Viersen Ausstellung weckt Kindheitserinnerungen

Viersen · Die Präsentation "Kindheit am Niederrhein" in der Villa Marx wurde mit alten Spottliedern eröffnet

 Reifen, Roller, ein Ball und ein Gesellschaftsspiel: ein Blick in die Ausstellung "Kindheit am Niederrhein".

Reifen, Roller, ein Ball und ein Gesellschaftsspiel: ein Blick in die Ausstellung "Kindheit am Niederrhein".

Foto: Busch

"Wunderbar, vor allem kein Spottlied auf Dülken", freute sich Volker Müller über die ersten Verse, die Hella von den Berg zur Eröffnung der Ausstellung "Kindheit am Niederrhein" im Viersener Salon in der Villa Marx vortrug. Und Bürgermeisterin Sabine Anemüller sang begeistert das Lied "Et brennt, et brennt, die Feuerwehr rennt" mit. Ob "Schlaf Kindlein schlaf", "Hoppe, hoppe Reiter" oder das Abendgebet - die mehr als 80 Besucher sangen und sprachen die Texte mit, als hätten sie sie gerade noch mit Mutter oder Vater gesprochen.

Irmgard Terporten, von Hildegard Bex an der Gitarre begleitet, sang die Lieder, Hella von den Berg hatte die Abzählreime vorbereitet. Alle ließen sich in ihre Kindheit zurückversetzen, schallendes Gelächter kam auf, als vom "Köllsche pische" die Rede war. Die Jungs gruben mit ihren Holzschuhen ein Loch in den Weg, pinkelten und schoben Murmeln hinein und die Mädchen mussten in die Brühe fassen und die Murmeln herausholen. Schnell fanden sich in der Ausstellung die Besucher am besagten "Köllsche" zusammen und erzählten von damals.

"Toll, wunderschön. Wir haben alle mitgesungen", meinte Inge von den Bruck. Und Anne Bieler, die im Münsterland aufgewachsen ist, erzählte: "Die Reime und Lieder waren bei uns die gleichen wie hier am Niederrhein." Kurator René Franken, der noch schnell die letzten Ausstellungsstücke einsortierte, sagte: "Das Alleinstellungsmerkmal für den Niederrhein ist nur die Mundart."

Auch Inge Breidenbach war ganz Ohr, dann ging sie an den Touchscreen, um alle Einzelheiten des St. Irmgardis-Lyzeums nachzusehen: "An diesem Tisch habe ich gesessen, Nummer. elf, und in diesem Bett habe ich geschlafen." Viele Kindheitserinnerungen wurden bei den Besuchern plötzlich wach, so dass Heimatvereinsvorsitzender Albert Pauly überzeugt war: "Zwei Stunden werden für diese Ausstellung nicht genügen, Sie müssen alle wiederkommen." Und dann vertieften sich vor allem die Frauen in die Exponate: "Wir haben auch Kartoffeln sammeln müssen und Kartoffelkäfer auflesen." Nur die Kinderarbeit in den Fabriken war kein Thema mehr.

(flo)
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