Brüggen Brüggens bewegte Geschichte als Buch

Brüggen · Das Dorf Bracht feiert in diesem Jahr die urkundliche Ersterwähnung vor 900 Jahren. Dazu erschien Ende 2015 eine von Wissenschaftlern erstellte Ortsgeschichte. Solch ein Werk soll nun auch für Brüggen und Born folgen

 Stark verändert wurde im Laufe der Zeit das Erscheinungsbild von Kloster (heute Rathaus) und Nikolauskirche in Brüggen durch die moderne Gestaltung des Vorplatzes. Hier eine Aufnahme des Ensembles vor der Umgestaltung.

Stark verändert wurde im Laufe der Zeit das Erscheinungsbild von Kloster (heute Rathaus) und Nikolauskirche in Brüggen durch die moderne Gestaltung des Vorplatzes. Hier eine Aufnahme des Ensembles vor der Umgestaltung.

Foto: Kreisarchiv

Die Ortsgeschichte ist das größte Geschenk, das die Burggemeinde dem Dorf zur Feier der urkundlichen Ersterwähnung vor 900 Jahren machen konnte. Solch ein Werk soll nun für Brüggen und Born folgen. Wer sich für die Heimatgeschichte interessiert, wird in den Heimatbüchern des Kreises die für Brüggen und Born relevanten Aufsätze gelesen haben und die Beiträge zur Heimatgeschichte, die Pfarrer Bernhard Röttgen 1934 unter dem Titel "Brüggen und Born im Schwalmtal" veröffentlichte. Er wird auch die "Geschichte des Amtes Brüggen" von Joseph Deilmann kennen, die 1927 und 1930 veröffentlicht wurde.

 Die Krüchtener Karte von 1601 zeigt die Lage der Brüggener Burg. Auch die Vennmühle und ein "Siechenhauß" sind eingezeichnet.

Die Krüchtener Karte von 1601 zeigt die Lage der Brüggener Burg. Auch die Vennmühle und ein "Siechenhauß" sind eingezeichnet.

Foto: Heimatbuch Kreis Viersen

1986 wurden Deilmanns Bände erneut gedruckt, 1987 folgte eine neue Auflage von Röttgens Werk. Beide Nachdrucke gab die Gemeinde Brüggen in Auftrag, jeweils mit einer Einführung des Historikers Leo Peters, der sich auch um die Redaktion der wissenschaftlichen Schriftenreihe des Kreises kümmerte. Im Vorwort zur Neuauflage des Röttgen-Buchs lobt Peters die Entscheidung, das Werk des Pfarrers zu veröffentlichen und damit "dieses jetzt äußerst seltene Buch in einem unveränderten Nachdruck der interessierten Öffentlichkeit zu übergeben". Peters: "Neben andernorts recht flüchtigem und Amüsement mit Kultur verwechselnden lokalem Kulturgeschehen ist das, was die Gemeinde Brüggen hier erneut tut, ein Stück kommunaler Kulturpolitik von bleibendem Wert!"

 Amtmann in Brüggen: Johann Friedrich von Schaesberg.

Amtmann in Brüggen: Johann Friedrich von Schaesberg.

Foto: Kreisarchiv

In den 1980er-Jahren schon konnte eine Neuauflage der alten Schriften die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Brüggener und Borner Geschichte nach heutigen Kriterien nicht ersetzen. Röttgens und Deilmanns Werken fehlen wichtige Teile: Deilmanns Arbeit endet um 1800, Röttgens um 1920.

So steht die Gemeinde nun erneut vor der Frage, ob sie "ein Stück kommunaler Kulturpolitik von bleibendem Wert" schaffen will. Nach der Fertigstellung der Brachter Ortsgeschichte signalisierte der Brüggener Rat auf eine Anfrage von Bürgermeister Frank Gellen (CDU) hin die Bereitschaft, für Brüggen und Born ein vergleichbares Werk anzustreben. In der Dezembersitzung des Rates wurde vereinbart, die voraussichtlichen Kosten zu ermitteln und die Sache in der nächsten Kulturausschusssitzung zu besprechen.

Die fand nun statt. Die Verwaltung rechnet mit rund 122.000 Euro für den Haushalt der Gemeinde, verteilt auf vier Jahre. Bei der Sparkassenstiftung wurde schon um einen Zuschuss von 40.000 Euro gebeten. Einen Antrag auf Übernahme der Druckkosten von 25.000 Euro könnte man beim Landschaftsverband Rheinland stellen, führt die Verwaltung in ihrer Vorlage aus.

Uneins waren sich die Mitglieder des Kulturausschusses über das weitere Vorgehen: Während Andreas Bist (FDP) die Ortsgeschichte für Brüggen und Born als sinnvoll bezeichnete, erinnerte er auch an die Haushaltslage: Der Kämmerer spreche von schmerzhaften Einschnitten, da solle man doch zunächst eruieren, ob es Zuschüsse und Fördermittel gebe, bevor man entscheide. Gottfried Optenplatz (SPD) meinte hingegen, 122.000 Euro über vier Jahre verteilt seien "zu verkraften" und trieb zur Eile: "Die Zeitzeugen sterben weg."

René Bongartz (Grüne) übte massiv Kritik an dem Vorhaben: Zunächst mahnte er zur Haushaltsdisziplin, wollte er wissen, warum für das Projekt keine Ausschreibung vorgesehen sei, es auch für Bracht keine gegeben habe. Und schließlich erklärte er, der Kulturausschuss könne über den Beschlussvorschlag gar nicht abstimmen, weil der Vorschlag aus der Verwaltung komme, damit ein Antrag zur Sache und also nicht möglich sei. Ein Antrag müsse durch ein Fünftel des Rates oder eine Fraktion gestellt werden. Die Grünen-Fraktion wolle daher den Antrag im Wortlaut übernehmen, aber hinzufügen, dass eine Ausschreibung vorzunehmen sei.

Optenplatz fragte, was man denn ausschreiben solle, die wissenschaftliche Bearbeitung? Man wolle doch eine gewisse Qualität. Die Druckkosten etwa könne man ausschreiben, schlug Bongartz vor, woraufhin Judith Zybell vom Kulturamt daran erinnerte, dass die Verwaltung vor Drucklegung für das Bracht-Buch mehrere Angebote eingeholt habe. Für Bongartz' Vorschlag für einen erweiterten Beschluss schließlich stimmte allein er selbst. An der Abstimmung über den Beschlussvorschlag der Verwaltung nahm er im Anschluss nicht teil. Mit elf Stimmen folgte daraufhin die Mehrheit des Kulturausschusses dem Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung. Danach empfiehlt der Kulturausschuss, eine Ortsgeschichte für Brüggen und Born in Auftrag zu geben. Die Verwaltung soll mögliche Zuschüsse und Kostenbeteiligungen bei einschlägigen Zuschussstellen eruieren. Nach dem Ausschuss entscheidet darüber der Gemeinderat.

(RP)
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