Viersen Auf das Aussehen kommt es an

Viersen · Mit der Kartoffelernte sind die Landwirte für diese Saison durch. Damit Kunden das ganze Jahr über mit der Knolle versorgt sind, lagern Bauern wie Bernd Drößer sie im Winter ein. Auf den Teller kommt nur, was gut aussieht

 Bernd Drößer auf einem seiner Kartoffelfelder in Dülken. Weil die Knolle sehr empfindlich ist, muss der Landwirt seine Arbeitsschritte gut planen.

Bernd Drößer auf einem seiner Kartoffelfelder in Dülken. Weil die Knolle sehr empfindlich ist, muss der Landwirt seine Arbeitsschritte gut planen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Bernd Drößers Felder sind leer geerntet, die Halle auf seinem Hof in Dülken ist dafür voll bis oben hin. Seit Dienstag ist der Landwirt mit der diesjährigen Kartoffelernte durch, die letzten Knollen lagern nun in Kisten. Die Arbeit ist damit aber für ihn nicht vorbei. Jetzt ist es Zeit, die ersten Kartoffeln für den Verkauf vorzubereiten.

 Zwei reife Kartoffeln, aber nur die obere landet im Verkauf — dank ihrer glatten Oberfläche. Die andere verwenden die Drößers als Futter für Kühe.

Zwei reife Kartoffeln, aber nur die obere landet im Verkauf — dank ihrer glatten Oberfläche. Die andere verwenden die Drößers als Futter für Kühe.

Foto: Emily Senf

Drößers Kartoffeln wachsen auf seinen Feldern rund um seinen Hof am Ransberg in Dülken, bis zu 15 Kilometer liegen sie entfernt. Ende Februar hat der 50-Jährige gepflanzt, rund 100 Tage später die ersten Frühkartoffeln aus der Erde geholt. Knapp 40 Prozent seiner Ernte verkauft er im Sommer, in seinem Hofladen oder an Händler. Der Rest geht in die Lagerung - und wird bis ins Frühjahr hinein verkauft.

 Die Maschine sortiert die Kartoffeln auf dem Drößerhof nach ihrer Größe.

Die Maschine sortiert die Kartoffeln auf dem Drößerhof nach ihrer Größe.

Foto: Senf

Die frühen Kartoffeln setzt der Landwirt immer mit ein bisschen mehr Abstand zwischen den Pflanzen. Die rund 38 Zentimeter Platz zwischen ihnen sollen für einen früheren Erntestart sorgen. Die späteren Pflanzen stehen etwa zehn Zentimeter dichter beieinander. "Dadurch wachsen die Knollen langsamer und gleichmäßiger", erklärt Drößer. Für die Industriekartoffeln, die einmal zu Pommes werden oder in Fertiggerichten landen sollen, darf der Boden einen höheren Sandanteil haben. "Der kratzt mehr, aber bei der Industriekartoffel ist die Optik egal", sagt der Dülkener. Für Speisekartoffeln wählt er dagegen die besseren Böden mit überwiegend Lehm und Löss.

 Bis zum Verkauf lagern die Drößers ihre Kartoffeln in einer großen Halle — gekühlt und gut belüftet.

Bis zum Verkauf lagern die Drößers ihre Kartoffeln in einer großen Halle — gekühlt und gut belüftet.

Foto: Emily Senf

Die Kartoffelpflanze braucht während des Wachstums eine gleichmäßige Wasserversorgung, sonst bleiben die Knollen klein oder werden unförmig. In diesem Jahr musste der Kartoffelbauer seine Felder, auf denen Frühkartoffeln gewachsen sind, künstlich beregnen, es war schlicht zu trocken. Für die spätere Ernte dagegen fiel ausreichend Regen auf die Felder. Die Kartoffeln wurden dick, die Erträge waren überdurchschnittlich hoch. Das wiederum drückte auf den Preis. "Der ging um die Hälfte zurück", erinnert sich Drößer. "Aber über die Jahre sind wir zufrieden."

Der Dülkener Hof ist seit 1912 in Familienbesitz, Bernd Drößer betreibt ihn seit 1993 in vierter Generation. 1999 hat er gänzlich auf Kartoffeln umgestellt, davor gab es noch Kühe, Schweine und Hühner. Im Laufe der Jahre ist der Anteil der Speisekartoffel in seinem Betrieb immer größer geworden, obwohl der Konsum pro Kopf gesunken ist. "Das Waschen und Pellen ist lästig", vermutet Ehefrau Cäcilie Drößer. Dabei seien lose Kartoffeln viel günstiger als ein Fertiggericht, sagt sie: "Ein 12,5-Kilogramm-Sack kostet nur sechs bis acht Euro." Gleichzeitig würden aber eben auch die Haushalte kleiner. "So große Säcke kauft kaum noch einer", sagt die 50-Jährige. Neben den Kartoffeln baut das Ehepaar noch Getreide und Zuckerrüben an. Mit anderen Landwirten tauscht es untereinander die Felder, um die Böden durch wechselnden Anbau zu schonen.

In der großen Halle auf dem Drößerhof lagern derzeit die Kartoffeln. Jede Kiste fasst etwa 1,2 Tonnen an Knollen, zirka 2700 der Holzboxen stehen in der Halle. Hinzu kommen rund 1000 Tonnen Kartoffeln, die lose gelagert werden. Je nach Sorte werden sie bei fünf bis sechs Grad gekühlt, damit sie nicht keimen. Die Kisten haben Schlitze, um den Kartoffeln Luft zu lassen, diese wird durch den Lüfter der Halle von oben drüber geworfen, erklärt Drößer.

Wenn er im Sommer auf dem Feld ist, erntet er 150 bis 250 Tonnen Kartoffeln täglich. Natürlich kommt es dabei auf das Wetter an; wenn es zu nass ist, kann er mit dem schweren Trecker nicht raus. Auf dem Hof sortiert eine Maschine die Kartoffeln nach ihrer Größe und rüttelt Laub und Steine heraus. Ungewaschen kommen die Knollen in die Kisten und die in die kühle, dunkle Halle. In den nächsten vier Wochen befinden sich die Knollen in einer Schwitzphase und dürfen nicht bewegt werden, "sonst löst sich die Schale oder es gibt braune Stellen", erklärt Drößer. Jetzt bereitet er Kartoffeln, die er vor fünf bis sechs Wochen eingelagert hat, für den Transport zum Verpacker vor. Dort wird jede Kartoffel nach dem Waschen etwa 20-mal automatisch fotografiert - welche nicht der Qualitätsnorm entspricht, etwa nicht eben genug ist, wird aussortiert. "Das Erscheinungsbild muss optimal sein", sagt Cäcilie Drößer. Für das Ehepaar bedeutet das einen Verlust von 15 bis 25 Prozent, der als Futter beispielsweise für Kühe genutzt wird.

15 Sorten haben die Drößers im Angebot. "Die Kartoffel ist sehr empfindlich", sagt Drößer. Darum tauscht er jährlich einige Sorten aus, etwa weil sie hohe Temperaturen nicht vertragen. Beliebt bei den Kunden sind Antonia, Annabelle, Allians, Belana und Marabell.

Der Nachwuchs steht bei den Drößers schon in den Startlöchern. Der jüngste Sohn Dominik (16) geht noch zur Schule, aber Tobias (18) und Niklas (20) machen eine Ausbildung zum Landwirt in anderen Betrieben.

(RP)
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