Viersen Ein Künstler und sechs Frauen

Viersen · Markus Orths hat einen Roman über Max Ernst, sein Leben, seine Lieben und seine Fluchten geschrieben. Jetzt geht der Viersener Autor auf Lesereise

 Markus Orths wurde 1969 in Viersen geboren, er lebt in Karlsruhe.

Markus Orths wurde 1969 in Viersen geboren, er lebt in Karlsruhe.

Foto: Orths

Bei den Nettetaler Literaturtagen wird Markus Orths seinen neuen Roman "Max" vorstellen, auch in der Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek in Viersen ist eine Lesung geplant. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Max Ernst, der 1891 in Brühl geboren wurde und 1976 in Paris starb. Feinfühlig spürt Orths dem Leben des Künstlers nach, begleitet ihn durch die Jugendjahre, in die Schützengräben des Ersten Weltkriegs, nach Köln zur Gründung der Dada-Gruppe, nach Paris in die Welt der Surrealisten, im Zweiten Weltkrieg nach Frankreich und ins Internierungslager, nach New York ins Exil, schließlich nach Arizona in ein einfaches Holzhaus.

Orths gliedert die Geschichte in sechs Kapitel, die er den sechs Frauen widmet, die Max Ernst liebten: Lou Straus-Ernst, Helena "Gala" Diakonowa, Marie-Berthe Aurenche, Leonora Carrington, Peggy Guggenheim, Dorothea Tanning. Ihr Schicksal bewegt, so unterschiedlich der Lebensweg jeder Frau auch verläuft. Wie die Frauen treten in Orths Roman auch die vielen prominenten Freunde auf, die Ernst begleiteten, darunter Hans Arp, André Breton und Paul Éluard.

Den Anstoß gab eine Erzählung, die der Autor vor fünf Jahren im Auftrag des Literaturbüros NRW über das Max-Ernst-Museum in Brühl schreiben sollte. "Als ich mich mit Max Ernst beschäftigt habe, habe ich gedacht, das ist eigentlich Stoff für einen Roman", sagt Orths.

Erstmals hat er nun mit "Max" einen Roman geschrieben, der auf dem Leben realer Personen basiert. "Für ,Max' musste ich keine Figuren, keine Handlung erfinden", sagt Orths. "Meine ganze kreative Energie konnte in das Ausmalen fließen." Was ihn an Ernst fasziniert? "Er hat immer Neues versucht, neue Techniken, neue Ausdrucksmöglichkeiten", erklärt Orths. "Und er suchte immer das Fremde, das er als befruchtend empfand, etwa bei den psychisch Kranken oder bei den Hopi-Indianern." Im Wunsch, immer etwas Neues auszuprobieren, erkenne er sich selbst wieder, sagt Orths, "ebenso wie in Ernsts Staunen über die Verrücktheit der Welt."

Der Leser dieses Romans muss kein Kunstkenner sein. Er wird in dieser spannenden, berührenden Geschichte Paare treffen, die einander leidenschaftlich und verzweifelt lieben, Menschen, die aus ihrer Heimat kriegsbedingt fliehen müssen, Künstler, die Unsinn machen um des Unsinns willen. Und er wird einen Mann kennenlernen, dessen Werk ein Vermächtnis ist. Am Ende lässt Orths die Bilder sprechen: "Wir werden es den Leuten schon zeigen. Deine Rebellion. Gegen jede Enge. Gegen jeden Käfig. Gegen jede Grenze der Welt."

Info Markus Orths: "Max", Verlag Hanser 2017, 576 S., 24 Euro.

(RP)
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