Viersen Blutspur an Roulade und Bayrischcreme

Viersen · In der Villa Marx startete die neue Reihe "Niederrhein Persönlichkeiten genussvoll". Krimi-Autor Erwin Kohl las aus seinen Büchern, als kulinarische Beilage gab es ein Drei-Gänge-Menü. Am 12. November gibt es die Fortsetzung

 Schriftsteller Erwin Kohl las zum Auftakt der Reihe " Niederrheinische Persönlichkeiten genussvoll" Passagen aus drei Kriminalromanen vor. In seinen Büchern "Die Motte", "Zugzwang" und "Hopsgegangen" wird durchweg am Niederrhein gemordet.

Schriftsteller Erwin Kohl las zum Auftakt der Reihe " Niederrheinische Persönlichkeiten genussvoll" Passagen aus drei Kriminalromanen vor. In seinen Büchern "Die Motte", "Zugzwang" und "Hopsgegangen" wird durchweg am Niederrhein gemordet.

Foto: Horst Siemes

Gediegene Eleganz strahlt der Salon der Villa Marx aus. Doch zur wohligen Atmosphäre eines Drei-Gänge-Menüs unter Kristallleuchtern verwandelte sich der Salon zum Start des abendfüllenden Formats "Niederrheinische Persönlichkeiten genussvoll" in einen Tatort: Bestseller-Autor Erwin Kohl las Auszüge aus seinen Büchern "Die Motte", "Zugzwang" und "Hopsgegangen". In diesen Kriminalromanen wird durchweg am Niederrhein gemordet. Das Drei-Gänge-Menü mit Currycremesuppe, hausgemachten Rinderrouladen auf Spitzkohl und Kartöffelchen sowie eine Bayrischcreme auf Süßkirschen stärkte die Besucher für ein Gastspiel in den niederen Gefilden menschlichen Tuns.

Hausherr Heinz-Gerd Schlootz von der Villa-Marx-Gesellschaft mbH stimmte die Begrüßung launisch auf die mörderische Thematik ab. Er dankte den "sehr geehrten Zeugen", der Vorladung gefolgt zu sein, und betonte augenzwinkernd, dass der Tatbestand des Kommens dank Fingerabdrücken und DNA-Spuren an Gläsern und Besteck unschwer nachgewiesen werden könne. Den kulinarischen Teil verantwortete Thomas Schlootz mit der Gastronomie "Convivo".

Tim Michalak, Kurator Kultur Villa Marx, war in diesem Umfeld der Komplize. Der Kulturwissenschaftler betonte, dass die neue Reihe auf unterschiedliche Themen setzt. Bei der Fortsetzung am 12. November wird in Verbindung mit einem Konzert die neue Humperdinck-Biografie vorgestellt. Verbindende Elemente der Abende sind ein thematischer Bezug zum Niederrhein, ein Talk-Format und ein gutes Essen.

Michalak stellte den 1961 geborenen Autor als Persönlichkeit mit interessantem Lebenslauf vor. Kohl war zunächst Postbeamter mit diversen Nebentätigkeiten, unter anderem als Partnervermittler und Friedhofsgärtner. Inzwischen ist er freier Journalist und schöpft als Autor von Niederrhein-Krimis aus den Erfahrungen der verschiedenen Professionen. Michalak bescheinigte dem Schriftsteller in bisher zwölf Kriminalromanen und zahlreichen Kurzgeschichten die Soziologie der Niederrheiner und ihrer Charaktere abzubilden.

Nach der Suppe offerierte Kohl mit einem Auszug aus dem Roman "Zugzwang" die ersten Morde. "Das ist mein erster Thriller und mein erster Bestseller", erzählte der Autor. Er berichtete vorab, dass tragendes Element der Handlung unhörbare Nachrichten mit manipulierender Wirkung sind. Er habe neun Monate lang recherchiert, so der Autor, der realitätsnahe Elemente aufgreift. Zum Krimi "Die Motte" stellte Kohl mit der Mutter des Ermittlers Grimm seine Version einer niederrheinischen "Miss Marple" vor. Er selbst nannte dieses Buch einen "Häkelkrimi" ohne harte Action. Nach dem Lesehappen ließ er die Zuhörer über den Ausgang der Geschichte im Ungewissen, verriet aber, dass natürlich die Mutter den Fall aufklären wird.

Im Gespräch mit Kohls Ehefrau Bettina erfuhr Michalak, dass Mord und Totschlag Dauerthemen in den Gesprächen im Hause der Kohls ist. Bei einem ihrer Spaziergänge habe gar ein über ihr Vokabular verschreckter Passant die Polizei alarmiert, so die Ehefrau. Zum Kapitel aus dem Krimi "Hopsgegangen" um einen Ich-Erzähler endete die Lesung.

Zur Premiere gab es hier und da Probleme mit der Lautstärke des Mikrofons, doch das wird sicherlich beim nächsten Mal am 12. November mit detektivischem Gespür aufgeklärt sein. Nach guter Autorensitte beendete Kohl die Lesung mit geheimnisvoller Andeutung, als er sagte: "Jetzt wird es sehr spannend. Doch ich möchte Ihnen nicht den Schlaf rauben".

(anw)
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