Viersen Blindenhund Odin ist der Balljunge

Viersen · Im Maximilian-Kolbe-Haus findet am Samstag das erste Tischballturnier im Kreis statt. Es ist auch eine Qualifikation für die NRW-Meisterschaft. Ausrichter ist die seit einem Jahr bestehende integrative Tischballgruppe Viersen.

 Jeder, ob blind, sehbehindert oder sehend, kann beim Tischball mitspielen, wobei Nicht-Blinde zwecks Gleichstellung beim Spiel eine Augenmaske tragen. Blindenführhund Odin apportiert mit Begeisterung die Bälle.

Jeder, ob blind, sehbehindert oder sehend, kann beim Tischball mitspielen, wobei Nicht-Blinde zwecks Gleichstellung beim Spiel eine Augenmaske tragen. Blindenführhund Odin apportiert mit Begeisterung die Bälle.

Foto: Busch

Im Souterrain des Viersener Maximilian-Kolbe-Hauses geht es hochkonzentriert zu. Auf dem 3,60 mal 1,20 Meter großen Spielfeld bewegt sich der kleine, raschelnde Kunststoffball mit einer blitzartigen Geschwindigkeit. Barbara Lemke und Stefan Peters lassen den Ball mittels der tischtennisartigen Schläger über die Platte sausen und verteidigen gleichzeitig ihr eigenes Tor in Form einer größeren Ausbuchtung mit darunter hängendem Netz. Jedes Geräusch des Balles ist dabei wichtig, denn sehen können die beiden Spieler nichts. Jeden Donnerstag trifft sich die Tischballgruppe Viersen, die eine Ortsgruppe im Blinden- und Sehbehindertenverein für Mönchengladbach und Viersen ist, zum Spielen der integrativen Sportart.

Jeder, ob blind, sehbehindert oder sehend, kann mitspielen, wobei Nicht-Blinde zwecks Gleichstellung beim Spiel eine Augenmaske tragen. Die aktuellen Trainingseinheiten sind derzeit etwas ganz besonderes, denn es geht um die Vorbereitungen für das erste Turnier, das die Viersener Gruppe ausrichtet. Am 26. September wird von 11 bis 16 Uhr der Maximilian-Kolbe-Cup im Maximilian-Kolbe-Haus ausgetragen. Das Turnier ist dabei gleichzeitig eine Qualifikation für die NRW-Meisterschaft.

"Es treten insgesamt 16 Spieler aus Moers, Dortmund, Paderborn und Viersen an, die in vier mal vier Gruppen spielen. In den Vierergruppen spielt dabei jeder gegen jeden", erklärt Peters, der zusammen mit Lemke, Erik Engler und Stefan Lammertz um die Qualifikation für die NRW-Meisterschaft beim hauseigenen Cup spielen wird. Die entsprechend Platzierten in den Erstrunden gehen in die Zwischenrunden und von dort ins Finale. "Es ist unser erstes Turnier, das wir ausrichten und dann direkt eine Qualifikation. Wir sind schon gespannt", verrät Peters lächelnd. Turniere an sich sind für die Viersener Tischballer nichts neues, auch wenn es die Viersener Gruppe seit gerade einmal einem Jahr gibt.

Bei einem Neueinsteiger-Turnier in Düsseldorf ging es Anfang des Jahres los, wobei direkt die Plätze drei, fünf und sieben nach Viersen gingen. Bei einem Freundschaftsturnier in Moers holten die Viersener den zweiten, dritten und vierten Platz nach Hause. Nach dem eigenen Qualifikationsspiel geht es mit weiteren Quali-Spielen weiter, bis feststeht, wer von den Viersenern an der Meisterschaft in Duisburg teilnehmen wird. "Wir sind schon gut, würden aber gerne noch besser werden. Dafür bräuchten wir allerdings die Hilfe von Sehenden", sagt Peters.

Deren Hilfe bezieht sich zum einen auf die Schiedsrichtertätigkeit, wobei das Regelwerk für Tischball kein Hexenwerk ist. Die Regeln sind einfach und klar durchstrukturiert. Auf der anderen Seite ist Hilfe beim Spiel gefragt. Die Banden sind mit Zahlen versehen und die sehenden Coachs können beim Spiel Tipps geben, weil sie sehen können, wie der Gegner spielt, wo seine Stärken und Schwächen liegen. "Ein Coach könnte mir zum Beispiel sagen, dass ich mehr über die drei spielen sollte. Ich weiß dann genau, wo ich den Ball platzieren muss", erklärt Stefan Peters.

"Die Regeln sind wirklich einfach zu lernen und es macht Spaß als Coach zu arbeiten", sagt Klaus, der über seinen sehbehinderten Sohn Dominik, zu dem Sport gekommen ist. Dominik ist mit seinen zehn Jahren dabei der jüngste Spieler und bringt extra immer ein Fußbänkchen mit, damit er die entsprechende Höhe an der Spielplatte hat. Die Viersener Tischballgruppe zählt inzwischen zwölf offizielle Spieler im Alter von zehn bis 60 Jahren. Dazu kommt Blindenführhund Odin von Mitspielerin Carmen, der mit Begeisterung die Bälle apportiert, die im Spiel auch schon mal über die Bande hinausschießen. Weil das Interesse so groß ist, hat die Gruppe mit Hilfe von Eigenmitteln und Sponsoren jetzt sogar schon eine zweite Spielplatte angeschafft.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort