Viersen Chronik über Dornbusch

Viersen · Zwei Ehrenamtler erforschten einen Mikrokosmos

Viersen: Chronik über Dornbusch
Foto: busch

492 Seiten, drei farbige Karten im Format DIN A3 und eine ungewöhnliche sozialgeschichtliche Darstellung - das ist die neue Publikation des Viersener Stadtarchivs. Unter dem Titel "Dornbusch, Rennekoven, Kölsum - Wohngemeinschaften im Laufe der Jahrhunderte" haben die beiden Autoren Maria Hermans und Karl Thoer eine kleine Siedlungsgemeinschaft in den Blick genommen und Familiengeschichten zusammengetragen.

Es ist eine Arbeit über die Menschen, die Dornbusch, Kölsum und Rennekoven über Jahrhunderte prägten. Welche Familien lebten wo, welche Berufe übten sie aus, wie sah ihr Stammbuch aus, welche verwandtschaftlichen Beziehungen gab es? Auf diese Fragen gibt das Werk umfassende Antworten.

Die Arbeit der Dornbuscherin und des Boisheimers begann vor rund drei Jahren. Doch beide waren schon vorher in der Familienforschung und Historie aktiv. "Ich bin ein Hodenger Kink, wie es bei uns heißt. Mein Vater und meine 95-jährige Tante, derzeit die älteste Bewohnerin von Kölsum, kennen noch die Familien, die früher dort lebten", schildert Maria Hermanns. "Ich habe mir gedacht, dieses Wissen muss aufgeschrieben werden, bevor es ganz verloren geht."

Karl Thoer hingegen hatte ein ähnliches Werk bereits für Lobberich-Bocholt erschaffen. Im Viersener Stadtarchiv lernten sich die beiden kennen und dort kamen sie auf die Idee, gemeinsam zu arbeiten.

Die erste Aufgabe bestand daran, aus den Adressbüchern der Jahre 1879 bis 1997 die Adressen der Dornbuscher Familien herauszuschreiben. "Diese galt es dann mit den Familienlisten in Zusammenhang zu bringen", beschreibt Thoer das weitere Vorgehen.

Mit Kirchenbüchern, Standesamtsregistern und weiterem historischen Kartenwerk konnten die beiden insgesamt 164 Stammbäume zusammentragen - der Mikrokosmus Dornbusch nahm Gestalt an.

Stadtarchivar Marcus Ewers spricht scherzhaft von einem dritten Streich, denn nach der Dornbuscher Pfarrchronik und der Chronik der Schule Dornbusch steht der kleine Ortsteil erneut im Mittelpunkt. "Viersen braucht Stadtgeschichte und ich hoffe, dass es weiterhin einen Ort geben wird, an dem Ortsgeschichte geschrieben werden kann", sagte Viersens Erster Beigeordneter Paul Schrömbges gestern bei der Vorstellung des Werkes. Er spielte die Fusion des Stadt- mit dem Kreisarchiv an.

Er lobte den unermüdlichen und kompetenten Einsatz der vielen ehrenamtlich tätigen Autoren, die es Bürgern ermöglichen, mit dem Aufschlagen eines Buches Geschichte zu entdecken, ohne sich selbst durch unzählige Quellen im Stadtarchiv mühen zu müssen. Allein im vergangenen Jahr gab es 31 Publikationen. Seit 1996 waren es knapp 200, die das Stadtarchiv herausbringen konnte. "Wir hoffen, dass wir diesen offenen Geist im Stadtarchiv halten können", so lautet Marcus Ewers Wunsch für die künftige Archivarbeit.

(tref)
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