Viersen Die Anwohner sehen eine Umbenennung kritisch

Viersen · Ein Viersener fordert die Umbenennung der Hindenburgstraße. Über seinen Antrag wird beraten. Was halten Anwohner von diesem Vorhaben?

 Über den Bürgerantrag zur Umbenennung der Hindeburgstraße diskutieren am Donnerstag die Politiker.

Über den Bürgerantrag zur Umbenennung der Hindeburgstraße diskutieren am Donnerstag die Politiker.

Foto: Siemes

2300 Meter misst die viel befahrene Straße zwischen Süchteln und Dülken. Seit 1917 trägt sie den Namen Hindenburg. Doch dieser ist umstritten: Wegen der Rolle des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte und damit die NS-Diktatur begünstigte, beantragte ein Viersener vor rund einem Jahr die Umbenennung der Straße. Damit beschäftigt sich am Donnerstag, 14. April, der Ausschuss für Stadtentwicklung.

Sollte sich die Politik tatsächlich für eine Änderung des Straßennamens entscheiden, kämen die gravierendsten Änderungen auf die rund 200 Anwohner zu. Ausweise müssten geändert, Adressänderungen den Arbeitgebern, Banken oder Versicherungen mitgeteilt werden. Ein Aufwand, den viele scheuen.

So auch Beatrix Müller: "Das ist doch riesengroßer Schwachsinn. Die Straße heißt seit Ewigkeiten schon so und jetzt soll alles geändert werden?" Müller wohnt mit ihrer Familie im vorderen Bereich der Hindenburgstraße nahe des Westrings. Ihre Kinder würden den Namen Hindenburg sowieso nicht mit der NS-Zeit in Verbindung bringen, sondern eher mit dem gleichnamigen Luftschiff. "Und das ist doch etwas Positives", sagt Müller. Sie plädiert dafür, den Straßennamen zu erhalten und als Mahnung zu verstehen: "Selbst wenn Hindenburgs Entscheidungen fragwürdig sind, auch negative Geschichte ist deutsche Geschichte. Warum sollte man das verdrängen?"

Derweil ist Stella Müller aus aktuelleren Gründen gegen eine Umbenennung. Die Physiotherapeutin betreibt die "Wohlfühloase" an der Hindenburgstraße und befürchtet Ausgaben, sollte die Politik dem Bürgerantrag zustimmen: "Auf mich kämen zusätzliche Kosten zu. Ich müsste neue Prospekte und Flyer drucken, Rechnungen umschreiben und Behördengänge erledigen. Das wäre ein enormer Mehraufwand, den ich stemmen müsste." Ablehnend äußert sich auch Pia Zimmermann: "Ich bin dafür, dass alles so bleibt, wie es ist. Die Straße heißt doch ewig schon so. Und wer weiß, dass ich am Ende nicht doch noch für irgendetwas zahlen muss?" Pragmatisch sieht es Melanie Stolz: "Ich wohne noch nicht lange hier, habe davon auch noch nichts mitbekommen. Mir wäre das allerdings auch egal. Straße ist Straße."

Die Viersener SPD hatte jetzt vorgeschlagen, den Straßennamen auf Carl Friedrich von Hindenburg umzuwidmen. Auch darüber werden die Politiker am Donnerstag diskutieren.

(p-m)
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