Viersen Ein persönlicher Blick auf Ettls Werk

Viersen · Unter dem Titel "Heimat. Eine Retrospektive" sind ab Sonntag, 13. September, Arbeiten von Georg Ettl in der Villa V zu sehen. Im Katalog zur Ausstellung erinnern Kunsthistoriker, Freunde und Bekannte an den 2014 gestorbenen Künstler.

 Reduziert auf das Wesentliche sind die Figuren Georg Ettls. Sein Schaffen beleuchtet eine Ausstellung in der Villa V an der Burgstraße 4 in Viersen.

Reduziert auf das Wesentliche sind die Figuren Georg Ettls. Sein Schaffen beleuchtet eine Ausstellung in der Villa V an der Burgstraße 4 in Viersen.

Foto: Busch

Die Figur hat einen Kopf, aber kein Gesicht. Sie hat einen Mund, aber keine Augen, einen Oberkörper, aber keine Arme. Die Figur ist reduziert auf das Wesentliche, schnörkellos. So kennen viele Viersener die Arbeiten Georg Ettls, der im vergangenen Jahr in Viersen starb. Unter dem Titel "Heimat. Eine Retrospektive" sind ab Sonntag, 13. September, in der Villa V an der Burgstraße in Viersen Arbeiten des Künstlers zu sehen, die einen Einblick in sein Schaffen geben.

Die umfassende Klammer ist das Thema Heimat, unter das die Inhaberin der Villa, Gerda-Marie Voß, in diesem Jahr die kulturellen Veranstaltungen stellte. Wie unterschiedlich die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Begriff Heimat aussehen kann, zeigten in der Vergangenheit schon verschiedene Präsentationen. Nun gehört also eine Ettl-Retrospektive dazu. "Für mich ist Heimat ein anderer Begriff als für viele andere", sagt Voß, "weil ich eine innere Heimat beleuchten möchte. Und diese innere Heimat findet Ausdruck in Georgs Kunst." So heißt es in der Ankündigung zur Vernissage: "Gerade durch die scheinbare Loslösung von einer bestimmten Raum- und Zeitlichkeit lässt Ettls Werk über die Verortung des Menschen nachdenken."

Georg Ettl, 1940 in Nittenau in der Oberpfalz geboren, zog 1959 nach Detroit, wo er eine Ausbildung zum Werkzeugmacher und technischen Zeichner absolvierte. Auf das anschließende Studium von Kunst, Literatur und Philosophie folgten Lehrtätigkeiten, bevor Ettl 1973 nach Deutschland zurückkehrte. Er starb am 3. November 2014.

Für die Ausstellung trug Voß prägnante Stücke zusammen, die Ettls Schaffen dokumentieren. Das älteste Stück, ein Holzschnitt, ist aus dem Jahr 1968. Die Leihgaben zeigen die Entwicklung seiner Kunst, die immer piktogrammhafter wurde. Ausgestellt werden sie im Erdgeschoss der Villa. Ein Raum steht dem Atelier Ettl zur Verfügung, dort können Besucher Ettl-Arbeiten erwerben - "zum erschwinglichen Preis", wie Voß betont. "Kunst für alle, das war es, was Georg wollte." Im Keller der Villa sind kurze Filmsequenzen zu sehen, die den Künstler bei der Arbeit zeigen. Einen sehr persönlichen Einblick gibt zudem der zur Ausstellung erscheinende Katalog. Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Kunsthistoriker haben sich für dieses Buch an besondere Begegnungen mit Ettl erinnert, ihr Verhältnis zueinander beschrieben. "Das hat jeder anders getan", sagt Voß. Und so sei eine ganz persönliche Widmung entstanden.

Wenn die Ausstellung am Sonntag, 13. September, eröffnet wird, können Interessierte an diesem Tag auch die Villa V besichtigen. Viele denkmalgeschützte Häuser sind am 13. September geöffnet, auch die Villa an der Burgstraße steht unter Denkmalschutz. Sie wurde 1931/32 als Wohnhaus für die Unternehmerfamilie Kaiser (Kaiser's Kaffee) gebaut. Die Villa gilt als wegbereitendes Frühwerk des Architekten Bernhard Pfau und frühes Objekt des "Neuen Bauens" in Deutschland. Der Bau ist klar gegliedert, ohne Schnörkel, und funktional gestaltet für eine fünfköpfige Familie und ihr Personal. Geschickt wurden Einbauschränke platziert, eine große Glasfront an der Rückseite des Gebäudes öffnet das Haus zum Garten hin. "Der Bewohner selbst - sein Geist, seine Haltung - sollte in dieser reduzierten Architektur Raum zur Entfaltung erlangen", beschreibt Voß die Intention.

Den Raum zur Entfaltung gibt Voß heute den Künstlern, die in der Villa arbeiten und sich mit dem Verhältnis von Mensch und Natur, von Raum und Geist, von Innen und Außen beschäftigen, und den Kulturinteressierten, die sich an jedem letzten Mittwoch im Monat im "Kulturkabinett" der Villa treffen und dort den Austausch pflegen.

Die Ausstellung "Georg Ettl - Heimat. Eine Retrospektive" wird am 13. September um 11.30 Uhr eröffnet. Im Anschluss haben Interessierte ab 13 Uhr die Gelegenheit, die denkmalgeschützte Villa V an der Burgstraße 4 in Viersen zu besichtigen. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 28. Oktober, geöffnet ist nach Vereinbarung sowie immer am letzten Mittwoch im Monat bei den "Kulturkabinett"-Treffen. Diese finden am Mittwoch, 30. September, und am Mittwoch, 28. Oktober, statt. Beginn ist jeweils um 19 Uhr.

www.villa-v.de

(RP)
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