Schwalmtal Anwohner klagen über Autos auf Feldweg

Schwalmtal · Der Wirtschaftsweg zwischen den Schwalmtaler Sektionen Dilkrath und End wird von Autofahrern gern als Abkürzung genutzt. Das ist den Behörden bekannt — doch Sanktionen drohen offenbar nur wenigen

 Michael Drenker gehört zu den Anwohnern in End und Dilkrath, die eine Sperrung des Wirtschaftsweges befürworten würden. Für den Kfz-Verkehr ist die Durchfahrt eigentlich verboten, doch viele halten sich nicht daran.

Michael Drenker gehört zu den Anwohnern in End und Dilkrath, die eine Sperrung des Wirtschaftsweges befürworten würden. Für den Kfz-Verkehr ist die Durchfahrt eigentlich verboten, doch viele halten sich nicht daran.

Foto: Busch

"Wenn man an meinem Haus ist, kann man Gas geben bis Ultimo", sagt Michael Drenker. Er wohnt seit fünf Jahren in der kleinen Schwalmtaler Sektion End. Von dort führt ein Wirtschaftsweg ins benachbarte Dilkrath. Und den nutzen nicht nur Landwirte, Spaziergänger, Radfahrer und mit Sondergenehmigung auch der Schulbus, sondern auch viele Autofahrer. Das dürfen sie eigentlich nicht - der Wirtschaftsweg ist der Nutzung durch land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge vorbehalten. Die übrigen Autofahrer setzen sich über das Durchfahrtsverbot hinweg.

Und das sind nach Einschätzung von Anwohnern nicht wenige: "Alles, was von Wegberg oder Waldniel kommt, nimmt hier die Abkürzung durchs Feld", hat Kai Wehner festgestellt. Er zog vor 16 Jahren nach End. Im Vergleich zu damals habe der Verkehr dort deutlich zugenommen, sagt er: "Seit in Dilkrath Tempo 30 und ein Blitzer eingerichtet wurden, wählen viele Autofahrer den Wirtschaftsweg." Der sei durch die neue Asphaltierung vor einigen Jahren attraktiver geworden für Autofahrer, glauben die Nachbarn - denn die im Westen von Schellerbaum nach Dilkrath verlaufende K7 (Gendohr) habe immer wieder Schlaglöcher, die im Osten verlaufende L3 (Renneperstraße) sei eng. Kein Wunder also, dass der Wirtschaftsweg bei Autofahrern so beliebt sei, meinen die Anwohner.

Die Nachbarn erzählen, dass viele Autofahrer sehr schnell unterwegs sind - und nicht immer rücksichtsvoll auf Spaziergänger reagieren. "Viele Pendler sind genervt", sagt Bernhard Wilms, der seit 14 Jahren in End wohnt. "Sie schimpfen, weil sie abbremsen müssen, wenn da jemand spazieren geht."

In ihrer Not wandten sich mehrere Nachbarn bereits an die Gemeindeverwaltung, an die Kreispolizeibehörde Viersen und an die Kreisverwaltung. Die Problematik sei bekannt, heißt es von den Behörden - doch sie machen den Anwohnern auch wenig Hoffnung, dass sich die Situation ändern lässt. "Ja, dort fahren zweifelsohne zu viele Autos", sagt Bernd Gather, Leiter des Planungsamts bei der Gemeinde Schwalmtal. Er könne die Bedenken der Anwohner hundertprozentig verstehen. Bei einer Verkehrszählung habe man mehr als 300 Fahrzeuge gemessen. Ziehe man Radfahrer ab, blieben immer noch mehr als 200 motorisierte Fahrzeuge am Tag, "und diese Zahl ist effektiv zu hoch", so Gather.

Schon 2016 hatte ein Bürger aus Dilkrath bei der Gemeinde beantragt, den Wirtschaftsweg für den Kfz-Verkehr zu sperren. Der Weg werden "täglich zu allen Zeiten verbotenerweise von Kraftfahrzeugen aller Art befahren", führte der Antragsteller aus. Und weiter: "Der Verkehr nimmt derart überhand, dass dort Fußgänger und Radfahrer stark gefährdet sind und es immer wieder zu brenzligen, ja lebensgefährlichen Situationen kommt." Fußgänger könnten kaum ausweichen, Autofahrer nutzten den Weg als "Rennstrecke".

Weil das Straßenverkehrsamt des Kreises Viersen für eine Sperrung verantwortlich wäre, schickte die Gemeindeverwaltung das Schreiben des Dilkrathers zur Kreisverwaltung. Die erklärte, dass der Weg bereits durch Verkehrszeichen für den Kfz-Verkehr gesperrt sei. Würden sich die Verkehrsteilnehmer daran halten, gebe es auch keine Gefahr für Fußgänger oder Radfahrer. Das Verbot durchzusetzen, sei nicht Sache der Straßenverkehrsbehörde, sondern der für den fließenden Verkehr zuständigen Ordnungskräfte - sprich: der Polizei. An die Polizei verweist das Straßenverkehrsamt auch aktuell. Mit dem Durchfahrtsverbot seien aus Sicht der Straßenverkehrsordnung bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft, teilte Kreissprecher Benedikt Giesbers auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Zu dem gleichen Ergebnis sei die Bezirksregierung in Düsseldorf gekommen. Der Kreis Viersen habe auch keine Möglichkeit, mit seinem Radarwagen auf dem engen Wirtschaftsweg Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. Mögliche bauliche Eingriffe, um eine Durchfahrt zu verhindern, seien Sache der Gemeinde Schwalmtal. Allerdings müssten die Flurstücke weiterhin erreichbar sein, bauliche Eingriffe mit Landwirten oder Pächtern abgesprochen werden.

Der Polizei sei die Stelle bekannt, so Sprecherin Antje Heymanns: "Wir wissen, dass es dort verbotswidrige Handlungen gibt." Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kontrolliere die Polizei auch - allerdings habe die Stelle keine Priorität. Sollte die Polizei sehen, dass ein Autofahrer verbotenerweise über den Wirtschaftsweg fährt, gebe es ein Verwarngeld in Höhe von zehn Euro.

Den Vorwurf, dass erst die neue Asphaltierung den Wirtschaftsweg attraktiver für Autofahrer gemacht habe, will Planungsamtsleiter Bernd Gather nicht gelten lassen: "Ein instandgesetzter Wirtschaftsweg lädt sicherlich dazu ein, ihn zu nutzen", so Gather. "Aber das Fehlverhalten einiger kann kein Grund sein, einen Weg vergammeln zu lassen. Eine Verkehrslenkung durch Schlaglöcher ist keine Option."

(RP)
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