Bürgermeisterwahl Redaktionsgespräch Mit Iris Kater (unabhängig) "Ich bin anders. Ich bin bei den Menschen"

Viersen · Viel wird im Wahlkampf geredet, doch selten Tacheles. Was wollen die Kandidaten? Was können sie? Unsere Zeitung hat die einzelnen Kandidaten in die Redaktion eingeladen, um mit Ihnen über Sachthemen zu reden. Heute: Iris Kater (parteilos).

Bürgermeisterwahl Viersen - Was will Kandidatin Iris Kater?
Foto: Siemes, Horst (hosi

Viersen Wie viele Wähler wird die unabhängige Kandidatin Iris Kater am 13. September mobilisieren? Das ist neben der allgemeinen Wahlbeteiligung die unbekannte Größe der Bürgermeisterwahl. Bis auf Kater sind alle Kandidaten von einer Partei aufgestellt. Ihr Wählerpotenzial lässt sich zumindest grob abschätzen, wenn man die Mehrheitsverhältnisse im Rat betrachtet. Die parteilose Kandidatin selbst dürfte vielen Bürgern alles andere als unbekannt sein. Die 40-Jährige ist auf Viersens Festen und in den sozialen Medien sehr präsent. In der Redaktion sprach sie über ihre Parteilosigkeit, Stadtplanung und Finanzen.

Kandidatur Anfang vergangenen Jahres hat sich Kater zur Kandidatur entschlossen. "Ein Geschäftsfreund hatte davon gesprochen, und mich dadurch eigentlich erst auf die Idee gebracht. Die Idee, für gut 75 000 Menschen etwas zu bewirken, hat mir gefallen. Ich bin seit 14 Jahren in allen möglichen Gremien tätig. Jetzt kann ich das vernetzen", erzählt die Unternehmerin.

Parteilosigkeit Abgesehen von einer Schnuppermitgliedschaft vor Jahren in der SPD, die Kater eigenen Angaben zufolge einer Freundin zu Liebe beantragt hatte, ist die Viersenerin parteilos. "Inzwischen gibt es in NRW viele erfolgreiche unabhängige Bürgermeister. Ich bin der Sache verpflichtet und nicht einem Parteiprogramm. Das sehe ich als Vorteil. Es heißt ja auch Bürgermeister und nicht Parteienmeister", so Kater. In der politischen Entscheidungsfindung werde sie natürlich um Mehrheiten werben müssen. "Eine unabhängige Bürgermeisterin kann aber auch eine Vermittlerin sein", findet die 40-Jährige. Auf die Frage, was sie anders machen wolle, sagt sie: "Ich bin bei den Menschen."

Wirtschaftsförderung "Es gibt Firmen, die haben noch nie von der städtischen Wirtschaftsförderung gehört", kritisiert die Geschäftsfrau. "Wir hätten mehr Investoren nach Viersen holen können. Ich weiß, dass es sie gab." Die wirtschaftliche Förderung stehe hoch oben bei ihr auf der Agenda, wenn sie Bürgermeisterin würde. Die Unternehmerin sieht viele Handlungsansätze: Da müsse auch auf interkommunaler Ebene mehr Vernetzung geschaffen werden. Die touristische Außendarstellung der Stadt und Region müsse stärker werden. Bevor man neue Gewerbeflächen ausweise und versiegle, solle man die Altflächen reaktivieren. Logistik-Firmen, die viel Platz brauchten und wenig Arbeitsplätze brächten, findet Kater wenig interessant.

Bahnverkehr In Sachen Personen- und Güterverkehr auf der Schiene sieht Kater Veränderungen auf die Viersener zukommen. "Das wird ein großes Thema. Der Eiserne Rhein steht im Bundesverkehrswegeplan", sagt sie. Auch der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke werde kommen, auch wenn wenn CDU, SPD und Grüne ihn abgelehnt hätten.

Stadtentwicklung "Die Einkaufsstraße in Viersen ist zu lang", sagt die unabhängige Kandidatin. Sie werde wie viele Einkaufszentren eine Verkleinerung erfahren. Der Einzelhandel werde sich stärker dem Online-Geschäft öffnen müssen. "Es gibt die Konzepte von Online-Stadt, so wie Schiefbahn es macht", erklärt Kater. Die Südstadt müsse ein anderes Ziel bekommen. Den Gereonsplatz habe man leider nicht als autofreien Veranstaltungsplatz etabliert. Zudem sei es ein Fehler gewesen, Ärztezentren aus den Innenstädten an den Rand zu verlagern. Zu Dülken sagt Kater: "Wir müssen mehr Einzelhandel ins Zentrum holen. Ich finde Pop-Up-Stores eine gute Idee. Das sind junge Unternehmensgründungen. In Studien hat sich gezeigt, dass 30 Prozent von ihnen auch dauerhaft bleiben. Die Eigentümer müssten dabei zwar auf einen Teil ihrer Miete verzichten, aber lieber so, als wenn die Häuser leer stehen", meint Kater.

Finanzen Um das Haushaltsdefizit der Stadt zu begleichen, müsse man viele einzelne Puzzle-Teile zusammensetzen, sagt Kater. Dazu gehöre, keine überflüssigen teuren Gutachten mehr einzukaufen. Personaleinsparungen in der Verwaltung sieht sie nicht. Man muss die Bürger stärker einbinden. "Es gibt genug Gruppen, die etwas machen würden. Stichwort Spielplatz-Paten. Aber viele Bürger sind frustriert, dass sie nicht ernst genommen werden. Ein komplettes Sparkonzept wolle sie erst kurz vor dem Wahltermin vorlegen. "Es gibt ansonsten zu viel Ideenklau", sagt sie.

Kater-Verlag Auf Nachfrage unserer Zeitung konnte sich Kater nicht erklären, warum die Bilanz ihrer GmbH 2013 noch nicht im Unternehmensregister veröffentlicht sei. "Ich habe sie unterschrieben. Wir sind nicht im Mahnverfahren", sagt die Geschäftsführerin von Iris-Kater-Verlag und Medienbüro. Der Verlag sei vor einigen Jahren umstrukturiert worden. Festangestellte gebe es nicht mehr nur noch Freiberufler. Der Verlag habe sich auf den Lizenzhandel konzentriert und sei ansonsten im Fachbuchbereich unterwegs. Sollte sie Bürgermeisterin werden, würde ihre rechte Hand den Verlag übernehmen.

JOACHIM NIESSEN, LUDGER PETERS UND SABINE JANSSEN FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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