Viersen "Speckies" trotzen dem Sturm

Viersen · Echte Festivalbesucher kann auch ein Unwetter nicht vertreiben. Während des Sturms feierten Hunderte Fans von "Eier mit Speck" eine Party.

Eier mit Speck 2015 in Viersen
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Das war das "Eier mit Speck"-Festival 2015 in Viersen

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Auf dem Zeltplatz gleich hinter der Bühne herrscht am Samstagmittag gespenstische Stille. Dort, wo eigentlich laute Musik aus den Boxen dröhnen sollte, wo junge Menschen eine Party feiern, wo nackte Oberkörper zum Dresscode der Herren gehören und Bier in Mengen getrunken wird, ist Stille. Keine Lieder, keine Stimmung.

Wer am Samstagmittag über das Festivalgelände am Hohen Busch blickte, der sah viele müde Gesichter. Die Zeltplätze, die am Freitagabend noch eine einzige große Party gewesen waren, sind verlassen. Überall metallene Gerippe von abgedeckten Zelten. Leere Bierdosen liegen herum. Das Unwetter, das am selben Tag über Nordrhein-Westfalen hinweggezogen war, hatte den Besuchern des Viersener Rockfestivals "Eier mit Speck" erst einmal die Stimmung vermiest. Denn das Bühnenprogramm konnte nicht wie geplant am Mittag beginnen; immer wieder wurde der Start nach hinten verschoben. Erst um 19 Uhr hieß es: Bühne frei!

Fans flüchten vor Sturm bei "Eier mit Speck" in Viersen
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Fans flüchten vor Sturm bei "Eier mit Speck"

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Foto: Sebastian Fuhrmann

Gefeiert wird am Samstagmittag erst einmal anderswo. Mehrere hundert Besucher hocken gemeinsam unter dem Tribünendach des Stadions am Hohen Busch. Das große Dach war neben der benachbarten Reithalle eine von zwei Notunterkünften, die die Veranstalter wegen des Regens für die Besucher geöffnet hatten.

Die Tribüne ist randvoll. Vor der Menge steht ein Mann auf einer Leiter, der die Menge einpeitscht. Die Leute unter dem Dach klatschen und singen. Dreimal laufen Flitzer, also Nackte, über den Rasen - die Menge feiert sie mit tosendem Applaus. "Super", lacht ein Mann. Als die Besucher die Tribüne verlassen, liegt alles voller Bierdosen. Pfandsammler schauen nach, ob irgendwo ein paar Cent dabei sind.

Während die einen lachen, stehen andere mit gepackten Taschen Ausgang, zum Beispiel Tim aus Elmpt. Seine Laune ist schlechter als das Wetter. "Die ersten Tage waren super. Aber der Regen hat uns die Laune versaut. Wir fahren nach Hause", sagt er. Sein Gesicht ist mit Neonfarbe bemalt, die im Regen langsam zerfließt.

Viele Besucher reisen am Samstag wegen des Wetters früher ab. Die Meisten aber bleiben. Einer von ihnen ist Oliver aus Mönchengladbach. "Richtige Festivalbesucher halten auch mal 'nen Sturm aus", sagt er. "Das Wetter war schon ätzend, aber wir haben keine Sekunde daran gedacht zu gehen." Erst heute, am Montagmorgen, reist seine Gruppe ab. "Die H-Blockx müssen wir uns noch geben." Die Gruppe ist eine der bekanntesten Bands, die beim zehnten Geburtstag von "Eier mit Speck" dabei sind.

Eier mit Speck 2015 in Viersen: "Speckies" trotzen dem Sturm
Foto: franz-heinrich busch

Das Warten hat sich gelohnt, denn das Wetter am Sonntag ist deutlich besser. Der Zeltplatz sieht schon wieder festivalmäßig aus. Es läuft wieder Musik, die mit der Zeit auch lauter wird. Gegen Mittag liegen viele der Festivalbesucher noch verkatert in den Zelten, aber mit jeder Stunde wird die Schlange vor dem Eingang zum Bühnenbereich länger.

Eier mit Speck 2015 in Viersen: "Speckies" trotzen dem Sturm
Foto: Franz Heinrich Busch

Das Publikum ist bunt. Im Inneren des Bühnenbereichs toben Kinder auf einer Hüpfburg. Es gibt Haribo, Crêpes und Pizza. Auch Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen - bekennender Fan des Festivals - mischt sich unter die Besucher. Einige, die ihn erkennen, tuscheln. "Guck mal", sagt eine Frau.

Die Stimmung am letzten Festivaltag ist krachend. Die Besucher, die für den Samstag eine Tageskarte bezahlt hatten, aber wegen des Wetters zu Hause bleiben mussten, haben vom Veranstalter ein Eintrittsbändchen für den Sonntag bekommen. Bis zum Abend strömen immer neue Besucher auf das Gelände. Andere packen schon die Taschen. "Das ist normal. Einige wollen das Gelände sonntagsabends schnell verlassen, weil sie am Montag arbeiten müssen. Aber eigentlich ist es besser, sich den Montag freizunehmen", sagt Katharina, die an einem der Bierstände arbeitet.

Oliver, der zwar aus Mönchengladbach kommt, aber für "Eier mit Speck" extra aus Baden-Württemberg angereist ist, hat es jetzt eilig. "Ist noch was?" sagt er. "Wir wollen jetzt aufs Gelände." Ab unter die bis in die Nacht tanzende Menschentraube vor der Bühne.

(RP)
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