Schwalmtal Amokeinsatz kostet 50 000 Euro

Schwalmtal · Wegen einer Amokdrohung gegen das Schulzentrum in Waldniel mussten Spezialeinsatzkräfte der Polizei gestern drei Schulen abriegeln. Eltern und Schüler stehen unter Schock. Urheber der Aktion: ein 15-Jähriger.

15-Jähriger droht mit Amoklauf
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Ein zwölfjähriges Mädchen hörte gestern Morgen im Schulbus Unfassbares: Er wolle am Waldnieler Schulzentrum für "Trouble" sorgen und habe auch eine Waffe unter dem Pullover, erzählte ein 15-jähriger Schüler im Bus einem anderen (12). Das Mädchen vertraute sich der Schulleitung an, die sofort die Polizei informierte. Über 150 Beamte, darunter Teile einer Hundertschaft und Spezialeinsatzkräfte, riegelten das Schulzentrum mit Realschule und Gymnasium sowie die Europaschule Waldniel in der Nähe ab. Die Lehrer schlossen die Klassentüren von innen ab, versuchten die Schüler zu beruhigen. Ein 13-jähriges Mädchen berichtete, viele in ihrer Klasse hätten heftig zu weinen begonnen. Ein 16-Jähriger, der gerade im Mathe-Unterricht saß, sagte später: "In meiner Klasse war alles ruhig, wir haben gedacht, das ist wieder so ein Trittbrettfahrer."

Ein klassischer Fall von "Trittbrettfahrer" sei der Einsatz allerdings nicht gewesen, wie Polizeichef Utz Schmidt gestern sagte: "Da haben wir normalerweise mehr Vorlaufzeit." Erst am Mittwoch hatte die Polizei einen 16-Jährigen aus Brüggen festgenommen, der am Vorabend im Internet einen Amoklauf an der Waldnieler Realschule angekündigt hatte, der Fall wird bereits am kommenden Dienstag verhandelt. In der Nacht zu gestern nahmen Beamte einen 19-Jährigen fest, der im Internet eine Drohung gegen eine Nettetaler Schule ausgesprochen hatte. Im aktuellen Fall habe man nicht anders reagieren können, als sofort alle Kräfte zu mobilisieren, erklärte Schmidt. "Wenn wir davon ausgehen müssen, dass ein bewaffneter potenzieller Amokläufer gerade unterwegs zu einer Schule ist, können wir nicht erst zwei, drei Stunden ermitteln."

Viele Eltern harrten am Morgen über Stunden zum Teil weinend vor dem Schulzentrum aus, hielten über Handy Kontakt zu ihren Kindern in der Schule. "Ich habe gedacht: Das kann doch nicht sein, doch nicht hier bei uns", sagte Birgit Heitmann, die vor der Schule auf ihren Sohn wartete. Zeitgleich waren die Einsatzkräfte in die Hauptschule Niederkrüchten gestürmt, weil die junge Zeugin aus dem Bus die Jungen als Schüler dieser Schule kannte. Dort waren der 12- und der 15-Jährige allerdings nicht zu finden. Gegen elf Uhr schließlich entdeckten die Ermittler die beiden Gesuchten in Waldniel — sie hatten die Schule geschwänzt, Waffen hatten sie keine dabei. Daraufhin konnten die über 2000 Schüler des Schulzentrums nach Hause. Auf die Eltern des 15-Jährigen, der gestern Nachmittag noch vernommen wurde, dürften erhebliche Kosten zukommen. Ersten Schätzungen der Polizei zufolge liegen sie bei bis zu 50.000 Euro.

(RP)
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