Interview mit Alice Merton "Auf der Bühne kann ich ich selbst sein"

Viersen · Beim Festival "Eier mit Speck" sorgte die Popsängerin Alice Merton ("No Roots") mit ihrer Stimme für Glücksgefühle. Abseits der Bühne erzählt sie, wie man es schafft, im Radio gespielt zu werden und warum sie keine Zeit für eine Beziehung hat

 Alice Merton ("No Roots").

Alice Merton ("No Roots").

Foto: Dieter Mai

"No Roots" läuft ja derzeit im Radio rauf und runter. Wie schafft man so etwas, steckt da eine Strategie der Plattenfirma dahinter?

Alice Merton Natürlich haben wir auch einen tüchtigen Radio-Promoter im Team. Die ersten Anzeichen für den Erfolg sind aber gar nicht im Radio passiert, sondern online. Wir hatten den Song auch auf Soundcloud veröffentlicht, dadurch wurden viele Musik-Blogs darauf aufmerksam. Es gab zahlreiche Rezensionen, und die Leute sprachen darüber. Irgendwann waren wir dann die Nummer Eins auf Hype Machine, einem globalen Indie-Blog und dann auch bei Spotify Global Viral 50. Dadurch wurden die Radiosender auf den Track aufmerksam und spielten uns. Dazu kam dann noch das Glück, dass den Radiohörern das Stück offenbar gut gefiel, es wurde sehr oft gewünscht.

Sie haben Ihre Debut-EP auf Ihrem eigenen Label rausgebracht. Wie kamen Sie dazu, mit 23 eine eigene Plattenfirma zu gründen?

Merton Keine andere Plattenfirma stand wirklich dahinter. Wir hatten Gespräche mit Universal und Sony, aber da hieß es immer: Ja, das finden wir ganz cool, aber lass uns noch ein paar Sessions machen. Ich wollte aber nicht noch ein Jahr warten und war einfach überzeugt, dass alles genau richtig war so wie es war. Wenn die großen Firmen das Risiko scheuen, musst du eben selbst das Risiko eingehen, und wenn du Glück hast, funktioniert es.

Ich habe vorhin ein paar Festival-Besucher nach einem Tipp gefragt, was ich Sie fragen soll. Da kam als erstes: Frag bitte, ob sie Single ist.

Merton Wie süß! (lacht) Dadurch, dass ich aktuell sehr viel unterwegs bin mit meiner Band, habe ich im Moment einfach keine Zeit für eine Beziehung. Und ich will auch jetzt keine. Jetzt will ich einfach Musik machen und Songs schreiben. Meine Musik ist mir sehr, sehr wichtig, sie ist ein Teil von mir. Das klingt vielleicht ein bisschen streberhaft, aber wenn meine Kommilitonen an der Popakademie in Mannheim am Wochenende Party gemacht haben, bin ich nach Berlin ins Studio gefahren. Ich mag das. Für mich ist die Arbeit im Studio mein "Spaß haben". Da sind so viele Songs, die noch geschrieben werden wollen.

Wie wichtig ist es für Sie, live vor Publikum zu spielen?

Merton Sehr wichtig. Auf der Bühne kann ich ich selbst sein. Dann habe ich das Gefühl, dass ich genau das zeigen kann was ich empfinde wenn ich die Songs schreibe. Ich hätte nie gedacht, dass mir das so gut gefallen würde, immer unterwegs zu sein und vor ganz vielen Leuten meine Musik zu spielen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE DIETER MAI.

(dmai)
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