Mein Verein Der Club der filmenden Viersener

Viersen · Im Viersener-Film- und Video-Club stellen die Mitglieder ihre selbst gedrehten Filme zur Diskussion

 Günter Eggen ist der erste Vorsitzende des Viersener Film- und Video-Clubs: Er interessierte sich wegen seiner Kinder für das Medium Film: Von ihnen dreht er Super-8-Streifen.

Günter Eggen ist der erste Vorsitzende des Viersener Film- und Video-Clubs: Er interessierte sich wegen seiner Kinder für das Medium Film: Von ihnen dreht er Super-8-Streifen.

Foto: Busch Franz-Heinrich sen.

VIERSEN Als sich der Viersener Film- und Video-Club vor fast 60 Jahren gründete, sah die mediale Welt des Filmens noch ganz anders aus. Was damals ökonomisch und bewusst von der Realität auf Super-8 gebannt, geschnitten, gezeigt und gut aufbewahrt wurde, kann ein heute junger Erwachsener kaum mehr nachvollziehen: In seiner Welt wird mit dem Handy gefilmt, gezeigt, geteilt und auch eher mal gelöscht.

Am 2. Mai 1956 beschloss eine Gruppe von Hobby-Schmalfilmern in Viersen, einen Club zu gründen. Aus der Idee, eine Runde von Gleichgesinnten zu haben, mit denen man über das Filmen, damals noch auf Zelluloid, über Schärfe, Belichtung und Vertonung diskutieren und fachsimpeln konnte, entstand am 9. September 1957 der "Viersener Schmalfilm-Club". Seit 1964 ist Günter Eggen erster Vorsitzender des in "Viersener Film- und Video-Club" umbenannten Vereins.

81 Jahre ist der (ehemalige) Schornsteinfeger mittlerweile alt und begibt sich gerne in seinen gut ausgestatteten Filmraum, in dem die Geräte zum Schneiden, Abspielen, Vertonen, aber auch die mittlerweile notwendig gewordenen Geräte zum Überspielen der alten auf die neue Technik bereit stehen. Anlass für Eggen, einem solchen Verein beizutreten, waren seine Kinder: wie viele seiner Generation hielt er ihre Entwicklung auf Super-8-Filmen fest. Und wollte gerne mehr darüber wissen. Was ihn vor 50 Jahren ebenso an der Vereinsarbeit gereizt hat wie heute, das sind das Vergnügen am Filmen, die Kreativität, mit der dies geschieht und der Austausch zwischen den Mitgliedern.

Zum Verein, der mit etwa 80 Mitgliedern gestartet ist, gehören zurzeit etwa 15 Amateurfilmer. Der Jüngste ist Mitte Fünfzig, der älteste über 80 Jahre alt. Dass die Altersstruktur so aussieht, führt Eggen auf die oben schon erwähnten Veränderungen der medialen Technik zurück. Die jungen Menschen handhabten die Technik einfach anders. Sie seien, so Eggen, "an den Vorführungen nicht interessiert" und daran "etwas herzustellen, was für ein breites Publikum interessant ist".

Die Vorführungen sind ein Teil des Vereinslebens: An den Clubabenden in einem Raum der Gesellschaft Erholung werden Eigenproduktionen der Mitglieder vorgeführt. Jeder Filmer ist dann auch dankbar für Tipps, für kritische Hinweise. Gelegentlich wurde und wird auch ein (Kurz)Film zu einem regionalen, landes- oder bundesweiten Wettbewerb eingereicht. Die Clubmitglieder greifen auch auf das Archiv des Bundes deutscher Film- und Videoamateure zurück, um sich zu schulen.

Die Themen, die diese Filme behandeln, sind vielfach regionale Themen: über die Stadt Viersen und ihre Geschichte, über die Aktion Viersen Blüht, über den Landschaftshof Baerlo wurden kurze Filme gedreht - einige auch als Gemeinschaftsprojekt. Dabei leistet der Verein nebenbei noch "Archivarbeit", indem er Dinge festhält, die historischen Wert haben: "Ein Beispiel ist die Sprengung des Schornsteins des Kaiser's Kaffee Geschäftes", erzählt Eggen.

Da die Technik ihnen davon zu laufen droht, müssen die Mitglieder immer auf den aktuellen Stand bleiben, sich etwa mit der Bearbeitung von Filmen am Computer befassen. Oder sie retten Super-8-Filme, indem diese auf DVD gespeichert werden. Dabei hilft der Verein auch Nicht-Vereinsmitgliedern: Gegen ein kleines Entgelt kann man seine alten Filme überspielen lassen. Bei regelmäßig stattfindenden Matineen öffnet sich der Club der Öffentlichkeit.

(b-r)
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