Viersen „Bunte Menschen“ helfen Kindern in Nepal

Viersen · Nach gigantischem Ansturm geht der "Vater der Männchen" in die Sommerpause. Zuvor hat er noch mit Jürgen Richterich von der Nepal Kinderhilfe beschlossen, dass der Erlös der Figuren einem Familienprojekt zu Gute kommt.

 Nach dem Erdbeben in Nepal im April und Mai brauchen viele Menschen dort immer noch Hilfe. Roland Ehlen will helfen.

Nach dem Erdbeben in Nepal im April und Mai brauchen viele Menschen dort immer noch Hilfe. Roland Ehlen will helfen.

Foto: Nepal Kinderhilfe

Gut 8000 bunte Menschen hat Roland Ehlen im vergangenen Jahr in die Welt gesetzt. Jetzt hofft der Süchtelner Schreinermeister, dass sie tatsächlich auf Reisen gehen und dass ihre Standorte mit Fotos dokumentiert werden. Ehlen selbst kann einen Urlaub jetzt gut gebrauchen. "Die Nachfrage nach meinen bunten Menschen war gigantisch. Das war der absolute Wahnsinn. Wir sind mit der Herstellung nicht mehr hinterher gekommen. Jetzt ist erst einmal Produktionsstopp. Unsere bunten Menschen gehen in die Sommerpause", sagt Ehlen.
Ob bei "Bracht ganz kunstvoll" oder beim Dohlenfest, ob bei den Viersener Einzelhändlern oder in Ehlens Werkstatt — kaum standen die "bunten Menschen" in den vergangenen Wochen für zwei Euro zum Verkauf, da waren sie auch schon ausverkauft. Allein beim Kunstfest in Bracht brachte Ehlen 700 Pappfiguren unters Volk. Die Viersener Einzelhändler hatten schon vor der Auslieferung jeweils Vorbestellungen von gut 100 Männchen vorliegen.

"Ich bedanke mich bei allen für den Zuspruch, aber jetzt brauche ich eine Pause." Auch seine beiden tatkräftigen Helfer Wilfried Grieger (Druckerei) und Michael Höflich (Firma Kohlschein) können wohl eine Pause vertragen. "Ich hoffe, dass ich jetzt aus den Urlauben viele schöne Männchen-Fotos geschickt bekomme", sagte Ehlen.

 Männchen-Macher: der Süchtelner Schreinermeister Roland Ehlen.

Männchen-Macher: der Süchtelner Schreinermeister Roland Ehlen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Inzwischen weiß Ehlen auch, wie "seine bunten Menschen" ganz konkret den Erdbebenopfern in Nepal helfen können. Für den Schreiner stand von Anfang an fest, dass seine Sommeraktion einen guten Zweck haben soll. Auf dem Kunstfest in Bracht hat der Süchtelner Jürgen und Andrea Richterich kennengelernt. Der "Vater der Männchen" und die Initiatoren der Nepal Kinderhilfe in Niederkrüchten beschlossen gemeinsame Sache zu machen.

Jürgen Richterich freut sich sehr über diese Kooperation. "Das ist sehr gute Sache für uns", sagt der Niederkrüchtener. Schon direkt nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im April hat die Hilfsorganisation angefangen, Spenden für die Erdbebenopfer zu sammeln. Nach der akuten Ersthilfe hat das Team um Richterich jetzt ein neues Projekt ins Leben gerufen. "Mit ,Family Shelter' wollen wir Menschen unterstützen, die bei dem Erdbeben schwer verletzt wurden und künftig nicht mehr ohne fremde Hilfe auskommen", sagte Richterich.

Auf die Idee zu "Family Shelter" kam die Niederkrüchtener Hilfsorganisation durch das Schicksal einer jungen Frau aus Langtang: "Chumchoc Tamang lebte mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in einem kleinen Dorf in den Bergen und betrieb dort ein Gästehaus für Wanderer", erzählte Richterich. Als das Erdbeben kam, war der Mann auf dem Feld. Die junge Mutter befand sich mit ihren drei Kindern im Freien. Die Druckwelle des Bebens riss ihr die einjährige Tochter Pemba aus den Armen. Chumchoc Tamang wollte hinter dem Kind herlaufen, wurde aber von einem Felsen getroffen. "Ihr Rückgrat ist gebrochen", sagt Richterich. Alle drei Kinder überlebten das Beben. Zwei Tage später wurde die Mutter mit dem einjährigen Kind nach Kathmandu ausgeflogen, die beiden älteren Kinder, vier und fünf Jahre, mussten im Dorf bleiben. Doch der Vater kam nicht zurück."Die Frau hat ihren Mann verloren, ihre Existenzgrundlage und sie selbst ist gelähmt von der Hüfte abwärts. Man kann sich ihre Not sicher vorstellen", sagte Richterich.

In solchen Fälle will die Nepal Kinderhilfe nun mit dem Projekt "Family Shelter" helfen. "Wir wollen dauerhaft ein Haus und das notwendige Personal finanzieren, damit Erdbebenopfer wie Chumchoc Tamang und ihre Kinder zusammen leben können", sagte Richerich.
Die bunten Menschen haben damit einen guten Zweck gefunden. "Ich denke, das Geld ist dort sehr gut angelegt. Nach den Ferien werden wir die Spenden übergeben. Da ist einiges zusammen gekommen", sagte Ehlen.

(rp)
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