Schwalmtal Ein Akkordeon für alle musikalischen Fälle

Schwalmtal · Das Akkordeonorchester Waldniel feiert das 50-jährige Bestehen. Das Instrument eignet sich nicht nur für volkstümliche Musik und Tango, sondern auch für klassische Stücke, Sakrales, Swing und Pop. Eine Kostprobe gibt das Orchester morgen

Wenn das Akkordeonorchester Waldniel loslegt, flitzen die Hände der Musiker über Tasten und Knöpfe. Mal ganz langsam, mal schneller ziehen sie dabei ihr Instrument auseinander oder drücken es wieder zusammen. Gemeinsam spielen sie alles, was die Welt der Musik hergibt: Klassische Stücke, sakrale Werke, Volkstümliches, Swing, Pop. Was es nicht gibt fürs Akkordeon, wird passend gemacht: Dafür sorgt seit vielen Jahren Orchesterleiter Willi Gehlen, der sich um die Arrangements kümmert.

In diesem Jahr feiert das Akkordeonorchester Waldniel das 50-jährige Bestehen. Zum Auftakt ins Jubiläumsjahr begleiten die Musiker am morgigen Sonntag den Gottesdienst in der Waldnieler Kirche St. Michael. Musikalisch vorgesehen sind unter anderem Stücke wie "Die Himmel rühmen", "Großer Gott, wir loben dich" oder "Ave Maria".

Doch das Akkordeon kann viel mehr, und das wollen die Musiker auch zeigen. Zum Programm gehört beispielsweise auch "A whiter shade of pale" und ein modernes Stück eines niederländischen Komponisten. Wer das Akkordeon nicht kennt, mag kaum glauben, was dieses Instrument alles kann. Ulrike Marliani weiß davon ein Lied zu singen. Die 54-Jährige ist erfahrene Akkordeonistin im Orchester und kümmert sich um die Ausbildung des Nachwuchses. Derzeit verfügt das 35 Musiker starke Ensemble über zwei junge Leute, die das Akkordeonspiel bei ihr erlernen. Einer davon ist ihr Neffe Michael. "Es ist schwierig, Kinder und Jugendlichen das Instrument nahezubringen", hat Ulrike Marliani festgestellt. "Es ist nicht ,in'. Dabei kann man tolle Musik darauf spielen, auch Popmusik. Und das klingt richtig gut."

Hinzu komme, dass andere Instrumente, beispielsweise eine Gitarre, deutlich günstiger seien. Für ein gutes Akkordeon bezahlen die Musiker mehrere tausend Euro, Anfängerinstrumente kosten mehrere hundert Euro. Doch mit Glück, sagt Ulrike Marliani, sei ein gut erhaltenes Akkordeon auch gebraucht günstig zu bekommen. Das Instrument etwa, das der 16-jährige Michael jetzt spielt, entdeckte Ulrike Marliani gebraucht im Internet. Wer sich nicht sicher ist, ob das Akkordeon das richtige Instrument ist, kann beim Orchester auch eins leihen.

Schwierig zu erlernen sei das Akkordeonspiel nicht, sagt die Schwalmtalerin. Auch Noten lesen muss keiner können, der bei den Waldnielern anfangen möchte. Das lernt man beim Tun. Und das Tun sieht so aus: Die Finger der rechten Hand greifen die schwarzen und weißen Tasten. Dieser Teil des Akkordeons heißt Diskant-Teil. Hier entsteht in der Regel die Melodie. Für den Bass-Teil sind die Finger der linken Hand zuständig. Für sie gibt es auf der linken Seite viele Knöpfchen. Ein Knöpfchen in der Mitte hat oben eine Delle, die man mit der Fingerkuppe fühlen kann. Das ist das C. Darüber liegt G, darunter F - "damit kann man schon viele Stücke spielen", sagt Ulrike Marliani, Und nach und nach kenne man die Knöpfchen, habe die richtige Reihenfolge heraus. Die großen Tasten sind Registertasten, sie sorgen für die verschiedenen Klangfarben. "Das kann dann etwas gedämpfter klingen, oder ,volle Suppe'", erklärt Ulrike Marliani schmunzelnd. Nicht zuletzt muss der Musiker den Balg im Mittelteil des Instruments zusammendrücken oder auseinanderziehen. So entsteht der Luftzug, der dafür sorgt, dass ein Ton entsteht.

Ist der Gottesdienst morgen vorbei, beginnen die Akkordeonisten schon mit den Vorbereitungen für das Jubiläumskonzert im Oktober. Dann wollen die Musiker zeigen, was in ihnen und in ihren Instrumenten steckt, "und dass man wirklich alles darauf spielen kann", sagt Ulrike Marliani.

(RP)
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