Niederkrüchten Bergwerk Ost verschifft

Niederkrüchten · Das Niederkrüchtener Logistikunternehmen Infortra war für den Transport des stillgelegten und demontierten Bergwerks Ost von Hamm nach China verantwortlich. Tausende Einzelteile wurden in 150 Containern verschifft.

 Das Verladen der Turbine war auch für die Spezialisten eine besondere Herausforderung. Sie wurde schließlich mit der Hilfe von zwei Staplern in den Seecontainer geschoben.

Das Verladen der Turbine war auch für die Spezialisten eine besondere Herausforderung. Sie wurde schließlich mit der Hilfe von zwei Staplern in den Seecontainer geschoben.

Foto: Infortra

Das, was einmal das "Bergwerk Ost" war, liegt, in Einzelteile zerlegt, auf einer Freifläche von der Größe zweier Fußballfelder. Ein Irrgarten aus Eisen und Stahl. 5000 Tonnen wiegt alles zusammen. Menschen wuseln in der Metallwüste auf dem einstigen Montan-Gelände in Hamm umher.

Sie alle sind Spezialisten der Infortra GmbH aus Niederkrüchten. Sie vermessen und katalogisieren jedes einzelne Teil. Denn das ausgediente Bergwerk wird nicht verschrottet, sondern nach China verschifft. Zuständig für die Abwicklung ist das Logistikunternehmen Infortra. Das Unternehmen koordiniert und organisiert den Transport von Hamm auf Lkw und Bahn nach Rotterdam und von dort per Schiff nach China.

150 Seecontainer werden am Ende benötigt, um alle Teile auf die vierwöchige Seereise zur chinesischen Hafenstadt Tianjin zu schicken, erklärt Infortra-Prokurist Rene Lankes, der das Projekt unmittelbar in Hamm leitete. Die letzte Fracht wird in diesen Tagen am Bestimmungsort eintreffen.

Nicht alltäglich

Der Auftrag ist auch für die erprobten Infortra-Logistiker nicht alltäglich. Viele Teile sind so groß, dass sie nicht in die 12 mal 2,44 mal 2,59 Meter großen Standardcontainer passen. Einzelteile wie die Koksöfen messen 4,70 mal drei Meter bei zehn Tonnen Gewicht. Sie werden auf so genannte Flatrack-Container verladen, die keine Seiten- und Stirnwände haben.

Eine sieben Meter lange und 19 Tonnen schwere Zentrifuge wird trickreich in einen Standardcontainer bugsiert: Das Ungetüm wird von zwei Staplern gehoben, und der Lkw samt Container setzt rückwärts an. So kann das erste Fünftel der Zentrifuge mit Unterboden im Container abgelassen und dann hineingeschoben werden.

Eine andere Herausforderung ist eher administrativer Natur: Das aus tausenden Einzelteilen bestehende Bergwerk muss lückenlos erfasst, sortiert, durchnummeriert und katalogisiert werden. Sonst droht spätestens am Bestimmungshafen in China das böse Erwachen. Denn die chinesischen Behörden sind bei der Einfuhr von Maschinen und Anlagen äußerst pingelig. Zu oft schon haben windige Exporteure versucht, in China als Maschinenlieferung getarnten Schrott loszuwerden. Darum werden die Packlisten scharf geprüft. Weicht die Deklaration nur in kleinsten Details ab, bleibt der Container stehen. Das bedeutet horrende Lagergeldkosten, Hafengebühren und reichlich Ärger. "Bei unserer Bergwerks-Lieferung gab es keine Probleme", berichtet Lankes nicht ohne Stolz.

Das von der Ruhrkohle AG im Herbst 2010 stillgelegte Bergwerk Ost, das in Hamm einst 2000 Menschen Arbeit gab, wird in China nicht mehr aufgebaut. Der Auftraggeber, die Pingd Ingshan Coal Preparation Engineering Research Co. Ltd., wird das Inventar als Ersatzteile im chinesischen Bergbau verkaufen.

(jo-s)
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