Kreis Viersen Bodenaustausch im Wasserschutzgebiet?

Kreis Viersen · Neue Messungen des Kreises bestätigen den Vorwurf des Umweltschutzverbandes BUND: Eine große Muldenversickerungsanlage in Viersen arbeitet nicht ordnungsgemäß, belastetes Wasser gelangt ungeklärt ins Wasserschutzgebiet. Jetzt droht ein Bodenaustausch

In einer großen Muldenversickerungsanlage eines Schweinemastbetriebs im Kreis Viersen wird, entgegen der Ausnahme-Betriebserlaubnis des Kreises Viersen, belastetes Wasser ins Wasserschutzgebiet eingeleitet. Das bestätigte gestern Markus Wöhrl, Sprecher des Kreises Viersen, auf Anfrage unserer Redaktion. Der Kreis hatte die Anlage vor zwei Jahren genehmigt, ohne eine durch die Industrie-Kläranlagen-Zulassungs- und Überwachungsverordnung vorgeschriebene Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt zu haben.

Der Umweltschutzverband BUND Kreis Viersen schlug bereits im vergangenen Monat Alarm, nachdem er Wasserproben aus der Mulde entnommen hatte. In deren Betriebserlaubnis heißt es: "Es darf nur unbelastetes Dachflächenwasser zur Versickerung gebracht werden." Das vom BUND beauftragte Labor bewertete die Probe aus der Mulde aber als "sehr stark belastet" und erklärte, "dass das Versickern zu einer starken Belastung des Grundwassers" führe. Das Wasser müsse geklärt werden, bevor es ins Erdreich kommen dürfe. Es sei unter anderem mit coliformen Keimen belastet und weise einen Nitrat-Gehalt von 586 Milligramm pro Liter auf.

"Auf Grund des vom BUND vorgelegten Analyseergebnisses hat zwischenzeitlich eine unabhängige amtliche Beprobung und Untersuchung stattgefunden", berichtete der Kreissprecher. Ergebnis: "Das Analyseergebnis des vom BUND beauftragten Labors wurden bestätigt." Allerdings hätten die Messungen ergeben, dass das Dachflächenwasser nicht belastet sei. "Das Abwasser der Muldenzuläufe weist keine bedenklichen oder unzulässigen Belastungen auf, die einer Versickerung entgegenstehen", betonte Wöhrl. "Da die Muldenzuläufe unauffällig sind, lässt sich nicht erklären woher die Belastung des Niederschlagswassers in der Mulde stammt." Der Kreis-Sprecher kündigte an, dass die Behörde zur Absicherung der amtlichen Analyseergebnisse weitere Proben untersuchen lassen werde.

Das aber reicht Almut Grytzmann-Meister, Vorsitzende des BUND Kreis Viersen, nicht aus: "Die Muldenversickerungsanlage im Wasserschutzgebiet müsste sofort entleert werden, um noch weitaus größere Schäden zu vermeiden." Bis dato sei dies aber nicht geschehen. Der BUND stellte deshalb Fachdienstaufsichtsbeschwerde gegen den Kreis Viersen wegen des Verdachtes falscher Einschätzungen und Handlungen bei einer Gefahrenlage im Wasserschutzgebiet. Der Kreis-Sprecher erklärte: "Zurzeit wird geprüft, wie das in der Mulde befindliche Niederschlagswasser beseitigt werden kann."

Damit allein dürfte es aber nicht getan sein: Denn auch wenn ein hydrologisches Gutachten, das der Bauherr dem Antrag beifügte, zum Ergebnis kommt, dass der Boden für eine Versickerung geeignet sei, scheint sich dies nicht zu bestätigen. "Der Boden im Bereich der Mulde wird noch einmal überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht, so dass die Anlage entsprechend der technischen Vorschriften betrieben werden kann", erklärte der Kreis-Sprecher. Grytzmann-Meister befürchtet, dass das belastete Wasser in ein nicht mal 200 Meter entferntes fließendes Gewässer gelangt sein könnte - zumal die Versickerungsanlage mit einer Folie abgedichtet worden sein soll. "Das hat mir ein Mitarbeiter des Kreises bestätigt." Der Kreis-Sprecher hingegen erklärte, eine Folie befinde sich nicht in der Anlage.

(mrö)
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