Brüggen Bundestagsarbeit selbst gemacht

Brüggen · Der 17-jährige Brüggener Benedict Wynen hat vier Tage lang die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten im Parlament nachgespielt. Dabei hat er gelernt: Geduld und Kompromissbereitschaft sind gefragt.

Wie funktioniert eigentlich Demokratie? Wie kommen neue Gesetze zustande? Wie lange dauert der Prozess? Mit diesen Fragen hat sich der 17-jährige Benedict Wynen aus Brüggen Mitte Juni bei der Veranstaltung "Jugend und Parlament" im Bundestag beschäftigt.

Gemeinsam mit 314 anderen Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren aus ganz Deutschland lernte er dabei die Arbeit der Abgeordneten in der Hauptstadt kennen. Die Teilnehmer übernahmen für vier Tage die Rollen der Abgeordneten und simulierten vier Gesetzesinitiativen. "Es war sehr spannend, das mitzuerleben", so der 17-Jährige.

Politik ist für Benedict allerdings kein Neuland. Schon lange ist er Mitglied der Jungen Union Brüggen, derzeit sogar Vorsitzender. Aus diesem Grund wählte der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer (CDU) aus dem Wahlkreis Viersen den Schüler für das Planspiel des parlamentarischen Verfahrens aus.

Welche Themen auf ihn zukommen würden, wusste Benedict anfangs nicht. "Ich habe mich daher im Vorhinein mit sämtlichen aktuellen Themen, wie zum Beispiel Einwanderungspolitik, beschäftigt." Debattiert wurden bei der Simulation schließlich Entwürfe zur Einführung chancengleicher Bewerbungen, zur Schaffung eines Einwanderungsgesetzes, zur Verbesserung des Tierschutzes in der Landwirtschaft sowie zur Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit dem fiktiven Balkanstaat Illyren. Um sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, wurden die Jugendlichen in fiktive Parteien eingeteilt und erhielten jeweils frei erfundene Namen. "Das half dabei, sich in der Diskussion von seiner eigenen Meinung zu lösen, denn man war nicht unbedingt der Partei zugeteilt, der man in Wirklichkeit angehört", erzählt Benedict. In Landesgruppen, Fraktionen, Arbeitsgruppen, Ausschüssen und einer abschließenden Debatte im Plenarsaal wurden die Themen dann unter möglichst realen Bedingungen behandelt. "Das gesamte Verfahren ist sehr kompliziert", sagt der 17-Jährige. "Erst wenn man es mitgemacht hat, versteht man es wirklich." Doch wie laufen die Debatten in den verschiedenen Besprechungen - parteiintern oder gemischt - überhaupt ab? Wie kommt man zu einem Ergebnis? "Da es sogar innerhalb einer Partei sehr viele unterschiedliche Meinungen gibt, können nicht alle Ideen realisiert werden", berichtet Benedict. "Nach außen wird immer Einigkeit ausgestrahlt, eigentlich herrscht aber viel Uneinigkeit innerhalb der Fraktionen." Da also jeder zu Wort kommen wolle, um seine Meinung darzulegen, könnten sich die Debatten in die Länge ziehen. Am Ende sei dann vor allem eines wichtig: "Jeder muss bereit sein, Kompromisse einzugehen."

Insgesamt haben Benedict die vier Tage in Berlin viel Spaß gemacht. "Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann mal als Abgeordneter zu arbeiten." Politikwissenschaften möchte er allerdings nicht studieren. "Ich möchte im Studium eher in Richtung Banken und Finanzen gehen", sagt er. Erst einmal steht aber das Abitur an. Bei der Wahl seiner Leistungskurse sind seine Interessen dabei schon erkennbar: Er hat sich für Mathe und Sozialwissenschaften entschieden.

(RP)
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