Viersen Bahn lässt Seniorinnen am Bahnhof stehen

Viersen · Um kurz nach Mitternacht endete die Heimreise zweier Viersenerinnen unversehens am menschenleeren Neusser Bahnhof. Die Deutsche Bahn räumt ein, dass bei der Durchsage ein Fehler unterlaufen ist

 Bestellt und nicht abgeholt: Hildegard Nestler und Gisela Michaelis warteten mit rund 40 weiteren Fahrgästen vor einigen Wochen nachts am Neusser Bahnhof vergeblich auf den versprochenen Anschlussbus, der sie nach Mönchengladbach bringen sollte. Einige Wochen nach der nächtlichen Odyssee können sie wieder

Bestellt und nicht abgeholt: Hildegard Nestler und Gisela Michaelis warteten mit rund 40 weiteren Fahrgästen vor einigen Wochen nachts am Neusser Bahnhof vergeblich auf den versprochenen Anschlussbus, der sie nach Mönchengladbach bringen sollte. Einige Wochen nach der nächtlichen Odyssee können sie wieder

Foto: Busch Franz-Heinrich sen.

Es war ein rundum vergnüglicher Abend - bis auf die Heimfahrt: Vom Düsseldorfer Hauptbahnhof bis nach Viersen brauchten Hildegard Nestler (74) und ihre Schwester Gisela Michaelis (75) nach einem Konzertbesuch an einem Freitagabend gut drei Stunden. Erst kam die S-Bahn zu spät, dann endete die Fahrt am Neusser Bahnhof. Dort standen die alten Damen nach Mitternacht dann. Der versprochene Anschluss-Bus, der sie wie geplant nach Mönchengladbach hätte bringen sollen, war nicht da. Ein informierter Mitarbeiter ebenso wenig.

"Wir waren etwa 40 Fahrgäste. Die wussten alle nicht wohin. Der Bahnhof war verwaist. Ein Taxi wollten wir nicht nehmen, weil das sehr teuer geworden wäre", erzählt die 74-jährige Viersenerin. Nach und nach hätten sich die ratlosen Fahrgäste in alle Himmelsrichtungen zerstreut. "Also haben wir meinen Mann angerufen. Der ist von Mönchengladbach nach Neuss gefahren und hat uns abgeholt", erzählt Hildegard Nestler. Gegen 2.30 Uhr morgens endete die Odyssee zu Hause.

Verärgert über den abenteuerlichen Abschluss des Abends waren die Damen aber doch. Sie hatten ein Konzert von Vicky Leandros in der Düsseldorfer Tonhalle besucht. "Im Carsch-Haus hatten wir uns vorher einen Killepitsch gegönnt, das Konzert war schön, die Stimmung gut. Unsere S-Bahn nach Mönchengladbach sollte planmäßig um 23.33 Uhr losfahren", erinnert sich Nestler.

Als die S-Bahnlinie 8 mit einer halben Stunde Verspätung kam, trübte das ihre Stimmung zunächst kaum. Im Zug gab es dann die nächste Überraschung. Per Durchsage teilte die Deutsche Bahn ihren Fahrgästen mit, dass der Zug in Neuss ende. "Wir sollten uns in Richtung Theodor-Heuss-Platz begeben, hieß es in der Durchsage. Dort stünden Ersatzbusse für die Weiterfahrt nach Mönchengladbach", berichtet Nestler. Nur, dass in Neuss weder ein Bus noch ein Mitarbeiter zu sehen gewesen sei.

Die Deutsche Bahn bestätigte auf Nachfrage unserer Redaktion den Vorfall. Zwischen Düsseldorf-Gerresheim und Düsseldorf-Hauptbahnhof habe es zur fraglichen Zeit Anfang Mai eine Streckensperrung wegen Bauarbeiten gegeben. "Um eine Weiterreise in Richtung Neuss anzubieten, wurden ab Düsseldorf zusätzliche Züge eingesetzt. Der Zug kam gegen 0.18 Uhr in Neuss an und endete dort", bestätigt Bahnsprecher Franz Heumüller. Eine Weiterreise per Zug wäre um 0.32 Uhr ab Neuss möglich gewesen. Allerdings habe es im Zug die falsche Durchsage gegeben, räumt Heumüller ein. Sie habe auf einen Bus und nicht auf den Zug verwiesen. "Es handelt sich um menschliches Versagen. Dafür möchten wir uns ausdrücklich entschuldigen", sagt der Bahnsprecher.

Die Seniorinnen befriedet das nicht ganz: "Uns ist es das erste Mal passiert, aber von meiner Tochter höre ich so etwas immer wieder", sagt Gisela Michaelis.

(RP)
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