Brüggen Bei "Karamelle Freddie" ist immer Karneval

Brüggen · Von Bracht aus wird das halbe Rheinland mit Wurfmaterial für die Karnevalszüge versorgt. Auch Kekse und Küchlein sind gefragt

 Sie sorgen für Süßes im Karneval: Geschäftsführer Hans Suntjens (r.) und Jan Müller, Betriebsleiter bei "Karamelle Freddie".

Sie sorgen für Süßes im Karneval: Geschäftsführer Hans Suntjens (r.) und Jan Müller, Betriebsleiter bei "Karamelle Freddie".

Foto: Knappe

Fred Frencken ist vor einem Jahr gestorben, aber als "Karamelle Freddie" lebt er weiter: in der Firma gleichen Namens und im Gedächtnis der Karnevalisten am Niederrhein und im benachbarten Limburg. Hans Suntjens setzt fort, was Freddie Jahrzehnte getan hat: Er beliefert von Bracht aus die Karnevalsvereine und Nachbarschaften mit Wurfmaterial für die närrischen Umzüge. "Der Karneval lebt nach wie vor", stellt er an steigenden Umsätzen fest.

Fred Frencken, gebürtiger Roermonder und dort 1971 Karnevalsprinz der "Kakatoes", versorgte das Rheinland schon seit knapp 40 Jahren mit "strooigoed" und wechselte vor 16 Jahren über die Grenze nach Bracht, um dort mit Suntjens ein kleines Süßwarenimperium aufzubauen: erst am Holtweg, dann am Katers Feld. Denn in der riesigen Halle haben neben der Karamelle Freddie GmbH noch zwei weitere Firmen ihre Büros und Lager: Suntjens Süßwaren GmbH und Hersun Süsswaren GmbH. Alle werden durch Familienbande zusammengehalten. Hier ist Hans Suntjens Geschäftsführer, da seine Tochter Ellen. "Bei Freddie bin ich der Angestellte meiner Tochter", erzählt der 64-Jährige, der noch nicht ans Aufhören denkt: "Dazu macht mir der Karneval zu viel Spaß."

Der Spaß an der Freud' ist vor allem jetzt mit viel Arbeit verbunden. "Die Gesellschaften bestellen immer später, weil sie die Wetterlage abwarten wollen", hat er festgestellt. Deshalb knubbelt es sich dann, und es kann dauern, bis alles ausgewählt und verladen ist. Große Lieferwagen sind gefragt, denn das Wurfmaterial hat wenig Gewicht, aber viel Volumen. "Wir schauen darauf, dass Einzelstücke nicht mehr als 30 Gramm wiegen, damit es keine Verletzungen gibt", sagt Jan Müller. Der Betriebsleiter muss vor Karneval kräftig mit anpacken, sonst ist er für Suntjens unterwegs, um dem Einzelhandel Süßwaren zu verkaufen.

77 Artikel hat Karamelle Freddie im Sortiment - von Belgischen Herzchen und Pfefferminzrollen über die Plüschvogel-Handpuppen und Disney Daisy-Taschen bis zu Fruchtlollys und gefüllten süßen Fritten. Renner ist immer noch Freddies Melange, eine Bonbonmischung aus 24 verschiedenen Sorten, verpackt in Zehn-Kilo-Kartons für 22,90 Euro. "Sie bringen die Masse, sie regnen auf die Leute am Straßenrand herab", sagt Suntjens. Er hat festgestellt: der Trend geht zu höherwertiger Ware. "Zwischendurch kommen dann die Flitzer", wie er sie nennt, etwa die belgischen Schoko-Muschelpralinen oder Doppelkekse ("Lilly"). Dass zunehmend höherwertige Ware verlangt wird, erklärt sich der Süßwarenspezialist auch aus dem Bestreben von Wagen-Sponsoren, dass von ihren Fahrzeugen kein billiges Zeug geworfen wird. Gefragt sind meist Kekse und Magdalenas, kleine Kuchen, einzeln verpackt. "Die isst man am Straßenrand lieber zwischendurch als auf einem Klümpchen zu kauen." Seine Ware, so Suntjens, werde in Europa hergestellt.

Obwohl in den Niederlanden gegründet, ist der Hauptsitz der Firma in Bracht. Es gibt noch eine Filiale in Aachen und 16 Partner, die das Freddie-Sortiment vertreiben. Einer versorgt den Markt in Limburg, einer sitzt im Schwarzwald. So erzielt das Unternehmen etwa 70 Prozent seines Umsatzes in Deutschland, nur noch 25 Prozent in den Niederlanden und fünf Prozent in Belgien. "Sogar aus dem Sauerland kommen Kunden zu uns" - darauf ist Suntjens mächtig stolz, der meist die Tollitäten vom Niederrhein und aus dem Rheinland bei sich begrüßt: "Heute morgen noch war das Dreigestirn aus Goch bei uns."

Närrische Herrscher empfängt er auch mit einem Freddie-Orden um den Hals. In einer Ecke der Leichtbauhalle steht eine Vitrine mit Erinnerungsstücken an Fred Frencken, die Wände sind geschmückt mit Bildern, Plakaten und Zeitungsausschnitten, die den Karnevalisten mit närrischen Prinzen und anderen Humorwürdenträgern zeigen. Schließlich ist er auch zum Ehrenmitglied des Vereins der Limburger Karnevalsgesellschaften ernannt worden. Auch "Maak möt" aus Brempt gehört mit einem blau-weißen Schal zu den vielen Karnevalsvereinen, die zur Dekoration der Halle beitragen.

"Hier ist immer Karneval", sagt Suntjens, der übers Jahr aber auch Martinsvereine und Schützengesellschaften beliefert.

(mme)
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