Viersen Ein Zuhause für Schüler und Lehrer

Viersen · Heute vor 50 Jahren begann für die ersten 70 Jungen am Bischöflichen Albertus-Magnus-Gymnasium der Unterricht. Einer ihrer sechs Lehrer war Ulli Ortsiefer, der sich dem AMG noch heute verbunden fühlt

 Bis zum Schuljahr 1982/83 besuchten nur Jungen das AMG. Die ersten 51 Mädchen wurden in die Oberstufe eingegliedert, nach und nach folgten Mädchen in den unteren Klassen.

Bis zum Schuljahr 1982/83 besuchten nur Jungen das AMG. Die ersten 51 Mädchen wurden in die Oberstufe eingegliedert, nach und nach folgten Mädchen in den unteren Klassen.

Foto: AMG

Ein Klavier, Band 1 der Buchreihe "Musik im Leben" und ein Plattenspieler: Das war 1967 Ulli Ortsiefers Grundausstattung für den Unterricht. Gerade 22 Jahre alt, trat er damals seine Stelle als Musiklehrer am Bischöflichen Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) in Dülken an. Sein erster Schultag war heute vor 50 Jahren, am 7. September 1967. Und nicht nur seiner: Es war der erste Schultag in der Geschichte des AMG. "42 Jahre habe ich am AMG unterrichtet. Das war meine einzige Station als Lehrer", erzählt Ortsiefer, der seit acht Jahren pensioniert ist. "Wenn ich heute am Schulgebäude vorbeigehe, fühlt es sich so an, als würde ich an einem Haus vorbeikommen, in dem ich mal gewohnt habe."

Ortsiefer ist in Königswinter aufgewachsen, hat in Aachen Kirchenmusik studiert und sich danach in Dülken niedergelassen. Dort lebt der 72-Jährige immer noch. Wenn die rund 1100 Schüler und etwa 80 Lehrer des AMG heute Vormittag das Jubiläum feiern, ist er als Ehemaliger dabei. Für den 15. November, den Patronatstag des heiligen Albert, ist schon das nächste Fest geplant: "Das alljährliche Albertusfest hat am AMG Tradition", sagt Ortsiefer, der nie darüber nachdachte, an eine andere Schule zu wechseln: "Ich habe mich am AMG immer wohl gefühlt." Bis zum Sommer hat er sogar noch regelmäßig in den Schulmessen Orgel gespielt.

 Der erste Ausflug des Kollegiums, mit Küchenpersonal in eine Tropfsteinhöhle im Sauerland 1968: links Schulleiter Josef Kiwitz, rechts Ulli Ortsiefer.

Der erste Ausflug des Kollegiums, mit Küchenpersonal in eine Tropfsteinhöhle im Sauerland 1968: links Schulleiter Josef Kiwitz, rechts Ulli Ortsiefer.

Foto: AMG

Ortsiefer war 1967 einer von sechs Lehrern, die am gerade gegründeten AMG 70 Jungen unterrichteten. Seit dem Schuljahr 1982/83 besuchen auch Mädchen die Schule. Das Kollegium habe dies damals sehr begrüßt, erinnert sich der Rentner: "Das hat dem AMG gutgetan. Das Klima veränderte sich, es war alles nicht mehr so burschikos." 51 Mädchen saßen 1982 in den Klassenzimmern - und 654 Jungen.

"Das AMG war 1967 die dritte Tagesheimschule in NRW. Bis heute ist es die einzige in Viersen", erzählt Ortsiefer. Die Schüler bleiben bis nachmittags, essen gemeinsam mit den Lehrern in der Mittagspause, verbringen - wenn sie möchten - mit ihnen in verschiedenen Interessensgruppen ihre Freizeit. Dann geht es zum Beispiel um Sport oder Musik, Kunst oder Theater. Bis heute ist das so. "Anfangs war alles familiärer", räumt Ortsiefer ein. "Da fragte die Köchin noch morgens uns sechs Lehrer, was sie am nächsten Tag kochen soll." Doch bis zu seiner Pensionierung habe er am AMG immer eine starke Verbindung zwischen Lehrern und Schülern gespürt, ein Gemeinschaftsgefühl. "Sie begegnen sich den ganzen Tag über, nicht nur in den Unterrichtsstunden." Auch jetzt noch habe er Kontakt zu ehemaligen Schülern. In den ersten zehn bis 15 Jahren seien die Schüler des AMG übrigens rebellischer gewesen: "Ich habe den Eindruck, sie setzten sich kritischer mit der Zeit auseinander, in der sie lebten." Heute seien die Jugendlichen angepasster - dafür aber auch zielorientierter.

(RP)
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