Viersen Dieser Zaun erzürnt die Dülkener

Viersen · Die Stadt wollte Wildpinklern am Domhof erziehen. Die erledigen ihre kleinen und großen Geschäfte jetzt in den Geschäftseingängen

 Die Geschäftsinhaber Ulrike und Peter York, Marianne Siepe, Martina und Dirk und Neriman Colak sind nicht glücklich über den Zaun am Domhof. Seit er steht, suchen Wildpinkler ihre Geschäftseingänge auf, um sich zu erleichtern.

Die Geschäftsinhaber Ulrike und Peter York, Marianne Siepe, Martina und Dirk und Neriman Colak sind nicht glücklich über den Zaun am Domhof. Seit er steht, suchen Wildpinkler ihre Geschäftseingänge auf, um sich zu erleichtern.

Foto: Jiota Kallianteris

Wilhelm Hauser ist sauer. Wenn er mit seinem Hund durch Dülken spaziert, nimmt er immer gerne die Abkürzung vom Kolpinghaus zum Tien Anton auf der Blauensteinstraße durch den Domhof. Doch dieser - öffentliche - Durchgang ist seit einigen Tagen versperrt. Die Dülkener sind empört und fühlen sich überfahren: Die Stadt Viersen hat die kleine Gasse Domhof einfach verriegelt.

An der Blauensteinstraße hat sie einen soliden Metallzaun einmauern lassen. Auch der Nachtwächter kommt bei seinem Rundgang hier nicht weiter. "Die Sperrung soll verhindern, dass die Straße Domhof in diesem Bereich weiterhin als Freilufttoilette missbraucht wird", erklärt Stadtsprecher Frank Schliffke. Immer wieder hätten Besucher der Gaststätten am Alten Markt die Häuser beschmutzt. Dass ein Stabgitterzaun den Durchgang verhindert, sei mit Feuerwehr, Rettungsdienst und Anwohnern abgestimmt. Eine Familie wohnt dort noch, die muss nun erst zum Kolpinghaus, dann über den Nordgraben gehen, um zur Lange Straße und Blauensteinstraße zu gelangen.

Die gut gemeinte Aktion hat zwar das Problem des verschmutzten Durchgangs gelöst, dafür aber an anderen Stellen neue geschaffen: Anwohner und Geschäftstreibende an der Blauensteinstraße berichten davon, dass kleine und große Geschäfte nun in den Hauseingängen verrichtet wurden. Und nicht nur ältere Menschen bedauern, dass sie die Abkürzung zum Neumarkt nicht mehr nutzen können. Ulrike und Peter York, Anwohner und Inhaber von Schreibwaren York, Marianne Siepe, Anwohnerin und Inhaberin von Maryann Dessous, Dirk und Martina Busch, Betreiber der Versicherungsagentur Busch und Neriman Colak, Inhaberin "Lawina Beauty Concept", fordern deshalb: Der Zaun muss weg! Zumal eine Beschilderung auf der Rückseite des Durchgangs vergessen wurde: "Wer vom Kolpinghaus den Weg in die Stadt nimmt, steht plötzlich vor diesem sehr hässlichen Zaun", bemängelte Ratsfrau Manuela Krienen (CDU) jüngst im Stadtrat unter "Verschiedenes". "Es fehlt der Hinweis, dass es sich um eine Sackgasse handelt." Der Zaun sei "eine aberwitzige Idee".

Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) entgegnete, der Zaun sei "eine vorübergehende Maßnahme", er habe erzieherisch wirken sollen. "Wir können ja schlecht 24 Stunden am Tag die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes dort kontrollieren lassen." Sie betonte, die Stadt habe bereits bei der Errichtung des Zauns per Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass die Maßnahme vorübergehend sein solle.

Und was passiert nun? "Der Zaun wird wieder entfernt werden", kündigte die Technische Beigeordnete Beatrice Kamper an. Bereits in wenigen Tagen soll der Domhof wieder als Durchgang nutzbar sein. Um das Problem der Wildpinkler zu lösen, will die Verwaltung künftig mit Licht arbeiten. "Die Grundstücks-Marketing-Gesellschaft besitzt am Domhof mehrere Häuser. Dort werden wir Bewegungsmelder anbringen", kündigte die Technische Beigeordnete an.

Vielleicht schadet auch ein Blick nach Hamburg nicht. Auf St. Pauli macht ein Speziallack die Hauswände so abweisend gegen Urin, dass der Wildpinkler selbst nass wird. "Hier nicht pinkeln. Wir pinkeln zurück! Dein St. Pauli" steht auf Warnschildern, die an den Hausfassaden auf die superhydrophobe Lackierung hinweisen.

(RP)
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