Viersen Die unsichtbaren Kinder von Dülken

Viersen · In der dunkelsten Zeit des Jahres wollten gestern früh ein halbes Dutzend Kinder Autofahrer auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer aufmerksam machen. Doch trotz Warnwesten gelang das nicht

 Grellgelbe Warnwesten, blinkende rote Leuchten und ein Polizist - trotzdem bretterten gestern viele Autofahrer mit mehr als 50 Sachen an den kleinen Kindern vorbei.

Grellgelbe Warnwesten, blinkende rote Leuchten und ein Polizist - trotzdem bretterten gestern viele Autofahrer mit mehr als 50 Sachen an den kleinen Kindern vorbei.

Foto: Flocken

"Hier kommen viele Autos, die sehen uns", war sich Hauptkommissar André Schmitz sicher. Im Rahmen der kreisweiten Aktion "Glühwürmchen" der Polizei hatte der Verkehrssicherheitsberater gestern Morgen sechs Kinder der Kita "Villa Regenbogen" mit leuchtend gelben Westen und blinkenden roten Leuchten ausgestattet und sie so an die Ecke Martin-Luther-Straße - Heimat der Kita - und der stark befahrenen Viersener Straße mitgenommen.

An der Aktion "Glühwürmchen" nehmen rund 100 Kindergärten im gesamten Kreis Viersen teil. Sie findet immer im Dezember statt, wenn es morgens noch stockdunkel ist und die Autofahrer auf die blinkenden Kinder aufmerksam gemacht werden sollen. Gestern Morgen rauschten jedoch alle vorbei, als ob da keine kleine Truppe "Glühwürmchen" stand. Selbst Schmitz schüttelte den Kopf: "Hier darf man nur 50 fahren. Doch ich glaube, die meisten sind schneller unterwegs." Ein Zeichen, wie wichtig die Aktion für die Kleinen ist, die bald alleine auf dem Schulweg sind.

Auch Schmitz hatte eine gelbe Weste an: "Wenn ich die blaue Polizeiuniform anhätte, würde mich keiner gleich sehen." Und als es dann auch noch heftig anfing zu regnen, holte er gelbe Kappen der Verkehrswacht und setzte sie den Kindern und auch den Eltern auf. Kalt war es, doch die Kinder hatten viel Spaß an der Aktion, wegen der Kälte standen sie auch kaum still, boxten sich und ließen immer wieder die Hände ihrer Mütter los. Nur die Autos interessierten sie wenig, die an ihnen vorbeirauschten.

Dabei erzählte Astrid Eden von ihren eigenen Erfahrungen als Autofahrerin mit kaum sichtbaren Fußgängern. Sie findet die Ausstattung vor allem mit den reflektierenden Westen, wie sie auch die Primusschule an die Erstklässler verteilt, sehr gut. Jens Schröder, der einzige Papa, und sein Sohn Paul (5) denken schon an das kommende Jahr, wenn Paul in die Schule kommt. "Freust du dich denn darauf?" Er nickt begeistert. Auch Isabelle und Lukas sind fünf Jahre alt, Noah erst drei und Jake vier. Die jüngste ist Johanna, die auf dem Arm der Mama sitzt: "Sie ist erst zwei Jahre und drei Monate alt."

Immer wieder rief André Schmitz die Kleinen zusammen: "Ihr müsst jetzt mal den Autofahrern zuwinken." Das taten denn auch alle und freuten sich, als ein Fahrer von einem Lieferwagen ihnen genauso fröhlich zurückwinkte. "Wer hat denn schon mal ein Polizeifahrzeug gesehen?", fragte Schmitz in die Runde. Zwei Finger hoben sich. "Und habt ihr da auch die gelben Streifen gesehen?" Das wiederum hatten die Kleinen nicht. "Die sind da, damit wir auch gesehen werden", erläuterte Schmitz.

Wie gefährlich das Radfahren in Dülken ist, wurde allen bewusst, als eine Schülerin auf dem Gehweg an den Kindern vorbeifuhr. Schmitz: "Wir haben hier einfach keine Radwege in der Innenstadt. Doch bis acht Jahre und sogar teilweise bis zehn Jahre dürfen die Kinder auf dem Bürgersteig fahren."

(flo)
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