Schwalmtal Die Plätze sind da, die Flüchtlinge nicht

Schwalmtal · Die Zahl der Asylsuchenden in Schwalmtal stagniert. Seit Februar wurden der Gemeinde keine neuen Flüchtlinge zugewiesen. Gemeinsam mit Vereinen, Unternehmen und anderen will die Gemeinde ein Integrationskonzept erstellen

 407 Flüchtlinge leben derzeit in Schwalmtal. Neben den Mitarbeitern bei der Gemeindeverwaltung und der Kirche kümmern sich viele ehrenamtliche Helfer um die Menschen, zum Beispiel hier in der Kleiderstube in Waldniel

407 Flüchtlinge leben derzeit in Schwalmtal. Neben den Mitarbeitern bei der Gemeindeverwaltung und der Kirche kümmern sich viele ehrenamtliche Helfer um die Menschen, zum Beispiel hier in der Kleiderstube in Waldniel

Foto: Busch

Suchte die Gemeindeverwaltung vor wenigen Monaten noch händeringend nach Plätzen für Flüchtlinge, hat sich die Lage nun deutlich entspannt: Seit Februar wurden Schwalmtal keine neuen Asylsuchenden zugewiesen. Daher gibt es beispielsweise im Naafi-Gebäude jetzt noch Platz für 30 bis 50 Menschen, wie Sozialamtsleiter Werner Bongartz erklärt. Und die für die Unterbringung neu Zugewiesener vorgesehenen Rösler-Verwaltungsgebäude in Waldniel stehen leer. Die Gemeinde hat sie noch nicht übernommen, dadurch entstehen ihr auch keine Kosten. Doch die Verwaltung hat die Häuser "in der Hinterhand", betont Bongartz - sichtlich froh um die Möglichkeit, dort Menschen unterbringen zu können, wenn sich die Zahl der Zuweisungen wieder erhöhen sollte.

Denn wie sich die Lage entwickeln wird, weiß auch im Schwalmtaler Rathaus niemand. Derzeit sind 407 Asylsuchende in der Gemeinde untergebracht. 425 waren es Anfang Februar, einige von ihnen wurden abgeschoben, andere reisten freiwillig aus. Für den Fall, dass wieder mehr Flüchtlinge aufgenommen werden müssen, fühlt sich die Verwaltung gewappnet: Neben den Rösler-Gebäuden könnte man dann auch mobile Wohnanlagen, etwa Container oder Holzhäuschen, am Dorfweiher und im Lunapark in Amern aufstellen. Für diese Standorte hatte der Gemeinderat kürzlich grünes Licht gegeben, aber auch beschlossen, dass die Gemeindeverwaltung die Ausschreibung für die Wohnanlagen erst dann angehen sollte, wenn der Bedarf da ist. Und den gibt es derzeit nicht.

Derweil macht man sich in Schwalmtal Gedanken um die Integration der Flüchtlinge. Im Herbst hatte der Rat nach einem SPD-Antrag beschlossen, unter anderem die Verwaltung zu bitten, zusammen mit dem Asylkreis, den Parteien im Rat, mit Vereinen und Unternehmen in Schwalmtal "im Rahmen verfügbarer personeller und zeitlicher Ressourcen ein Konzept zur Betreuung und Integration der in Schwalmtal lebenden Flüchtlinge auszuarbeiten". Kürzlich kam aus den Fraktionen zudem die Anregung, ein Integrationskonzept aus dem Dialog der Beteiligten zu entwickelten. Dem Auftrag des Rates und der Idee der Fraktionen will die Verwaltung jetzt nachkommen. Drei Diskussionsabende sind dafür vorgesehen. Sie finden am Donnerstag, 23. Juni, sowie am Mittwoch und Donnerstag, 29. und 30. Juni, im großen Bürgersaal des Rathauses, Markt 20 in Waldniel, statt. Drei Themen gibt es: Spracherwerb, Integrationsräume, Arbeit. Zum Themenkomplex Spracherwerb sollen Vertreter aus dem Familienbüro der Gemeinde, von Schulen, der Kreisvolkshochschule, der Sprachschulen, des Asylkreises und die Flüchtlingsberaterin Aga Laszewski miteinander diskutieren, für den Dialog zum Thema Arbeit will die Gemeinde Vertreter des Ausländeramts und des "Integration Point", des Jobcenters, der örtlichen Unternehmen und Handwerksbetriebe einladen. "Der Mittelstand gehört mit an den Tisch", sagt Bongartz.

Mit Integrationsräumen sind keine Zimmer gemeint, auch keine Unterkünfte - sondern all das, "wo Menschen Anschluss finden", sagt Bongartz. Darüber sprechen sollen etwa Vertreter von Sport- und Musikvereinen, Bruderschaften, Theatergruppen. Der Sozialamtsleiter hofft, das an diesen drei Abenden viele Ideen entwickelt werden, die Schwalmtals Weg in der Flüchtlingshilfe künftig genauer beschreiben können. "Entstehen muss kein 100-seitiges Konzept", sagt Bongartz, "sondern konkrete Hilfe".

(RP)
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