Viersen Brandserie geklärt: Verdächtige stammen aus LVR-Klinik

Viersen · Wegen elf Brandstiftungen in Süchteln seit dem 24. September ermittelt die Polizei gegen zwei Verdächtige. Die 24 und 29 Jahre alten Männer sind Patienten der LVR-Klinik. Zu den Zeiten der Brände hatten die Männer Ausgang.

 In Süchteln brannte auf der Feldstraße vor einigen Wochen ein Pkw.

In Süchteln brannte auf der Feldstraße vor einigen Wochen ein Pkw.

Foto: Gju

Seit Ende September hält eine Brandserie den Viersener Stadtteil Süchteln in Atem. Jetzt hat die Polizei zwei Verdächtige im Visier. Der Jüngere von beiden hat bereits in einer Vernehmung am Freitag gestanden und den fünf Jahre älteren Mann belastet.

Auf die Spur gekommen waren die Einsatzkräfte den beiden Männern durch aufmerksame Zeugen. Nach dem jüngsten Feuer auf dem Dornbuscher Weg am vergangenen Mittwoch hatten sie kurz nach Entdeckung des Brandes der Polizei einen Hinweis auf zwei verdächtige Radfahrer gegeben.

 Hunderte Strohballen brannten in der Nacht zu Montag an der Venner Straße in Dülken. Die Feuerwehr war gestern bis gegen 15 Uhr dort mit den Arbeiten beschäftigt. Der entstandene Schaden soll rund 20.000 Euro betragen.

Hunderte Strohballen brannten in der Nacht zu Montag an der Venner Straße in Dülken. Die Feuerwehr war gestern bis gegen 15 Uhr dort mit den Arbeiten beschäftigt. Der entstandene Schaden soll rund 20.000 Euro betragen.

Foto: Ahlen

Weil die Polizei ohnehin wegen der Brandserie ihre Präsenz in Süchteln deutlich verstärkt hatte, gelang es zwei Ermittlern im Rahmen der sofort ausgelösten Fahndung, in der Innenstadt zwei Männer mit Fahrrädern anzutreffen, auf die die Personenbeschreibung der Zeugen zutraf. Die folgenden Untersuchungen ergaben, dass beide Patienten der LVR-Klinik in Süchteln sind.

Der jüngere Mann ist dort seit 2009 untergebracht. Er war vom Landgericht Kleve wegen versuchten Totschlags verurteilt worden, weil er einem Bekannten auf einer Bank ein Messer in den Hals gerammt hatte. Er habe diesen gar nicht treffen wollen, sondern es sei "in ihm hochgekommen", weil er andauernd gehänselt worden sei, wie die WAZ nach dem Urteil berichtete. Das Gericht sah, nachdem ein Gutachter ihm bescheinigt hatte, psychisch krank und gefährlich für die Allgemeinheit zu sein, von einer Strafe ab und ordnete nach Paragraph 63 des Strafgesetzbuches seine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an.

Der ältere der beiden mutmaßlichen Täter ist im Januar 2010 vom Landgericht Dortmund wegen siebenfacher Brandstiftung zu drei Jahren und drei Monaten Haft sowie der Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung verurteilt worden. Er kam 2011 nach Süchteln.

Einer von beiden ist im forensischen Neubau - dem am höchsten gesicherten Bereich des Geländes - untergebracht, der andere in einem Gebäude mit normaler Sicherung. Beide genießen, so bestätigte eine Sprecherin des Landschaftsverbands, schon seit längerer Zeit Lockerungen in Form von unbegleitetem Ausgang. Einer darf jeweils drei, der andere vier Stunden, weggehen. Zuletzt im Juli habe ein externer Gutachter "bestätigt und befürwortet", dass diese Lockerung fortgesetzt werde. Es habe, so die Sprecherin weiter, "keinerlei Anzeichen gegeben, dass sie Straftaten begehen könnten". Die weiteren Ermittlungen der Polizei ergaben, dass einer der Männer von einem anderen Patienten dabei beobachtet worden sei, wie er eine Plastiktüte, vermutlich mit Grillanzündern, in einem Mülleimer auf dem Klinikgelände entsorgt hat. Die Tüte konnte sichergestellt werden.

Nachdem sich abgleichen ließ, dass beide immer zu den Zeiten des Brandausbruchs Ausgang hatten, konfrontierten die Ermittler das Duo am Freitag mit den Vorwürfen. Dabei gestand der 24-Jährige.

Die Untersuchungen der Polizei dauern an - und die Ermittler bedanken sich noch einmal ausdrücklich für die Mithilfe der Bevölkerung. Auch scheinbar unwichtige Beobachtungen können zu wichtigen Puzzleteilen bei der Klärung von Straftaten werden.

Damit ist ein großer Schritt geschafft - aber noch kein endgültiger. Denn in der Nacht zu gestern brannte in Dülken am Venner Weg eine Strohmiete mit 700 Rundballen. Diese Tat könne definitiv nicht den beiden angelastet werden, erklärte gestern die LVR-Sprecherin. Denn nach Bekanntwerden der Vorwürfe seien die Lockerungen sofort gestrichen worden. Es sei unmöglich, dass jemand nachts seinen Unterbringungsort verlasse, ohne dass dies auffalle.

Die Liste der Polizei umfasst elf Brände seit dem 24. September. Nicht darin enthalten sind die drei Brände von Dülken - ein Wohnwagen, der am 10. Oktober in Flammen aufging und bei dem sich die Brandursache nicht mehr eindeutig klären ließ, die Strohmiete, die in den Morgenstunden des 19. Oktobers, übrigens auch ein Montag, am Ransberg abbrannte, und der Brand der Nacht zu Montag.

An der Venner Straße war die Feuerwehr gestern bis gegen 15 Uhr mit den Arbeiten beschäftigt. Sie ließ die Miete kontrolliert abbrennen. Eine Einschätzung der Polizei, ob es sich auch hier um Brandstiftung handelt, liegt noch nicht vor, da die Ermittler den Brandort noch nicht begehen konnten.

(hah)
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