Brüggen Der Osterhase ist ein Zwergkaninchen

Brüggen · Die 24-jährige Anja Pitton betreibt in Genholt nach eigenen Angaben den größten Zwergkaninchenhof weit und breit. Nun, zu Ostern, herrscht bei ihr Hochbetrieb. Sie warnt jedoch vor Spontan- und Mitleidskäufen.

 Mit ihrer Nichte Naomi Hermanns zeigt die 24-jährige Anja Pitton ein paar ihrer sieben bis neun Wochen alten Zwergkaninchen. Der Hof der Geschäftsfrau ist 1500 Quadratmeter groß.

Mit ihrer Nichte Naomi Hermanns zeigt die 24-jährige Anja Pitton ein paar ihrer sieben bis neun Wochen alten Zwergkaninchen. Der Hof der Geschäftsfrau ist 1500 Quadratmeter groß.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Darüber, wie sich der Hase ins christliche Osterfest gehoppelt hat, streiten sich sogar die Gelehrten. Seit dem Mittelalter hat er auch durch die kommerzielle Verwendung inzwischen weitgehend andere Überbringer der Ostereier verdrängt: In manchen Teilen der Schweiz beispielsweise war es der Kuckuck, der die Eier brachte, in Teilen Westfalens der Osterfuchs, in Thüringen der Storch und in Böhmen der Hahn. Der Hase hat also seinen festen Platz im Osterfest gefunden - zumindest dem Namen nach. Denn der typische Osterhase, der uns seit einigen Wochen wieder von vielen Werbeplakaten anlächelt oder in Kinderbüchern die Kleinen verzückt, ist eigentlich gar kein Hase. "Aus dem früheren Osterhasen ist inzwischen ein weißes Wildkaninchen geworden", sagt Anja Pitton.

Die 24-Jährige kennt sich aus. Seit April 2009 züchtet sie hauptberuflich Zwergkaninchen und betreibt seit zwei Jahren in Genholt an der Brachter Straße 33 den mit rund 1500 Quadratmetern nach eigenen Angaben größten Zwergkaninchenhof weit und breit. Ein Schüler als Aushilfe, Praktikanten und ein Mitarbeiter, der sich ums Misten und Füttern kümmert, helfen ihr dabei. Dass sie einmal von ihrem Hobby, das als 15-Jährige begann, leben können würde, hätte sie anfangs nicht gedacht. Neben dem Fachabitur am Berufskolleg in Viersen baute sie ihre Zucht auf - zunächst zu Hause im Garten. Doch der wurde bald zu klein. Also mietete sie den alten Bauernhof in Genholt, der über Schweine- und Rinderställe verfügte, und baute diesen nach und nach immer weiter um und aus. Die Geschäfte liefen weiter so gut (sie beliefert mit ihren Tieren auch Händler in München, Frankfurt und Berlin), dass sie den Hof im Februar dieses Jahres kaufte. Entstanden ist nun auch eine Urlaubspension für Zwergkaninchen mit 45 Ställen - auch in der XL-Deluxe-Version mit Freilauf für 15 Euro am Tag. Anja Pittons Vision ist es, irgendwann einmal auch Ferien auf dem Kaninchenhof anzubieten. Das wäre neben dem Handel mit den Nagetieren, Zubehör und der eigenen Futtermarke ein weiteres Standbein der jungen Geschäftsfrau.

120 Tiere der Rassen Farbenzwerge, Löwenköpfchen, Zwergwidder und Löwenwidder hat sie derzeit im Verkauf, hinzu kommen bis zu 200 Zuchttiere - und eben die "Urlaubsgäste". Jetzt, zu Ostern, ist bei Anja Pitton, die oft mehr als zwölf Stunden täglich arbeitet, Hochsaison. Wie auch zu Weihnachten landen die putzigen Tierchen auf manchem Gabentisch. Pitton appelliert jedoch, die Anschaffung eines Haustiers gut zu überlegen - und warnt deshalb vor Spontan- oder Mitleidskäufen im Zoohandel. "Mit allem Zubehör kostet so ein Kaninchen schnell 300 bis 400 Euro. Und auch die tägliche Pflege und das wöchentliche Saubermachen des Stalls muss man bedenken", sagt Anja Pitton. Noch dazu wird so ein Kaninchen bis zu zwölf Jahre alt - und womöglich verlieren Kinder irgendwann das Interesse an dem Tier.

Dass sich das niedliche Zwergkaninchen irgendwann als Sechs-Kilo-Rammler entpuppt, muss man laut Pitton bei ihr nicht fürchten, denn sie gibt eine "Kleinbleib-Garantie" von 1,3 bis 2,5 Kilo je nach Rasse. Zudem seien alle Tiere vom Tierarzt untersucht und geimpft. "30 Prozent der Zwergkaninchen im Handel haben eine Zahnfehlstellung", beschreibt die Züchterin die Situation.

(RP)
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