Kreis Viersen Anwalt zieht Prozess gegen Lothar Vauth in die Länge

Kreis Viersen · Was Verteidiger Daniel Wölky gestern vor dem Krefelder Landgericht darbot, erinnerte sehr an eine Zermürbungstaktik, die der Anwalt bereits seit dem zweiten Prozesstag zu verfolgen scheint. Die angekündigte Besetzungsrüge begründete Wölky mündlich und las dafür minuziös aus den Akten der Staatsanwaltschaft vor. Zum Schluss meinte der Verteidiger fast schon süffisant, nicht er habe die Anklage gemacht. Mit der Begründung seines Einwandes gegen die Besetzung der Zweiten Großen Strafkammer wurde er dann aber nur fast fertig.

 Im Rollstuhl vom Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg ins Landgericht Krefeld gebracht: der Angeklagte Lothar Vauth.

Im Rollstuhl vom Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg ins Landgericht Krefeld gebracht: der Angeklagte Lothar Vauth.

Foto: THOMAS LAMMERTZ

Mit den Barabhebungen und unbaren Überweisungen, die nach den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft dem Angeklagten und ehemaligen SPD-Landratskandidaten Lothar Vauth und seiner Frau Jessica vorgeworfen werden, ergibt sich eine Schadenssumme von mehr als 1,9 Millionen Euro. Die Krefelder Sozietät Dr. Stöber, Oehring und Partner ging daran zu Grunde und musste Insolvenz anmelden. Der angeklagte Lothar Vauth war als Rechtsanwalt Partner dieser Anwaltskanzlei, seine ebenfalls angeklagte Frau Jessica war dort Büroleiterin und steuerte damit die Finanzen der Sozietät.

Aus den gestern vorgelesenen Unterlagen der Staatsanwaltschaft geht aber hervor, dass es nicht bei der Schadenssumme von 1,9 Millionen Euro geblieben sei. Vielmehr soll Lothar Vauth den Schaden teilweise ausgeglichen haben, und zwar mit beträchtlichen Summen. Nach den bisher genannten Vorgängen handelt es sich bei den Bareinzahlungen oder Überweisungen um Tausenderbeträge, von 3500 bis 17.010 Euro, oft mehrere Beträge innerhalb eines Monats. Später bei der Vernehmung der Angeklagten und der Zeugen dürfte es spannend werden, wie die Vorgänge genau vonstatten gingen, ob es einem Schuldeingeständnis des Angeklagten - der kein Geständnis abgelegt hat - gleichkommt.

So richtig Spaß scheint Verteidiger Daniel Wölky das stundenlange Vorlesen aus den Akten nicht zu machen. Der junge Fachanwalt für Strafrecht ist Partner der Kanzlei Gercke Wollschläger in Köln. Auf der Internetseite dieser Kanzlei heißt es über Wölky: "Er verteidigt regelmäßig in allen Bereichen des Wirtschaftsstrafrechts, insbesondere mit Bezug zur Bau- und Immobilienbranche, aber auch in Kapitalstrafsachen und sonstigen Umfangsverfahren. Zuletzt verteidigte er den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden im Teldafax-Verfahren vor dem LG Bonn, im Kölner AWB-Korruptionskomplex sowie dem Essener Kanal-Kartell." Immer ging es um beträchtliche Schäden oder um Bestechungen von Zulieferfirmen.

In einem Punkt ist die Zermürbungstaktik der Verteidiger aufgegangen. Das Interesse am Prozess ist zurückgegangen. Gestern saß ein Zuhörer vorübergehend im Saal.

Nächster Verhandlungstag ist der 16. Mai.

(RP)
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