Niederkrüchten Barrierefrei in den Hariksee

Niederkrüchten · Zwischen Wegberg und Atlantik hat der Aal bald freie Bahn. An der Mühlrather Mühle entsteht eine Fischtreppe. Dort informierten sich Vertreter deutscher und niederländischer Wasser-, Naturschutz- und Fischereiverbände.

Für Aal, Brasse, Barbe und Co. ist die Mühlrather Mühle Endstation. 2,30 Meter liegen hier zwischen der Schwalm und dem Hariksee. Für Fische ist das Stauwehr der Mühle ein unüberwindbares Hindernis. Aber nicht mehr lange: Ende April wird der Schwalmverband hier eine Fischtreppe eröffnen, sozusagen eine Umgehungsstraße für Flossentiere.

Ähnliche Maßnahmen hat der Verband in den letzten zehn Jahren erfolgreich an der Brempter Mühle, der Brüggener Mühle, der Borner Mühle und der Lüttelforster Mühle durchgeführt. Gerade für den Aal wird mit der Umgehung an der Mühlrather Mühle das letzte Hindernis zwischen den Schwalm-Quellgewässern bei Wegberg und den Laichgründen in der Sargassosee zwischen Florida und den Bermuda-Inseln beseitigt. Denn dorthin wandern die Tiere um zu laichen.

Und von dort starten die Jungtiere zu ihrer langen Reise in die Flüsse und Seen der Kontinente — eben auch in die Schwalm. Die gehört wegen ihrer natürlichen Lebensraumbedingungen zu den bevorzugten Gewässern für die vom Aussterben bedrohte Art. Die Schwalm wurde daher im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie als prioritäres Gewässer zur Wiederansiedlung des Aals bestimmt.

2,30 Meter Höhenunterschied

Die Fischtreppe, im Fachjargon Bypassgerinne genannt, ist in Konturen bereits zu erkennen. Das Bauwerk ist eine echte Herausforderung, betont Thomas Schulz, Geschäftsführer des Schwalmverbandes. Denn einerseits stellt der Wasserspiegelunterschied von 2,30 Meter zwischen Hariksee und Fluss das höchste Wehr an der Schwalm dar, andererseits ist der Platz für das Bypassgerinne wegen des geringen Abstands zur Landesstraße L372 sehr begrenzt.

Darum kann die Fischtreppe hier nur 90 Meter lang werden. Zum Vergleich: An der Lüttelforster Mühle standen für einen Höhenunterschied von 1,60 Meter satte 140 Länge zur Verfügung, erläuterte Schulz. Die Fischtreppe wird aus 24 kleinen Becken bestehen, die über Steinstufen voneinander abgegrenzt werden, erklärte Yorck Lüthje vom Planungsbüro CMS. Der Höhenunterschied von Becken zu Becken beträgt neun Zentimeter.

Jede Steinstufe lässt einen 60 Zentimeter breiten Durchgang zum nächsten Becken. Hierdurch können Fische auf- oder absteigen. Dabei müssen Fließgeschwindigkeit und Durchflussmenge genau eingestellt werden, damit auch weniger schwimmstarke Arten wie Brasse oder Barbe wandern können.

Für die Fischtreppe an der Mühlrather Mühle ist eine Fließgeschwindigkeit von etwa 0,7 Meter pro Sekunde vorgesehen und eine Durchflussmenge von 270 Liter pro Sekunde. Das wird mit hydrometrischen Messungen während des Baus kontrolliert und eingestellt. "Wir kalibrieren die Anlage vor Ort", so Schulz.

(RP)
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