Kreis Viersen Die Schätze eines kleinen Gotteshauses

Niederkrüchten. · Die wunderschöne Marienkapelle in Overhetfeld zieht immer noch sehr viele Besucher an. Wer mehr über das kleine Gotteshaus erfahren will, ist bei Karl-Heinz Achten an der richtigen Adresse.

 Karl-Heinz Achten bietet seit 15 Jahren Führungen durch die Elmpter Kapelle in Overhetfeld an. Gemeinsam mit Werner Tiskens vom Heimat- und Kulturverein hat Achten für Besucher einen Flyer erstellt, in dem die Geschichte und die Besonderheiten der Kapelle erläutert werden.

Karl-Heinz Achten bietet seit 15 Jahren Führungen durch die Elmpter Kapelle in Overhetfeld an. Gemeinsam mit Werner Tiskens vom Heimat- und Kulturverein hat Achten für Besucher einen Flyer erstellt, in dem die Geschichte und die Besonderheiten der Kapelle erläutert werden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Karl-Heinz Achten hat gut zu tun in diesem Jahr. Der passionierte Heimatkundler bietet seit 15 Jahren Führungen durch die Elmpter Kapelle in Overhetfeld an. Und das Interesse boomt wie nie zuvor. Insgesamt rund 800 Menschen haben sich seit Januar 2015 die Geschichte und die kunsthistorischen Schätze des kleinen Gotteshauses näher bringen lassen.

"Als ich vor 15 Jahren mit den Führungen begonnen habe, dachte ich, das würde irgendwann abebben. Aber das ist nicht der Fall", freut sich Achten. Zu seiner "Kundschaft" gehören zum Beispiel Seniorengruppen, Kirchenchöre, Kolpingvereine, Rotary Clubs, Ausflügler, die eine Radtour mit einer Führung verbinden, oder auch frühere Schulklassen, die beim Ehemaligentreffen die Kapelle besuchen. Das Einzugsgebiet der Interessenten ist groß. Busse fahren aus Geilenkirchen oder Meerbusch vor. Neulich war eine Professorengruppe aus Aachen da. Sogar Franzosen und Belgier waren schon dabei. Das Interesse hat sicherlich auch damit zu tun, dass Achten die Geschichte der Marienkapelle sehr anschaulich und detailverliebt aufleben lässt.

 Der wertvolle flandrische Schnitzaltar ist fast komplett erhalten - nur die Weihnachtsszene ist unvollständig. Das Jesuskind und der Esel fehlen.

Der wertvolle flandrische Schnitzaltar ist fast komplett erhalten - nur die Weihnachtsszene ist unvollständig. Das Jesuskind und der Esel fehlen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Die Legende Der Legende nach hat ein Kuhhirte um 1675 bei einer Quelle am Diesberg eine holzgeschnitzte Madonna mit Kind auf dem Arm gefunden. Die Figur wurde mehrfach zur Elmpter Pfarrkirche gebracht, kehrte aber auf unerklärliche Weise immer wieder an ihren Quellen-Fundort zurück, so die Legende. "Maria will in Overhetfeld wohnen", sollen die Alten gesagt haben. Und so bauten die Herren von Dilborn gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine kleine Kapelle. Bis heute hat darin die Madonnenfigur in einem Lütticher Spiegelschrank hinter dem Altar ihr Zuhause.

Die Baugeschichte Auf ein Baugesuch aus dem Jahr 1692 hin entstand der älteste Teil der Kapelle, der Chor mit den seitlichen Sakristeiräumen. Ein zweiter Baukörper wurde nach Achtens Recherchen wenig später als schlichter Vorbau an der Ostseite des Chores erstellt. Er diente als zusätzliche Gebetsstätte. Zeitzeugen berichteten, dass dort Krücken, Weihegeschenke und Dankesplaketten angebracht waren, die diverse "Wunderheilungen" bezeugen sollten. Der Vorbau wurde 1932 abgerissen. In Folge des stetig anschwellenden Pilgerstroms errichtete die Elmpter Pfarrgemeinde 1734 einen Saalhallenbau aus Ziegelmauerwerk. Damit erreichte die Kapelle ihr heutiges Ausmaß.

Die Ausstattung Zwei Barockaltäre, schmuckvolle Rokokobänke, eine pneumatische Orgel von 1859 und ein eindrucksvolles Gemälde des Brüsseler Malers Oliveris Pirotte aus dem Jahr 1759 (Begegnung Christi mit der Ordensstifterin Hl. Theresia von Avila) prägen die Innenansicht der Kapelle.

Das Highlight Ein Kleinod ist der flandrische Schnitzaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert. Er zählt laut Achten zu den bedeutendsten Kunstwerken weit über den niederrheinisch-maasländischen Raum hinaus. Dieses Meisterwerk der Holzschnitzkunst ist einer der wenigen vollständig erhaltenen Altäre aus der Werkstatt des Schnitzers Johannes de Valle (Hans van Dael) und das Malers Jan Pree (Provost), die zwischen 1505 und 1540 in Antwerpen arbeiteten. Die Detailfülle dieses Meisterwerks der Schnitzkunst ist faszinierend. Der weitgehend vergoldete Altarschrein zeigt in drei großen Feldern den Leidensweg Christi, die Kreuzigung und die Beweinung. Hinzu kommen sechs kleinere Felder mit Szenen aus der Kindheit Jesu. Die gemalten Flügel des Altars stellen den Ölgarten, die Gefangennahme Jesu, ein Ecce homo-Bild, Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten dar.

Der Außenbereich Die Kapelle war früher ringförmig von zwölf mächtigen Lindenbäumen umgeben, die der Volksmund "die zwölf Apostel" nannte. Die Bäume mussten vor etwa 40 Jahren wegen Altersschwäche gefällt werden. Seit dem Frühjahr 2011 wachsen an ihrer Stelle zwölf neue, junge Linden.

Der Flyer Wegen des großen Interesses an der Kapelle hat Karl-Heinz Achten gemeinsam mit Werner Tiskens vom Heimat- und Kulturverein einen Flyer erstellt. Darin werden die Geschichte und die Besonderheiten der Kapelle erläutert. Die Flyer liegen in der Kapelle zur Mitnahme aus. Achten bittet darum, pro Exemplar 50 Cent in den Opferstock zu geben.

(jo-s)
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