Viersen Barocker Glanz in der Viersener Festhalle

Viersen · Das Kammerorchester "PKF Prague Philharmonia" und der Oboist Ramón Ortega Quero machten mit Kostbarkeiten des 18. Jahrhunderts bekannt. Der Solist spielte seine teils höllisch schweren Parts mit unverkrampfter Brillanz

 Ramón Ortega Quero ist ein international gefragter Solist. Er ist Solooboist im Orchester des Bayrischen Rundfunks,

Ramón Ortega Quero ist ein international gefragter Solist. Er ist Solooboist im Orchester des Bayrischen Rundfunks,

Foto: Steven Haberland

Die Oboe gilt im Bewusstsein der Musikfreunde als ein besonders schwer zu spielendes Instrument - was auch daran liegen mag, dass die Oboisten in den Orchestern meist mit hochrotem Kopf und sichtbarer Anstrengung agieren. Doch der junge Spanier Ramón Ortega Quero - Solist beim Kammerkonzert in der sehr gut besuchten Festhalle - demonstrierte genau das Gegenteil.

Völlig locker und mit jungenhaftem Lächeln kam er auf die Bühne und begrüßte den Konzertmeister sowie dessen orchestrale Mitstreiter. Aufmerksam lauschte er dem Orchestervorspiel, und dann spielte er seine teils höllisch schweren Parts mit stupender Leichtigkeit, unverkrampfter Brillanz und beispielhafter Tonschönheit.

Zunächst lieh der Gast seine überragende Kunst dem Konzert a-Moll BWV 1041, das Johann Sebastian Bach eigentlich der Violine zugedacht hat. Doch wenn Oboe und Streicher miteinander musizieren, ist das Klangergebnis weit farbiger. Giuseppe Sammartini, ein Zeitgenosse Bachs und selbst berühmter Oboist, schrieb mehrere Konzerte für sein Instrument - das von Ramón Ortega Quero interpretierte in D-Dur wurde erst im Jahre 2005 im Druck veröffentlicht. Hier konnte der international gefragte Solist und Solooboist im Orchester des Bayrischen Rundfunks mit blitzenden Läufen ebenso glänzen wie mit einschmeichelnden Kantilenen. Das Publikum dankte begeistert.

Aus Mitgliedern der "Prague Philharmonia" besteht das "PKF Prague Philharmonia Kammerorchester", das nicht nur seinem Solisten ein aufmerksamer Partner war, sondern auch unterschiedlichste Kompositionen aus Barock und Frühklassik vorstellte. Leiter war beim Viersener Gastspiel der bestens koordinierende Konzertmeister Jan Fiser. Die Prager spielen auf modernen Instrumenten in der Besetzung sechs erste und fünf zweite Geigen, vier Bratschen, drei Celli, zwei Kontrabässen und einem Cembalo. Ihr Interpretationsansatz ist durchsichtig und geschmeidig, lediglich im Forte taten die Violinen manchmal des Guten zu viel.

Von Antonio Vivaldi erklangen zwei kurze dreisätzige Konzerte, dazu ein "Concerto grosso" (d-Moll op. 3, Nr. 11), das den ersten Pulten der Geigen und der Celli breiten Raum zu virtuosen Soli gab. Georg Philipp Telemann war mit seiner "Völker-Ouvertüre", die die Eigenheiten unterschiedlicher Nationen beschreibt, vertreten. Hier hätten angesichts der Länge der Komposition einige der ermüdenden Wiederholungen entfallen können. Den umjubelten Abschluss bildete die erste der "Hamburger Sinfonien" von Carl Philipp Emanuel Bach, bei der nicht nur die engagierte Interpretation, sondern auch - wie stets beim zweiten Bach-Sohn - die kompositorische Kühnheit fesselte.

(oeh)
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