Sebastian Kellen "Bei uns kann man auch Spaß haben"

Viersen · Die Messdienergemeinschaft Born-Bracht-Brüggen hat einen Förderverein gegründet. Der soll jungen Messdienern bei Problemen helfen. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden über Nachwuchssorgen, Glühweinstände und Freude an der Kirche

 Zu Gast auf dem roten Sofa der Viersener Lokalredaktion: Sebastian Kellen (20) ist Vorsitzender des Fördervereins der Messdienergemeinschaft Born-Bracht-Brüggen.

Zu Gast auf dem roten Sofa der Viersener Lokalredaktion: Sebastian Kellen (20) ist Vorsitzender des Fördervereins der Messdienergemeinschaft Born-Bracht-Brüggen.

Foto: jörg knappe

Herr Kellen, wie kommt man auf die Idee, einen Förderverein für eine Messdienergemeinschaft zu gründen?

kellen Die Mitglieder unserer Messdiener-Leiterrunde werden immer jünger. Ihnen fehlt an manchen Stellen die Erfahrung, bei einigen Problemen wissen sie nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollen. Dabei wird unsere Arbeit nicht leichter und erst recht nicht weniger. Der Förderverein soll älteren oder früheren Messdienern die Möglichkeit geben, die jüngeren zu unterstützen. Er soll ihnen vor allem auch ein Stück weit Sicherheit in finanziellen Fragen geben.

Was ist das größte Problem, das der Förderverein angehen soll?

kellen Wir haben, wie viele andere Vereine, ein Nachwuchsproblem. Immer weniger junge Menschen haben Interesse an der Kirche - da müssen wir gegensteuern. Das zeichnet sich natürlich auch in der Messdiener-Leiterrunde ab, da wir unsere Messdiener-Leiter direkt aus den Messdienern gewinnen.

Warum ist es denn nicht mehr cool, Messdiener zu sein?

kellen Der Hauptgrund ist, dass Messdiener heute als veraltet angesehen werden. Früher war es für die meisten Kinder normal, Messdiener zu werden. Heute haben sie viel mehr zu tun, gehen in Sportvereine oder spielen ein Instrument. Da bleiben Dinge, wie etwa Messdiener zu sein, die vielleicht uncooler wirken, auf der Strecke. Dazu kommt leider auch, dass viele Eltern heute weniger christlich eingestellt sind, als früher - das bekommen auch die Kinder vermittelt, und dementsprechend fehlt uns letztlich der Nachwuchs.

Was wollen Sie tun, um den Kindern wieder Spaß am Messdienersein zu vermitteln?

kellen Wir wollen Kindern - und natürlich auch den Eltern - zeigen, was es heißt, Messdiener zu sein. Wer an Messdiener denkt, hat doch vor allem eins im Kopf: Der steht am Altar und bringt dem Pastor irgendwelche Sachen. Aber es steckt viel mehr dahinter: Wir leisten zum Beispiel unglaublich viel Jugendarbeit und bieten viele attraktive Angebote an. Seit einigen Jahren organisieren wir etwa einen Austausch mit polnischen Messdienern - sie besuchen uns, wir besuchen sie. Im Herbst machen wir eine einwöchige Fahrt. Vergangenes Jahr ging es in die Eifel, in diesem Jahr an die Nordsee. Dazu kommen Fußballturniere und andere Veranstaltungen. Das wollen wir den Menschen zeigen und ihnen sagen: ,Wir machen mehr als nur den Dienst am Altar. Kommt doch zu uns - man kann bei uns auch Spaß haben'.

Könnten Sie sich vorstellen, auf ältere Interessierte zurückzugreifen?

Kellen Ja, grundsätzlich schon. Wir haben auch schon den ein oder anderen Fall gehabt, in dem zum Beispiel frühere Messdiener, die mit 14 aufgehört haben, Jahre später wieder angefangen haben. Wir nehmen auch gerne ältere Leute bei uns auf. Ich selber bin 20, einige unserer Mitglieder sind noch deutlich älter als ich. Bei uns gibt es keine Altersgrenze.

Kann der Förderverein auch finanziell helfen?

kellen Grundsätzlich geht es der Messdienergemeinschaft finanziell gut. Wir bekommen Zuschüsse von der Pfarre, der Gemeinde und dem Kreis und können damit schon viel erreichen. Trotzdem finanzieren wir uns in erster Linie komplett eigenständig und sind natürlich auch auf Spenden und Unterstützung angewiesen. In Sachen Geld soll der Förderverein vielmehr helfen, die Finanzen zu verwalten. Ein Teil unseres Geldes liegt bei der Pfarre. Der andere Teil, der seit Jahren von der Messdiener-Leiterrunde etwa am jährlichen Glühweinstand eingenommen wird, geht auf ein separates Konto. Dieses Geld soll nun Vermögen des Fördervereins werden und muss dementsprechend von ihm verwaltet werden.

Wie groß sind Ihre Hoffnungen, dass der Förderverein wirklich helfen kann?

kellen Ich denke, wir sind gut aufgestellt. Über unsere Satzung haben wir uns dagegen abgesichert, dass die falschen Leute mitbestimmen können, wobei natürlich im Grunde jeder bei uns Mitglied werden kann. Der Förderverein ist ja auch nicht dafür da, den Messdienern ihr Geld wegzunehmen, sondern ihnen Arbeit abzunehmen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Pläne umsetzen können - anders wäre es auch schlecht.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE TIM SPECKS.

(RP)
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