ans Eingemachte: Einige Mädchen streifen Gummihandschuhe über, sie sollen unter dem Totholz die kleinen Lebewesen des Waldes suchen - die Tausendfüssler, Asseln und Käfer. Mit ihrer Hilfe kommen sie dem Geheimnis auf die Spur, wer für den fruchtbaren Waldboden verantwortlich ist, wer im Laufe vieler Jahre dafür sorgt, dass neuer Boden entsteht.

(hah)
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