Familien-Tipp Der Kasper zu Gast in der Dorenburg

Viersen · Tria-Tra-Trullala: Rund 3000 Handpuppen sind bei der neuen Ausstellung im Museum zu sehen. Am kommenden Sonntag wird sie eröffnet. Sie läuft bis September

 Sie testeten gestern das Puppentheater, das alle Kinder ab Sonntag zum eigenen Spiel nutzen können (v.l.): Anke Wielebski, Irmgard Pastors, Christa Ey und Ingo Schabrich.

Sie testeten gestern das Puppentheater, das alle Kinder ab Sonntag zum eigenen Spiel nutzen können (v.l.): Anke Wielebski, Irmgard Pastors, Christa Ey und Ingo Schabrich.

Foto: norbert Prümen

Der Kasper erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, lässt auch nach vielen Jahren die Kinderherzen höher schlagen. Dem Kerlchen mit der Zipfelmütze widmet das Freilichtmuseum Dorenburg jetzt eine eigene Ausstellung. Sie wird am Sonntag, 25. Juni, 11 Uhr, eröffnet und läuft bis zum 24. September. Die rund 300 ausgestellten Puppen stammen aus der Sammlung der Schwestern Irmgard Pastors und Christa Ey.

Ingo Schabrich, Kreisdirektor und Kulturdezernent, freute sich gestern bei einer Vorbesichtigung über den "wunderschönen Kasper-Kosmos". Wohl jeder kenne Kasperle aus seiner Kindheit oder habe zur Unterhaltung der Kinder selbst hinter der Puppenbühne gestanden. Der Kasper, so Schabrich weiter, sei im Grund eine Art Quintessenz aus allem, was wir an Unterhaltung kennen. So ziemlich alle Filmhandlungen hat Kasper irgendwo schon vorweggenommen. Taucht ein böses Krokodil auf, weiß der Zuschauer, dass Kasper das bessere Ende für sich hat. Wie im Film: Am Ende strahlt nur der Held.

Der Kasper vermittelt auch Botschaften, ist pädagogisch eindeutiger nachhaltiger als Eltern. Wenn der Bursche mit der Zipfelmütze mahnt, auf keinen Fall bei Rot über die Straße zu gehen, tut man das halt nicht. Lektion gelernt!

Dass eine Sammlung von Kasperle-Figuren durchaus in ein Museum gehört, beweist die Tatsache, dass die Figuren bereits im 12. und 13. Jahrhundert mit den Kreuzzügen aus Persien nach Europa gelangten. Sie dienten, sagt Museumsleiterin Anke Wielebski, anfänglich als Unterhaltung für Erwachsene.

Mobile Puppenbühnen standen auf Marktplätzen und Jahrmärkten und boten derbe und zotige Spielszenen. Damit zogen sie die Menschen in ihren Bann - allerdings oft zum Ärger der Herrschenden, die bei den Puppenspielern oft nicht gut wegkamen. Aber schon damals durften sich Narren deutlich mehr erlauben. Die ältesten Exponate stammen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Kulisse zeigt einen Galgen. Auch Äxte und andere scharfe Sachen liegen herum - also war der Kasper auch zu diesem Zeitpunkt für Kinder definitiv eherungeeignet.

Das änderte sich vor gut 100 Jahren: "Besonders dem Puppenspieler Max Jakob und seiner Hohensteiner Puppenbühne ist es zu verdanken, dass der Kasper eine Figur für Kinder wurde", sagte Anke Wielebski. Er machte aus dem Kasper eine freundliche Figur - den netten Kerl, den wir bis heute alle mögen.

Ganz besonders mögen ihn die beiden Sammlerinnen aus Viersen. Dabei hatte Irmgard Pastors als Kind gar keine eigenen Kasperlefiguren. "Allerdings hat unser Onkel gelegentlich Kaspervorführungen hinter einem große Teppichvorhang geboten", erinnert sie sich. Ihre erste eigene Handpuppe kaufte sie erst 1990: eine Dresdner Künstlerpuppe aus Quedlingen im Harz. Damals zahlte sie noch in Ostmark.

Ein Geschenk, das sie 2010 bekam - alte geschnitzte Handpuppen -, weckte ihre Sammelleidenschaft. Seitdem besucht sie Trödelmärkte - "das ist aber sehr mühselig" - und stöbert im Internet nach neuen Exemplaren. Zudem besucht sie Puppenbühnen und Produzenten in ganz Deutschland, um sich mehr Wissen über Handpuppen anzueignen. "Jetzt soll die Öffentlichkeit teilhaben an meiner Sammelleidenschaft und sich genauso über die schönen Puppen freuen", sagt Irmgard Pastors. Unter denen gibt es inzwischen auch einige Figuren, die man aus dem Kasperletheater nicht kennt - etwa Micky Maus und Goofy aus Entenhausen, Yogi-Bär und das Sandmännchen aus dem DDR-Fernsehen.

(RP)
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