Viersen Der Keller trägt jetzt Ali Haurands Namen

Viersen · Unauflöslich ist der Name Ali Haurand mit dem Jazzfestival Viersen verbunden. Er wird es auch immer sein: Gestern Abend benannte die Stadt offiziell den Keller der Festhalle nach dem weltbekannten Viersener Bassisten

 Bürgermeisterin Sabine Anemüller (links) bei der Feier zur Benennung des Festhallenkellers mit Ali Haurand und Doris Frenzen-Haurand. Am Fuße der Treppe Festivalorganisator Tobias Kremer und Kulturdezernent Paul Schrömbges.

Bürgermeisterin Sabine Anemüller (links) bei der Feier zur Benennung des Festhallenkellers mit Ali Haurand und Doris Frenzen-Haurand. Am Fuße der Treppe Festivalorganisator Tobias Kremer und Kulturdezernent Paul Schrömbges.

Foto: Busch

Fünf Minuten dauert es, eine Roth-Händle zu rauchen. Und fünf Minuten Redezeit waren Elmar Herkrath-Rundholz gegeben. Der TV-Regisseur dankte gestern Abend einem langjährigen Wegbegleiter und Freund, Ali Haurand, in bewegenden Worten "für alles, was ich durch dich gelernt und erlebt habe". Ob er Haurand erstmals in Viersen oder im "Subway" in Köln getroffen habe, könne er nicht mehr sagen, so Herkrath-Rundholz. Doch an beiden Orten gab es Jazz im Keller. "Irgendwie scheint Keller was Gutes für Jazz zu sein", stellte er fest.

Gut für Jazz war der Keller der Viersener Festhalle lange Zeit. Jazzfans erinnern sich noch an die alten Zeiten, in denen man die improvisierte Musik im Keller genoss - und das bis spät in die Nacht, beim Bier und in rauchgeschwängerter Luft. Unter Leitung von Ali Haurand fanden im Keller der guten Stube Viersens ab 1967 Konzerte im VHS-Jazzclub statt. "Wunderbare Musiker aus ganz Europa haben hier gespielt", erinnerte sich Haurand gestern. Und nicht wenige, die einst im Keller spielten, traten später auf der großen Bühne auf.

Aus dem VHS-Jazzclub entwickelte sich 1992 unter Leitung von Haurand der Viersener Jazz-Circle. Fast drei Jahrzehnte war Haurand künstlerischer Leiter des Jazzfestivals. Ihm zu Ehren benannte die Stadt gestern zum Auftakt des 30. Festivals den Keller nach dem Jazzbassisten, der in der ganzen Welt Konzerte gab und doch stets ein Viersener blieb, wie Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) betonte. Durch Haurand habe es im Keller "Jazz zum Anfassen" gegeben, der Zuhörer mitriss. Das hat sich geändert: Mitreißende Jazzkonzerte organisiert der Viersener Jazz-Circle heute regelmäßig im Weberhaus in Süchteln. Außerhalb des Festivals gibt es keine Jazzkonzerte mehr im Keller.

Haurand habe ihm die dritte Sprache der Musik nähergebracht - "eine Welt, die man nicht nachvollziehen kann, wenn man im Konzertsaal sitzt und die Musik hört, wie viel Mensch dahintersteht", berichtete Herkrath-Rundholz. Musik sei, auch das habe er durch Haurand gelernt, keine Reise von A nach B, sondern "ein Spiel, ein Sich-austauschen, ein Ganzes, in dem man immer wieder neue Elemente herausfindet und miteinander kombiniert". Er erinnerte sich an die Soundchecks, an die Nächte mit Haurand im Schneideraum, in dem noch geraucht werden durfte und die Schwaden vor den Monitoren hingen. "Du hast mir so viel gegeben in der Zeit, in der wir zusammen waren", sagte Herkrath-Rundholz an Haurand gewandt. Durch das familiäre, großartige Festival habe er auch die Stadt Viersen lieben gelernt, betonte der Laudator: "Es ist das schönste Festival, das ich je aufgezeichnet habe".

Doris Franzen-Haurand erinnerte ebenfalls an einen Keller: an Haurands Kellerkontor, in dem viele Musiker viele Nächte verbrachten, in dem Haurand erst auf einer Olivetti-Schreibmaschine, später am Computer Briefe schrieb, in dem er all seine Energie ins European Jazz Ensemble und ins Jazzfestival steckte. Sie erzählte auch, dass sie 1976 zu den Jazzkonzerten im Keller nicht hineingelassen wurde, weil sie noch keine 16 Jahre alt war. Berührend waren die Worte, die sie dann an ihren Mann Ali Haurand richtete: "Ich bin hiermit groß geworden. Und ich danke dir dafür, dass du mir all die Energie gegeben hast, dass ich mein Leben so leben kann, wie ich es tue."

(RP)
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