Viersen Deutschpaten helfen Flüchtlingskindern

Viersen · Ehrenamtlerinnen vom Inner Wheel Club unterstützen die Realschule an der Josefskirche beim Deutschunterricht

 Irmgard Kerkhoff, Präsidentin des Inner Wheel Clubs Viersen-Schwalm-Nette, hat das Projekt "Deutschpaten für Flüchtlingskinder" initiiert. Sie hilft an der Realschule an der Josefskirche.

Irmgard Kerkhoff, Präsidentin des Inner Wheel Clubs Viersen-Schwalm-Nette, hat das Projekt "Deutschpaten für Flüchtlingskinder" initiiert. Sie hilft an der Realschule an der Josefskirche.

Foto: busch

Khaled ist die Konzentration anzusehen. Langsam und vorsichtig formuliert er den Satz: "Hallo, wie geht es dir?". Irmgard Kerkhoff, die ihm gegenüber sitzt, lächelt dem 14-Jährigen anerkennend zu. "Mir geht es gut", antwortet die Präsidentin des Inner Wheel Clubs Viersen-Schwalm-Nette auf seine Frage. Jetzt will sie von ihm wissen, wie er sich fühlt. Ein kurzes Überlegen, dann folgt die Antwort.

Der junge Syrier lernt seit zehn Tagen an der Städtischen Realschule an der Josefskirche in Viersen. Er gehört nicht nur einer Regelklasse an, sondern auch der Internationalen Klasse der Realschule. Hier ist täglich DaZ-Unterricht angesagt, also "Deutschunterricht als Zweitsprache". Jugendliche, die ohne oder mit geringen Deutschkenntnisse nach Viersen kommen, erlernen hier die deutsche Sprache. Drei Lehrer sind im Einsatz, um derzeit insgesamt 45 Kinder zu unterrichten. Geschmückt ist der Klassenraum mit zahlreichen Flaggen und Landkarten.

Sie erhalten Unterstützung beim Unterricht vom Inner Wheel Club Viersen-Schwalm-Nette. Deren Präsidentin hat im August 2015 das Projekt "Deutschpaten für Flüchtlingskinder" ins Leben gerufen. Zehn IW-Clubfreundinnen besuchen an mehreren Tagen in der Woche die Realschule, um dort beim Deutschunterricht mitzuarbeiten. "Mir liegen die Flüchtlinge am Herzen. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Daher hatte ich die Idee, die Lehrer, die bereits hervorragende Arbeit leisten, zu unterstützen", sagt Kerkhoff. Unterstützung, die die Kinder direkt erreicht. "Durch den ehrenamtlichen Einsatz können wir kleine Gruppen bilden. So lernt man einfach besser und schneller", sagt Tobias Müller, Lehrer für "Deutsch als Zweitsprache". Ohne die Hilfe der Ehrenamtlerinnen könne man solche Kleingruppen nicht umsetzen.

Insgesamt gibt es vier Gruppen. Doch auch innerhalb der Gruppen selbst werden nochmals kleinere Lerneinheiten gebildet. Die Gruppe eins sind diejenigen, die gerade mit Deutsch anfangen. In Gruppe vier sind dagegen die Schüler, die bereits sehr gut Deutsch sprechen können.

Je nach Leistungsstand steigen die Kinder dann in die nächsthöhere Gruppe auf, wobei es aber keinen zeitlich vorgeschriebenen Rahmen gibt, wann ein Wechsel zu erfolgen hat.

Bei Irmgard Kerkhoff hilft indes der Übersetzer weiter. Der heißt Abdul, ist 13 Jahre jung und besucht die Klasse 6c der Realschule. Das Wort "Vater" muss ins Arabische übersetzt werden, damit Khaled die Frage von Kerkhoff versteht.

"Abdul lebt seit sieben Monaten in Deutschland und besucht seit drei Monaten unsere Schule. Er hat dank der Förderung so schnell und gut Deutsch gelernt, dass er jetzt als Übersetzer beim Deutschunterricht hilft", sagt Konrektor Hartmut Banniza.

Während Kerkhoff mit Schüler und Übersetzer sowie dem Lehrbuch "Prima - Deutsch für Jugendliche" am Tisch sitzt, steht Astrid Bein-Müller vor der Tafel. Die Lehrerin hat dort mehrere Wörter angeschrieben. Nun sollen die beiden aus Mazedonien stammenden Schwestern Zumbule (13 Jahre) und Funda (elf Jahre) den Plural bilden. Wörter wie "Weg" und "Teich" bereiten keine Probleme, aber mit "Schloss" tut sich Zumbule schwer - das liegt an dem ö, das eingebaut werden muss. Geduldig erklärt Bein-Müller und übt auch immer wieder die Aussprache des für beide schwierigen Wortes.

"Der IW Club leistet eine gute Unterstützung eines an sich schon sehr guten Systems der Sprachförderung. Die so möglichen Kleingruppen sind ideal", sagt Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD). Sie bedauerte, dass der Kreis Viersen als einer der wenigen in NRW kein kommunales Integrationszentrum auf Kreisebene hat. Gebe es das, wäre vieles noch einfacher und effektiver möglich, ist Anemüller sicher.

(tref)
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