Viersen Ein erster Schritt in Richtung Arbeit

Viersen · Dank eines Praktikums erlebt der Flüchtling Mohammad Latifi nun wieder ein wenig Normalität. Der asylsuchende Familienvater floh aus dem Iran und möchte sich in Viersen eine neue Heimat aufbauen.

Wenn Mohammad Latifi von seinem Praktikum berichtet, dann strahlen die Augen des 49-jährigen Iraners vor Begeisterung. "Es ist mein Beruf und es ist herrlich, wieder in ihm arbeiten zu können. Ich liebe meine Arbeit", freut er sich. Was 20 Jahre für ihn selbstverständlich war, nämlich jeden Tag zur Arbeit zu gehen und das Geld für seine Familie zu verdienen, ist seit Januar etwas Besonderes für ihn geworden: Anfang des Jahres flohen er, seine Frau und seine drei Kinder aus dem Iran, wo sie aufgrund ihres christlichen Glaubens nicht mehr sicher waren.

"Es war eine schwierige Entscheidung alles zurückzulassen, aber es ging nicht anders", sagt Latifi mit leiser Stimme. Seine Eltern leben noch im Iran. Der Weg führte die Familie nach Viersen, wo sie seitdem in der Flüchtlingsunterkunft an der Junkershütte in zwei Zimmern lebt und sich Bad und Toilette mit einer vierköpfigen albanischen Familie teilt. Der Asylantrag der Familie Latifi läuft noch und die Zukunft hängt, wie bei vielen anderen asylsuchenden Menschen, in der Schwebe. Dass der studierte Medizintechniker jetzt ein Praktikum in seinem Beruf absolvieren und damit vielleicht einen Grundstein für seine weitere berufliche Zukunft in Deutschland legen kann, verdankt er Dr. Ursula Empt. Die Viersener Internistin setzte sich für den Iraner ein. Kennengelernt haben sich die Latifis und die Ärztin bei einem Einführungsfest der Pfarrgemeinde St. Remigius für Flüchtlinge, das im Mai im Pfarrheim Hamm stattfand. "Damals hat es sich für mich ergeben, einen Deutschkurs anzubieten, den unter anderem die Familie Latifi besucht", sagt Empt, die zur Gruppe der Flüchtlingshelfer von St. Remigius gehört. Im Rahmen des Deutschunterrichtes berichtete Latifi von seinem medizinischen Beruf, was die Internistin hochinteressant fand. Der Iraner hatte in seiner Heimat im größten und modernsten Labor des Landes gearbeitet, in dem Hightech-Laborgerätschaften aus den USA, Deutschland und Japan den Standard bildeten. Man redete und die Idee kam auf, ob es nicht möglich wäre, einen Praktikumsplatz in einem Labor zu organisieren.

"Ich würde gerne wieder in meinem Beruf arbeiten, aber es geht auch um die fachspezifischen Begriffe, die ich auf deutsch lernen muss, damit ich wieder in einem Labor arbeiten kann", sagt Latifi, der aufgrund seines Fleißes bereits sehr gut deutsch spricht und versteht. Dr. Empt klemmte sich hinter das Projekt und sprach Krankenhäuser und Labore an. In einem Mönchengladbacher Krankenhaus, wo sie ebenfalls angerufen hatte, stieß die Ärztin auf offene Ohren. Latifi konnte dort seine Bewerbung abgeben und erhielt ein vierwöchiges Praktikum. Es gab dann noch viel Bürokratisches zu erledigen, aber jetzt konnte es losgehen.

"Es ist fantastisch. Die Gerätschaften sind die, mit denen ich auch in meiner Heimat gearbeitet habe. Die Kollegen sind zudem sehr nett und ich lerne fleißig die deutschen Ausdrücke für meine Arbeit", berichtet Latifi.

Für das Krankenhaus ist es eine Premiere. Noch nie hat dort ein Asylsuchender ein Praktikum gemacht. "Ich bin mehr als nur dankbar, dass es geklappt hat. Ich kann mich einfach nur generell für die Hilfe bedanken, die meine Familie und ich bislang in Viersen erfahren haben", sagt Latifi.

Der Familienvater, dessen beide Töchter die Realschule an der Josefskirche besuchen und dessen Sohn zur Albert-Schweitzer-Grundschule geht, wünscht sich nun von ganzem Herzen eine Arbeitsstelle und eine etwas größere Wohnung für seine Familie.

(tref)
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