Niederkrüchten Diese Tiere nutzen die Grünbrücke über die A 52

Niederkrüchten · Naturschützer Markus Heines hat erforscht, welche Tiere über die Brücke bei Elmpt laufen. Ein Jahr lang untersuchte er ihre Spuren. Doch damit noch mehr Tiere hier die Autobahn sicher überqueren können, müsste man einiges ändern

Niederkrüchten: Diese Tiere nutzen die Grünbrücke über die A 52
Foto: DPA / C. Braun

Fast wäre das Eichhörnchen gar nicht gezählt worden. Denn das flinke Tier rannte nicht wie die anderen Tiere ordentlich über die Brücke, sondern kletterte über den Betonsockel. Doch zum Glück war Markus Heines vor Ort, als das Eichhörnchen vorbeiflitzte. So konnte er bei "Eichhörnchen" gleich einen Haken machen.

Niederkrüchten: Diese Tiere nutzen die Grünbrücke über die A 52
Foto: Hans-Juergen Bauer

Ein Jahr lang zählte der Naturschützer die Tiere, die die Grünbrücke über die A 52 bei Elmpt nutzen. Mit dem Ausbau der Autobahn 2009 wurde auch die Grünbrücke angelegt, damit Tiere nicht nur die vierspurige Autobahn, sondern auch die alte, zweispurigen Verbindung zwischen Elmpt und Roermond sicher überqueren können. Bei einer Tagung deutscher und niederländischer Naturschützer in Herkenbosch stellte Heines das Projekt vor und erklärte auch, welche Handlungsempfehlungen sich aus den Ergebnissen ableiten lassen.

Denn eine Brücke sei zwar besser als keine, stellte Heines fest - doch ausreichend sei diese eine Brücke nicht: Zwei bis drei Bauwerke sollten es sein, um mehr Tieren eine Überlebenschance zu geben. Der Grenzwald wird durch die A 52 zerschnitten. Damit Tiere von der einen auf die andere Seite wechseln können, wurde die etwa 80 Meter lange und 50 Meter breite Brücke gebaut. Durch sie haben die Tiere des Grenzwalds die Möglichkeit, von Nord nach Süd und umgekehrt zu wechseln. Und das tun sie permanent, wie Heines durch seine Untersuchung nachweisen konnte.

Für die Biologische Station Krickenbecker Seen erforschte er ein Jahr lang, wie die Brücke genutzt wird. Dazu legte er jeweils am Anfang der Brücke ein Sandbett an, durch das die Tiere liefen. Er fotografierte alle zwei Wochen die Fußspuren, wertete sie aus und zog den Sand wieder glatt, damit ein frisches Sandbett für neue Spuren zur Verfügung stand. Bei dieser Arbeit unterstützte ihn sein Vater. Von 2010 bis 2011 nahm Heines die Spuren auf. Ob er in naher Zukunft ein weiteres Monitoring durchführen könne, sei letztlich eine Geldfrage, so Heines.

Insgesamt notierte der Naturschützer 1.068 Spuren - vier Pfoten eines Tieres wertete er als eine Spur. Als Spuren nahm er auch Kot und Losung der Tiere auf. Heines erfasste nur Säugetiere, nicht aber Amphibien und Reptilien. Mehr als die Hälfte der Spuren, so stellte er fest, hinterließen Rehe. Daneben machte er 18 weitere Säugetierarten aus - darunter auch Tiere, die hier eigentlich nicht heimisch sind. Dazu zählt der Marderhund - eine ostasiatische Säugetierart, die sich durch Freilassung aus Pelztierzuchten verbreitet hat, und der amerikanische Waschbär, der mitten in Deutschland ausgesetzt wurde und den Weg ins Grenzland gefunden hat.

Auch fand Heines Katzenspuren. Ob diese von Hauskatzen oder Wildkatzen stammen, ist unklar - die Pfotenabdrücke im weichen Sand sind ähnlich. Im Grenzland sei die Wildkatze bislang nicht nachgewiesen worden, erläuterte er. Doch da sich die Wildkatze derzeit in der Eifel immer stärker ausbreite, sei nicht auszuschließen, dass sie inzwischen auch den Weg in den Grenzwald gefunden hat.

Etwa 150 Spuren konnte Heines nicht zuordnen. Dafür fand er aber auch Spuren, die er eigentlich auf der Brücke gar nicht hätte finden dürfen: menschliche. Es gebe eine "erhebliche Mitnutzung" der Brücke durch den Menschen, kritisierte der Naturschützer - durch Spaziergänger, auch solche mit Hund, durch Radfahrer, Crossbiker, im Winter auch durch Schlittenfahrer. "Das sollte sich ändern", empfahl Heines: "Da muss gesagt werden: ,Die Grünbrücke ist für die Tiere da, der Mensch bleibt außen vor.'"

Noch gibt es auf der Grünbrücke lediglich Gras und einige Bäume. Um sie aufzuwerten und die Strecke auch für andere Tierarten besser nutzbar zu machen, riet Heines, große Wurzeln, Reisighaufen und vielleicht einen kleinen Teich dort anzulegen. So fänden kleinere Tierarten, Reptilien, Kröten und Molche einen Unterschlupf auf der Brücke. Denn sie können die 80 Meter lange Strecke nicht so schnell wie ein Wildschwein bewältigen, sie brauchen unterwegs eine Raststätte.

(RP)
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