Brüggen "Der Glöckner von Bracht" - die Küster der Familie Tophoven

Brüggen · 176 Jahre lang stellten die Tophovens die Küster der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt. Ihre Geschichte war Inhalt eines Vortrags beim Heimatabend

 Josef Tophoven (2.v.r.) war 1904 nicht nur Küster in Bracht, sondern mit seinem Sohn Leonard (r.) auch Gründer des Chors "Amicitia Bracht".

Josef Tophoven (2.v.r.) war 1904 nicht nur Küster in Bracht, sondern mit seinem Sohn Leonard (r.) auch Gründer des Chors "Amicitia Bracht".

Foto: Amicitia Bracht

Die Geschichte der Küster an der Brachter Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt ist auch eine Geschichte der Brachter Familie Tophoven, die 176 Jahre lang - jeweils vom Vater an den Sohn weitergegeben - die Küster stellte. Arno Mohns hatte sich für einen Vortrag bei den Heimatfreunden Bracht eigentlich auch die Organisten vorgenommen, doch über die Küster, die früher "Glöckner" genannt wurden, hatte er so viel zu erzählen, dass die Organisten an einem anderen Heimatabend thematisiert werden.

Der nachweisbar erste Küster (vom lateinischen "custor" - der Wächter) in Bracht wurde am 30. April 1776 Johann Sebastian Burkhard aus Düsseldorf. Bestimmt wurde er, wie es damals üblich war, vom Patronatsherren. Zu jener Zeit war dies in Bracht der Freiherr zu Ober- und Unterertzelbach.

Burkhard legte aber schon bald sein Amt nieder, so dass am 22. August 1776 der Brachter Schulmeister Mathias Tophoven das Amt übernahm, Ihm folgten 1807 Franz, 1839 Johann Mathias, 1879 Josef, 1919 Leonhard. Als dieser ledig und kinderlos 1950 starb, übernahm seine Nichte Anneliese als 17-Jährige für zwei Jahre das Amt.

Die heute 82-Jährige erzählte den rund 40 anwesenden Besuchern gerne, wie sie als Küsterin morgens um sechs Uhr aufstand, um die Glocken für die erste Messe zu läuten. "Ich ging damals in die Berufsschule, musste aber immer wieder fehlen zum Beispiel für eine Beerdigung, da ich für die Aufbahrung in der Kirche zu sorgen hatte." Als im Jahr 1951 schließlich die Elektrizität Einzug in die Kirche hielt, erleichterte sich die Arbeit der Küster beziehungsweise der Glöckner ungemein.

Aber schon im 18. Jahrhundert waren mit dem Amt vielfältige Pflichten und Aufgaben verbunden: Das händische Läuten der Glocken zur Ankündigung von Messen, die damals noch dreimal täglich stattfanden. Das Läuten der Sturm- und Feuerglocke bei Gefahr, das Anzünden der Kerzen in der Kirche und die Hilfsarbeiten für den Pfarrer standen ebenfalls auf dem Aufgabenzettel. Außerdem war ein Küster für die Sauberkeit in der Kirche verantwortlich.

Der Lohn bestand früher ausschließlich aus Naturalien wie Roggen, Weizen, Hafer und Brot. Erst nach mehreren Streitigkeiten wurde 1826 diese Bezahlung abgeschafft, die Zivilgemeinde Bracht übernahm das Gehalt in Höhe von 450 Mark - jährlich. 1951 kam es zum nächsten Zwist. Daraufhin entschied das Landgericht Mönchengladbach: Die Zivilgemeinde habe weiterhin das Glöcknergehalt zu zahlen, obwohl seine Aufgaben bei Feuer inzwischen von Sirenen abgelöst wurden. Der "Glöcknerkrieg von Bracht" wurde gegen eine einmalige Zahlung der Zivilgemeinde in Höhe von 8500 Mark beeendet.

Zum Abschluss des Heimatabends mit vielen Anekdoten berichtete Arno Mohns, dass die beiden Küster Josef und Leonhard Tophoven zu den Gründern des Amicitia-Chores gehörten.

Nächster Termin: Montag, 24. April, 17 Uhr, Besichtigung der Gemüseanbaubetriebe Roosen und van der Broek in Alst.

(flo)
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