Viersen Diskussion um Einbahn-Teilstück

Viersen · Bei der Bürgerinformation zur Umgestaltung der Gladbacher Straße und Großen Bruchstraße meldeten sich auch Befürworter der Einbahnstraßen-Variante zu Wort. Doch die Kritik am Plan der Stadtverwaltung überwog

 Rund 100 Anwohner, Geschäftsleute, aber auch einige Lokalpolitiker kamen zur Bürgerinformation im evangelischen Gemeindezentrum an der Königsallee.

Rund 100 Anwohner, Geschäftsleute, aber auch einige Lokalpolitiker kamen zur Bürgerinformation im evangelischen Gemeindezentrum an der Königsallee.

Foto: Jörg Knappe

Zwei Stunden sollte die Bürgerinformation zur Umgestaltung der Großen Bruchstraße und Gladbacher Straße am Dienstagabend eigentlich dauern - doch es wurden fast drei. Während es über Viersen kräftig gewitterte, diskutierten im Saal des evangelischen Gemeindezentrums an der Königsallee rund 100 Anwohner und Geschäftsleute mal hitzig, mal sachlich mit den Stadtplanern vor allem über eins: Soll ein Teil der Großen Bruchstraße zur Einbahnstraße werden oder nicht? "Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, müssen wir groß denken. Das funktioniert über die Einbahnregelung", sagte eine Anwohnerin und Vertreterin eines Verkehr-Arbeitskreises. Doch die Befürworter dieser Planungsvariante 2a waren deutlich in der Unterzahl.

Bereits vor der Bürgerinformation hatten Einzelhändler öffentlich kritisiert, dass die Einbahnregelung ein Verkehrschaos in der Südstadt nach sich ziehen würde. Darüber hinaus befürchten Geschäftsinhaber Umsatzeinbußen, sollten ihre Läden an der Großen Bruchstraße nur noch aus einer Fahrtrichtung erreichbar sein. Die Planer der Stadtverwaltung hingegen empfehlen, das Stück zwischen Gereonsplatz und Königsallee zur Einbahnstraße zu machen. Es wäre dann nur noch aus Richtung Gladbacher Straße befahrbar. Insgesamt wollen sie 570 Meter Straße umgestalten: Ab dem Kreisel an der Gladbacher Straße bis zur Freiheitsstraße. Die Zahl der Stellplätze soll dabei gleichbleiben oder sich leicht erhöhen. Für das Stück zwischen Gereonsplatz und Königsallee haben sie die Varianten 2a mit Zweibahn- und 2b mit Einbahnregelung erarbeitet. Zuletzt müssen die Lokalpolitiker entscheiden.

 So könnte der Knotenpunkt Gladbacher Straße/Große Bruchstraße mit Zweibahn-Regelung aussehen.

So könnte der Knotenpunkt Gladbacher Straße/Große Bruchstraße mit Zweibahn-Regelung aussehen.

Foto: HHVision Architektur Visualisierung

Wird Variante 2b umgesetzt, reduziere sich der Durchgangsverkehr um rund 30 Prozent, argumentierte Christoph Vitt vom Ingenieurteam der Stadtverwaltung. "Wir können pro Tag 1800 Fahrzeuge auf das Hauptstraßennetz verlagern." Er wolle aber nicht verschweigen, dass dadurch auch ein gewisser Mehrverkehr durchs Quartier Südstadt fließe: "Etwa zehn Autos pro Stunde, also alle sechs Minuten ein Pkw mehr auf Hauptstraße und Königsallee" - das sei "absolut verträglich". Darüber hinaus könnten Gehwege an der Großen Bruchstraße verbreitert werden, der Wohnwert werde gesteigert, die Ampelanlagen am Knotenpunkt Hauptstraße/Gladbacher Straße/Große Bruchstraße fielen weg, Tempo 30 würde eingerichtet. Vitt: "Wir hätten 600 Quadratmeter mehr Fläche für Aufenthalt und Außengastronomie." Mit Zweirichtungs-Verkehr wären es nur 235 Quadratmeter mehr.

Bei Variante 2a ohne Einbahnregelung wäre es künftig möglich, vom Gereonsplatz nach links zur Gladbacher Straße abzubiegen, außerdem von der Großen Bruchstraße aus nach links auf den Gereonsplatz. Die Zufahrt Gereonsplatz bekäme ein eigenes Ampelsignal. Von der Gladbacher Straße aus wäre Linksabbiegen auf die Heierstraße erlaubt, erklärte Vitt. Mit Einbahnregelung wäre die Heierstraße nur noch von der Hauptstraße aus zu erreichen, bestätigte er auf Nachfrage Achim Bungardts', der an der Heierstraße einen Fahrradladen hat. Michael Behneke betreibt dort eine Tanzschule. Montags bis samstags setzten bei ihm Eltern mit dem Auto ihre Kinder ab, jede Woche kämen rund 600 Kinder zur Tanzschule, sagte Behneke. Doch er befürchtet nicht nur Staus und Verkehrschaos, sollte es nur noch die Zufahrt über die Hauptstraße geben. Einige ältere Kinder kämen mit dem Bus, "wenn hier keine Ampelanlagen mehr sind, ist das gefährlich".

 Bei der Einbahn-Variante würde die Straße schmaler und kurviger, damit Autos langsamer fahren.

Bei der Einbahn-Variante würde die Straße schmaler und kurviger, damit Autos langsamer fahren.

Foto: HHVision

Eine Anwohnerin wies darauf hin, dass sich in der Nähe drei Schulen befänden und der Schulweg vieler Kinder über den Bereich Gereonsplatz führe - die Unfallgefahr sei hoch. Weitere Kritikpunkte an der Einbahn-Variante: der Ausweichverkehr durchs Quartier fließe durch Schulwegbereiche, auch dort steige die Unfallgefahr; ein Linksabbiegen von der Rintgerstraße zur Gladbacher Straße hin wäre nicht mehr möglich und die neue ausgeschilderte Hauptroute zur Festhalle würde Busse und Lkw durch eine "superenge" Kurve an der Remigiusstraße führen. An der Heierstraße betreibt die Caritas das Paulus-Stift, eine Anwohnerin fragte nach Zahlen zum Lieferverkehr. Darauf hatte Stadtentwickler Harald Droste keine Antwort. "Wir werden das noch mal prüfen", sagte er. Die Erreichbarkeit für Feuerwehr und Rettungswagen müsse natürlich gegeben sein, betonte er. Bernd Casaretto, Inhaber eines Friseursalons an der Großen Bruchstraße, rief Droste und seinen Kollegen zu: "Gestaltet die Straße einfach schön!" Sonst sei der Gereonsplatz bald so tot wie der Remigiusplatz.

(RP)
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