Brüggen Borner Straße wird komplett umgestaltet

Brüggen · Einstimmig beschloss der Rat die umfassende Umgestaltung der Straße. Die Verwaltung soll jetzt prüfen, wie die Kosten für Anwohner möglichst gering gehalten werden können. Wir erklären, was die Gemeinde vorhat — und warum

 Die Borner Straße gehört zu den Hauptverkehrsstraßen in Brüggen. Sie führt von der B221 hinein in den historischen Ortskern. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde mit erheblich mehr Verkehr.

Die Borner Straße gehört zu den Hauptverkehrsstraßen in Brüggen. Sie führt von der B221 hinein in den historischen Ortskern. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde mit erheblich mehr Verkehr.

Foto: Birgitta Ronge

Die geplante Umgestaltung der Borner Straße wird in Brüggen seit Wochen heiß diskutiert. Zu einer Bürgerversammlung in der vergangenen Woche kamen rund 90 Bürger. Viele fürchten, die Umgestaltung als Anlieger mit bezahlen zu müssen. Eine Anwohnerin drohte Ratsmitgliedern, die für die teure Variante stimmen würden, gar mit rechtlichen Schritten. Am Dienstagabend beschloss der Rat einstimmig, die Straße umfassend umgestalten zu lassen.

Wir erklären, wie es dazu kam und was jetzt passiert. Warum soll die Borner Straße überhaupt umgestaltet werden? Die Borner Straße wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern. Aldi zieht von der südlichen Seite auf die nördliche Seite. Das frühere Laumans-Gelände wird mit Mehrfamilien- und Einfamilienhäusern bebaut. Dadurch rechnet die Gemeinde auch mit erheblich mehr Verkehr. Schon heute ist die Verkehrssituation dort schwierig, zu Hauptverkehrszeiten kommt es nicht selten zu Rückstaus von der Ampel an der B221 bis in den Ort.

Wie soll die Straße später aussehen? Das weiß man noch nicht. Ein Planer hat zwei Vorschläge gemacht. Für die erste Variante würde man Schutzstreifen für Radfahrer am Fahrbahnrand aufmalen, die Straße bliebe im Großen und Ganzen aber so, wie sie heute ist. Für die zweite Variante würde man Radfahrstreifen anlegen, die nicht überfahren werden dürfen. Auch über Verkehrsberuhigung, Inseln, eine Verbreiterung der Straße wird dabei nachgedacht.

Die zweite Variante wäre deshalb deutlich teurer. Wie hat der Rat jetzt entschieden? Der Rat hat einstimmig beschlossen, die zweite Variante weiter zu verfolgen, auch wenn sie teurer ist. Die Politiker aller Fraktionen möchten eine nachhaltige Lösung finden, die nicht nur für ein paar Jahre reicht. Alle Verkehrsteilnehmer sollen auch in Zukunft die Straße so sicher wie möglich nutzen können, unabhängig davon ob sie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto unterwegs sind.

Und die Anwohner müssen zahlen? Es kann sein, dass Anwohner an den Kosten für die Neugestaltung der Straße beteiligt werden. Nach dem Kommunalabgabengesetz sind Gemeinden berechtigt, Beiträge zu erheben. Wie hoch diese sein sollen, legen die Gemeinden in Satzungen fest. Je höher der Nutzen einer Straße für die Allgemeinheit ist, desto mehr zahlt auch die Allgemeinheit, also die Gemeinde. Bei einer Anliegerstraße etwa werden in Brüggen die Anlieger mit 60 Prozent an den Kosten beteiligt, bei einer Hauptverkehrsstraße mit 20 Prozent.

Mit welchen Kosten müssen die Anlieger denn da rechnen? Das ist noch nicht klar. Der Rat hat am Dienstag zugestimmt, die zweite Variante weiter zu verfolgen. Jetzt beginnt die Planung. Wenn man weiß, wie Fahrbahn, Radstreifen, Gehwege aussehen sollen, wo eine Bushaltestelle oder Verkehrsinsel eingerichtet werden soll, welches Pflaster man braucht, kann man ausrechnen, was das kostet. Der Planer, der die Vorschläge gemacht hat, hat die Kosten für die zweite Variante auf 874.

125 Euro brutto geschätzt. Aber das ist nicht fix. Werden die Anlieger irgendwann vor vollendete Tatsachen gestellt? Das wollen die Politiker nicht. Sie beauftragten die Verwaltung, zu prüfen, wie die Belastung für Anwohner gering gehalten werden kann. Thomas Schmidt, Fraktionsvorsitzender der CDU, erklärte, dass es Fördermittel geben könnte - damit würden die Kosten sinken. Er schlug auch vor, die Beiträge anzupassen - an anderen Stellen habe die Gemeinde das gemacht, wenn die Umgestaltung von allgemeinem Interesse war.

Ulrich Siebert (Grüne) sagte auch, er sei sich sicher, dass man bei guter Planung Fördermittel bekommen könne. Wie geht es jetzt weiter? Die Gemeinde will einen Arbeitskreis gründen, in dem Details weiter diskutiert werden sollen. Was dann umgesetzt wird, entscheidet der Rat. In öffentlichen Ausschusssitzungen können Bürger hören, wie die Planung weiter entwickelt wird, bevor der Rat einen Beschluss fasst.

Und was können Bürger tun? Die Politiker wollen, dass Bürger Ideen einbringen. Viele Anregungen gab es schon bei der Bürgerversammlung. Die Verwaltung schrieb sie auf und fügte sie für alle Ratsmitglieder und andere Interessierte den Unterlagen für die jüngste Ratssitzung bei. Das Votum für Variante zwei sei nur eine Grundsatzentscheidung, betonte Bauamtsleiter Dieter Dresen: "Nach wie vor bleibt genügend Raum, um Anregungen von Bürgern aufzunehmen.

" Das sieht auch Rolf Gersemann (AWB) so: "Die Planung, die hier vorliegt, ist nicht das Ende und das Amen."

(RP)
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