Viersen Baumfällung ärgert Anwohner

Viersen · Die Buche vor der Josefskirche war von einem Pilz befallen

 Schon am frühen Nachmittag war von der Buche an der Grabeskirche St. Joseph nicht mehr viel übrig. Weil der Kreis den Pilzbefall als akute Gefährdung eingestuft hatte, durfte der Baum in der Schonzeit gefällt werden.

Schon am frühen Nachmittag war von der Buche an der Grabeskirche St. Joseph nicht mehr viel übrig. Weil der Kreis den Pilzbefall als akute Gefährdung eingestuft hatte, durfte der Baum in der Schonzeit gefällt werden.

Foto: Senf/Foto: Kreis Viersen

Die Buche vor der Josefskirche war von einem Pilz befallen

Die etwa 18 Meter hohe Buche an der Grabeskirche St. Joseph in Viersen ist weg. Die Pfarrgemeinde St. Remigius hat den knapp 60 Jahre alten Baum gestern wegen Pilzbefalls fällen lassen. Christoph Klaßen, dessen Mackensteiner Unternehmen die Arbeiten durchführte, musste die Kettensäge zweimal stoppen: beim ersten Mal für eine Beerdigung, danach ein weiteres Mal, weil Anwohner die Buche schützen wollten.

Durch den Lärm waren sie auf die Situation vor ihrer Haustür aufmerksam geworden. Während ein Mitarbeiter von Klaßen den Baum über eine Hebebühne mit der Kettensäge von oben zerlegte, fiel ein Stück des Stamms nach dem anderen auf den Boden. "Man sieht der Buche nichts an", sagte Andreas Weith sichtlich aufgebracht. "Sie haben dem Baum nicht mal eine Chance gegeben", sagte eine andere Anwohnerin, die Arme vor der Brust verschränkt. Klaßen sah sich zwischen den Stühlen. "Ich mache nur meine Arbeit", sagte er. Erst als er die Maschinen ausstellte und sich mit seinem Handy Unterstützung von der Unteren Naturschutzbehörde und der Pfarrgemeinde rief, entspannte sich die Lage.

Ein Sachverständiger der Stadt Viersen hatte vor rund drei Wochen eine Pappel auf einem städtischen Grundstück am Josefsring kontrolliert und bei seinem Rundgang entdeckt, dass um den Stamm der Buche an der Kirche Pilze wachsen. Die Stadt informierte die Pfarrgemeinde, und die sah schnellen Handlungsbedarf. "Die Pilze hatten schon stark getrieben", berichtete der herbeigeeilte Pfarrer Roland Klugmann den Anwohnern. "Ich hätte die Rotbuche lieber stehenlassen, aber die Gefahr, dass etwas passiert, war zu groß."

Philippe Niebling von der Unteren Naturschutzbehörde erklärte, der sogenannte Riesenporling greife die Wurzeln und damit die Standfestigkeit des Baumes an. "In den vergangenen Jahren sind wir zwar von Stürmen verschont geblieben, aber es wäre zu gefährlich, die Buche stehen zu lassen", sagte Niebling. Zudem entstehe der Pilz nur an Stellen, die bereits beschädigt seien und verursache eine starke Fäule. "Man hätte früher reagieren müssen, jetzt kann man nichts mehr machen", sagte Niebling. Weil der Pilz als akute Gefährdung eingestuft wurde, hatte die Behörde die Genehmigung erteilt, den Baum zeitnah und damit vor dem Ende der Schonzeit am 30. September entfernen zu lassen.

Die städtische Pappel, deren Pilzbefall schon seit längerem bekannt ist, soll dagegen nach Angaben von Stadtsprecher Frank Schliffke erst nach dem 1. Oktober gefällt werden. "Sie ist von innen faul, aber keine unmittelbare Gefahr", sagte er. "Deswegen ist sie im normalen Winterfällprogramm vorgesehen."

Nach einer guten Stunde arbeiteten Klaßen und seine Mitarbeiter weiter, doch trotz der Erklärungsversuche blieben die Anwohner misstrauisch. "Der Kirchvorplatz soll bald umgestaltet werden, und laut Planung sollten die Bäume weg", sagte die Anwohnerin. "Wir Bürger hatten uns dagegen ausgesprochen. Da passt der Pilz jetzt natürlich sehr gut." Ob die Gemeinde nun einen neuen Baum an gleicher Stelle pflanzen wird, konnte Pfarrer Klugmann nicht sagen: "Das ist völlig in der Schwebe. Wir wollen die Umgestaltung abwarten."

(RP)
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